Motorsport Formel 1
Maximal 18 Runden: FIA & Pirelli erzwingen Dreistoppstrategie in Katar
Um die Sicherheit der Reifen zu gewährleisten, findet der Grand Prix von Katar auf dem Losail International Circuit unter Einschränkungen statt. Effektiv muss jeder Fahrer drei Pflichtboxenstopps einlegen, um potenziellen Reifenschäden vorzubeugen. Das hat die FIA am Sonntagnachmittag nach Konsultation mit Reifenhersteller Pirelli entschieden.
Pirelli gibt pro Reifensatz eine Maximaldistanz von 18 Runden vor, was bei einer Renndistanz von 57 Runden bedeutet, dass de facto eine Dreistoppstrategie Pflicht ist. Mit zwei Boxenstopps könnte man maximal 54 Runden zurücklegen - um drei Runden zu wenig. Welche Reifenmischungen dabei eingesetzt werden, ist den Fahrern und Teams aber freigestellt.
Nach dem F1-Sprint führte Pirelli eine Untersuchung der gebrauchten Reifen durch. Diese gestaltete sich aber schwierig, weil wegen der Safety-Car-Phasen de facto nur zehn komplette Runden im vollen Renntempo gefahren wurden. Also schaute man sich besonders die Reifen jener Fahrer an, die den F1-Sprint mit gebrauchten Reifen begonnen hatten.
Dabei zeigte sich unter dem Mikroskop das gleiche Phänomen wie nach dem Freitagstraining: Durch die Vibrationen, die von den Randsteinen erzeugt werden, löst sich nach und nach die obere Gummischicht an der Reifenschulter von der darunter liegenden Karkasse - und zwar so, dass das möglicherweise bei längerer Laufzeit zu Reifenschäden führen könnte.
Hamilton übt Kritik am Reifenfiasko von Katar
Die Änderung der Tracklimits, die man in der Nacht von Freitag auf Samstag vorgenommen hatte, war als Maßnahme also nicht ausreichend, um einen sicheren Verlauf des Grand Prix ohne zusätzliche Auflagen zu gewährleisten. Ein Problem, das im Hinblick auf 2024 gelöst werden muss - und das, zumindest laut Lewis Hamilton, schon längst gelöst sein könnte.
Er findet, dass sich die Formel 1 auf Katar schlecht vorbereitet hat: "Wir haben so wenig Tests, und da testen wir nicht auf einer Strecke mit so hardcore schnellen Kurven wie hier. Ich hatte in einem Meeting vorgeschlagen, dass wir die drei Testtage vor Saisonbeginn hier machen, weil das die härteste Strecke für die Reifen überhaupt ist."
Carlos Sainz stimmt zu: "Es ärgert mich, dass wir 2021 schon hier waren und wir zwei Jahre Zeit hatten, mit diesen schlechten Randsteinen was zu machen. Sie haben neu asphaltiert, aber aus irgendeinem Grund scheint die FIA auf diesem Design der Randsteine bestanden zu haben, das die Pirellis killt. Ich gebe nicht Pirelli die Schuld, aber irgendwas läuft da nicht richtig."
"Wenn es für die Sicherheit notwendig ist, machen wir es so", sagt er über die Maßnahmen für das Rennen, unterstreicht aber im gleichen Atemzug: "Das gefällt mir natürlich nicht." Hamilton nickt: "Wir müssen unsere organisatorischen Fähigkeiten und solche Prozeduren sicher verbessern. Wir brauchen ein besseres Produkt, einen besseren Reifen."
Auch für den Mercedes-Fahrer steht aber fest: "Das ist sicher nicht die alleinige Schuld des Herstellers. Wer auch immer bei der FIA die Entscheidungen trifft: Die schwersten Autos aller Zeiten, mehr Anpressdruck als je zuvor - da kommen solche Reifenprobleme nicht unerwartet. Das müssen sie sich definitiv anschauen."
Wie Pirelli das Problem entdeckt hat
Pirelli hatte bei der routinemäßigen Untersuchung der zurückgegebenen Trainingsreifen am Freitag festgestellt, dass sich bei längerem Gebrauch die seitliche Gummischicht der Reifen an den Schultern von der Karkasse löst. Als Ursache dafür wurden die aggressiven Randsteine in Katar ausgemacht, mit einem fünf Zentimeter hohen Profil in Pyramidenform.
Für Samstag wurden die Tracklimits in Kurve 12/13 um 80 Zentimeter nach innen versetzt, um zu verhindern, dass die Reifen auf den dortigen Randsteinen bei hoher Geschwindigkeit mürbe vibriert werden. Außerdem wurde das Sprint-Shootout verschoben, damit sich die Fahrer in einer zehnminütigen Zusatzsession vor dem Shootout auf die Änderung einstellen konnten.
Beim F1-Sprint am Samstag, der 19 Rennen dauerte (von denen neun unter Safety-Car gefahren wurden), traten keine Reifenschäden auf. Allerdings wurden auch nur zehn Runden komplett im Renntempo bestritten, was eine Analyse schwierig machte. Daher entschieden Pirelli und die FIA, für das Hauptrennen über 57 Runden auf Nummer sicherzugehen.