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Motorsport Formel 1

McLaren denkt um: Ja, Lando Norris kann 2024 Weltmeister werden!

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© circuitpics.de
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Obwohl er in der Fahrer-WM 62 Punkte Vorsprung auf Lando Norris hat und Red Bull in der Konstrukteurswertung immer noch acht Punkte vor McLaren führt, ist Titelverteidiger Max Verstappen überzeugt: "Im Moment sind beide Titel unrealistisch." Und nach Monza räumt man erstmals sogar bei McLaren offen ein, dass die Chance auf den WM-Titel lebt. Auf beide, um genau zu sein.

Es sehe jetzt wirklich danach aus, "als sei die Fahrer-WM definitiv eine Möglichkeit", meint McLaren-Teamchef Andrea Stella. Er sagt: "Vor Monza waren wir noch vorsichtig. Aber jetzt sehen wir, dass McLaren auch auf Strecken konkurrenzfähig ist, auf denen wir vor einem Jahr noch nicht konkurrenzfähig waren."

2023 war Lando Norris im Monza-Qualifying mit 0,7 Sekunden Rückstand Neunter. Im Rennen wurde er dann mit 45 Sekunden Rückstand Achter. Ein Jahr später sicherte er sich die Poleposition - und hätte man nicht die Strategie gegen Ferrari vergeigt, wäre es sehr wahrscheinlich auch im Rennen ein Doppelsieg geworden.

Stella, der eigentlich eher den Ruf eines Zweckpessimisten genießt, räumt ein: "Ich denke, wir haben ein insgesamt sehr konkurrenzfähiges Paket. Und das könnte insbesondere für Lando im Kampf um die Weltmeisterschaft eine wichtige Waffe sein."

Verstappens Straucheln ist McLarens große Chance

Denn Verstappen, am Saisonbeginn noch ein scheinbar übermächtiger Gegner mit sieben Siegen in den ersten zehn Grands Prix, ist seit Barcelona im Juni ohne Sieg. Allerdings hat von den sechs Grands Prix, die seither stattgefunden haben, auch Norris nur einen gewonnen. McLaren könnte, hätte man weniger Fehler gemacht, schon viel näher dran sein. Da sind sich alle Experten einig.

Dass Verstappen jetzt versucht, McLaren in die Favoritenrolle zu reden, prallt von Stella aber ab: "Max ist nicht nur auf der Strecke gut, sondern auch beim Reden. Sein Auto scheint ihn gerade vor Herausforderungen zu stellen. Wir müssen daher besser darin werden, die Möglichkeiten zu nutzen, die uns Red Bull bietet, indem sie nicht in der üblichen Podiumsform sind."

Es ist noch gar nicht so lang her, dass Norris in Ungarn gewinnen hätte können, wenn sich McLaren dazu entschieden hätte, voll auf ihn zu setzen statt Oscar Piastri den Sieg einfahren zu lassen. Dann läge der Rückstand jetzt nur noch bei 55 Punkten. Von diversen anderen Kleinpannen, die Norris und McLaren schon passiert sind, mal ganz abgesehen.

Die Frage nach einer Stallorder wird sich früher oder später womöglich stellen. Auch Stella sagt: "Ich hoffe, dass wir bald in der Situation sein werden, mehr solche Situationen wie in Monza zu erleben, wo beide in der ersten Reihe starten und wir sicherstellen müssen, dass am Ende das Beste für das Team und das Beste für Lando rauskommt."

Der Grund, warum McLaren in Ungarn noch keine Norris-Order ausgesprochen hat, war wahrscheinlich auch, dass sich dort noch keiner vorstellen konnte, wirklich eine Chance auf die Fahrer-WM zu haben. Das ist jetzt anders. Zwar ist der Rückstand immer noch groß, aber Verstappen strauchelt so sehr, dass zweite und dritte Plätze aktuell gerade kein Selbstläufer mehr sind.

Wie viele Punkte Norris schon verloren hat

Die Liste der liegen gelassenen Norris-Chancen ist jedenfalls lang: In China hätte er ohne den verpatzten Start von der Pole wahrscheinlich Zweiter statt Sechster werden können. In Kanada hätte er ziemlich sicher gewonnen, wenn McLaren bei der Safety-Car-Phase besser reagiert hätte. In Spanien wäre der Sieg statt Platz 2 drin gewesen, wenn er sich am Start gegen Verstappen behauptet hätte.

Dann die Kollision mit Verstappen in Österreich, ein unglückliches Boxenstopptiming in Großbritannien - und noch ein paar kleinere Situationen, die Norris und McLaren nicht perfekt umgesetzt haben. Es besteht kaum ein Zweifel dran: Bei einem optimalen Saisonverlauf könnte Norris die Fahrer-WM schon jetzt anführen.

Stattdessen hat er bei maximal 232 noch zu erreichenden Punkten pro Fahrer 62 Punkte Rückstand auf Verstappen. Was man, andererseits, auf der rein rechnerischen Ebene auch positiv sehen kann: Wenn Norris jedes Rennen mit schnellster Runde gewinnt und Verstappen jedes Mal Zweiter wird, heißt der Weltmeister am Ende Lando Norris.

"Ich würde nicht sagen, dass uns die Zeit davonläuft", analysiert Norris. "Aber sie schleicht so langsam dahin. Ich glaube immer noch, dass wir es schaffen können. Unsere Pace ist großartig. Das sieht man. Ich glaube, wir hatten in Monza wahrscheinlich wieder das beste Auto im Feld. Oder waren zumindest nahe dran."

Die Frage nach einer Stallorder müsse "letztendlich das Team beantworten, nicht ich". Aber Norris gibt zu: "Wenn du um eine Meisterschaft kämpfst, dann willst du natürlich jede Kleinigkeit optimieren. Ich tue, was ich kann. Am einfachsten ist, wenn ich die Rennen einfach gewinne. Und das habe ich in Monza wegen ein paar dummer Kleinigkeiten nicht geschafft."

Zum Beispiel, weil er sich in der ersten Runde von Piastri hat überrumpeln lassen. Ein sehenswertes Manöver, das intern aber hinterfragt wurde. Ob Piastri ausgerechnet gegen den eigenen Teamkollegen so aggressiv attackieren musste, darüber kann man diskutieren. Wie diese Frage intern bewertet wurde, dazu hat sich McLaren seit Monza aber nicht geäußert.