Auf einer Stufe mit Senna, Schumacher und Hamilton
Max Verstappen erneut Formel-1-Weltmeister: Schon jetzt einer der Besten aller Zeiten - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 07.10.2023
- 22:52 Uhr
- Chris Lugert
Max Verstappen ist zum dritten Mal Formel-1-Weltmeister. In seiner aktuellen Verfassung dürfte es nicht der letzte Titel gewesen sein. Schon jetzt ist er eine Legende des Sports. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Überraschend war der Titelgewinn von Max Verstappen im Sprint von Katar nicht mehr. Platz sechs hätte ihm bereits gereicht, um sich zum dritten Mal zum Formel-1-Weltmeister zu krönen. Aber die Rechenschieber hätte man ohnehin nur auspacken müssen, wenn Teamkollege Sergio Perez vor ihm gelandet wäre. Guter Witz!
Dieser Verstappen anno 2023 war eine Dominanz-Maschine, wie sie die Formel 1 selten gesehen hat - und die Formel 1 hat schon viele Dominatoren gesehen. Der Mexikaner Perez war nicht zu beneiden, wie er Rennwochenende für Rennwochenende vom 26 Jahre alten Niederländer gebügelt wurde. Konkurrenz für Verstappen? War nirgends zu sehen.
Kritiker an Verstappen gibt es genug. Er sitzt im besten Auto - stimmt. Er hat ein Team, das sich voll und ganz auf ihn fokussiert - auch richtig. Aber entscheidend in der Formel 1 sind nicht nur die Umstände, sondern auch, was ein Fahrer daraus macht.
Und die Art und Weise, wie der gebürtige Belgier in diesem Jahr die Szenerie bestimmt hat, seine Qualitäten am Steuer, seine inzwischen dermaßen ausgeprägte Reife und der immer noch ungebrochene Ehrgeiz - all das macht ihn schon jetzt zu einem der Größten der Formel-1-Geschichte.
Ob Ayrton Senna, Michael Schumacher, Alain Prost, Lewis Hamilton oder auch Sebastian Vettel - sie alle prägten jeweils eine eigene Ära. Verstappen reiht sich mit dem aktuellen Zyklus nahtlos dort ein. Alle Genannten verfügten in ihren besten Zeiten stets über das beste Auto. Aber sie alle hatten noch so viel mehr zu bieten.
Das Wichtigste zur Formel 1
Dass Verstappen kein gewöhnlicher Rennfahrer ist, davon war Red Bull früh überzeugt. Schon als 17-Jährigen setzten sie ihn 2015 ins Cockpit beim Nachwuchsrennstall Toro Rosso (heute: AlphaTauri). Ein Jahr später wurde er mitten in der Saison ins A-Team Red Bull hochgezogen - und gewann gleich im ersten Rennen für das neue Team seinen ersten Grand Prix.
Verstappen trieb die Teamkollegen zur Verzweiflung
Verstappen machte damals noch Fehler, er traf falsche Entscheidungen und war übermütig. Auch das zeichnet die ganz Großen aus. Sie überreizen das Limit, weil sie nicht akzeptieren wollen, dass es ein Limit für sie gibt. Doch mit den Jahren und zunehmender Reife nahmen die Fehler ab - und Verstappen war nicht mehr zu stoppen.
Vor allem seine Teamkollegen mussten das auf bittere Art und Weise erkennen. In der Formel 1 ist der Garagennachbar immer der erste Gegner, in Verstappens Fall waren es eher Opfer. Daniel Ricciardo wanderte nach der Saison 2018 entnervt zu Renault ab, Pierre Gasly und Alexander Albon wurden degradiert bzw. gefeuert. Und Perez droht womöglich bald ein ähnliches Schicksal.
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Ende der Dominanz nicht absehbar
Ein Ende der Verstappen-Festspiele ist nicht abzusehen. Sein Vertrag bei Red Bull läuft bis 2028, die technischen Regeln sind bis einschließlich 2025 mehr oder weniger stabil, erst 2026 kommt es zu einer großen Novelle. "Wir pushen weiter", sagte er nach dem Titelgewinn in Katar - aktuell kann es keine größere Drohung in der Formel 1 geben.
Die zehn knappsten Meisterschaften der Formel-1-Geschichte
Mit seinen 26 Jahren ist Verstappen für einen Rennfahrer immer noch auf der jungen Seite anzusiedeln. Zum Vergleich: Schumacher war bei seinem dritten Titel 31 Jahre alt, Hamilton 30. Mit jeweils sieben Weltmeisterschaften halten die beiden aktuell den Rekord, für Verstappen ist es bis dahin noch ein Stück des Weges.
Doch wenn es einer schaffen kann, dann er. In seiner aktuellen Form gehen mindestens die kommenden beiden Titel nur über Verstappen. Was danach im Zuge der neuen Regeln passiert, bleibt abzuwarten. Im Olymp der Formel 1 ist er ohnehin bereits jetzt angekommen.