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Motorsport Formel 1

Mercedes präsentiert W16: Erstmals ohne Weltmeister in eine Saison!

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© Mercedes

Zwei Tage vor dem Beginn der offiziellen Wintertests hat Mercedes am Montag erstmals den brandneuen W16 gezeigt, mit dem George Russell und Andrea Kimi Antonelli die Formel-1-Saison 2025 in Angriff nehmen werden. Übrigens, aus Mercedes-Sicht, eine historische Saison, denn zum ersten Mal in der Geschichte des Silberpfeil-Werksteams sitzt nicht zumindest ein amtierender oder ehemaliger Weltmeister im Cockpit.

Der W16 ist ein echter Silberpfeil. Selbst der rote Farbklecks an der Airbox, der bisher für Shareholder INEOS reserviert war, ist verschwunden. Das INEOS-Logo befindet sich zwar noch auf dem Auto, allerdings weniger prominent als bisher. Möglicherweise eine Konsequenz der wirtschaftlichen Probleme des Chemiekonzerns, wie zuletzt spekuliert wurde.

Das Hauptaugenmerk in der Entwicklung des W16 lag auf "der Verbesserung des Einlenkverhaltens in langsamen Kurven sowie auf der Unausgewogenheit der Reifentemperaturen, die das Auto von Training zu Training unberechenbar machte", erklärt James Allison, als Technischer Direktor hauptverantwortlich für den Bereich Chassisentwicklung.

"Da es sich um das vierte Jahr unter diesem Chassis-Reglement handelt, sind die Autos in einer reiferen Phase. Es ist schwieriger, große Rundenzeitgewinne zu erzielen, aber wir haben uns auf Verbesserungen in den Bereichen konzentriert, die uns im vergangenen Jahr zurückgehalten haben."

Dies führte zu Änderungen an allen aerodynamischen Flächen, einer neuen Vorderradaufhängung und weiteren Änderungen unter dem Bodywork des W16, um einige der schwierigeren Eigenschaften des W15 auszumerzen. "Wir sind mit unseren Fortschritten über den Winter zufrieden und können es kaum erwarten, herauszufinden, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen", sagt Allison.

Wolff: "Ich bin immer ein Pessimist"

Teamchef Toto Wolff hat im Hinblick auf die neue Saison schon beim F1-Launch in London erklärt, dass er "immer ein Pessimist" sei, "und das muss man auch sein. Das Glas ist halbleer und nicht halbvoll. Aber wir haben vergangenes Jahr ein paar wirklich gute Performances gezeigt, und da muss man jetzt anschließen", warf er im Interview mit ServusTV ein.

Anlässlich des W16-Launchs ergänzt Wolff: "2024 war auf der Strecke unglaublich hart umkämpft, und obwohl wir einige Siege eingefahren haben, konzentrieren wir uns alle darauf, konstanter um Siege zu kämpfen. Wir haben vor dem Saisonbeginn Fortschritte gemacht, aber wir werden erst beim ersten Rennen in Australien wissen, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen."

"Es wird von Anfang an eine hart umkämpfte Weltmeisterschaft", stimmt Allison zu. "In dieser Phase des Reglements nähern sich die Autos in Sachen Performance einander an. Es wird mehrere Sieger geben, und es ist möglich, dass wir noch mehr Teams auf der obersten Stufe des Podests sehen werden als die vier, die im vergangenen Jahr gewonnen haben."

Roll-out mit Drehtag am Dienstag geplant

Die ersten Kilometer wird der W16 am Dienstag in Bahrain absolvieren, also einen Tag vor Beginn der offiziellen Wintertests. "Du weißt innerhalb von fünf Runden, ob es eine gute Saison wird oder nicht", behauptet Russell. "In den vergangenen Jahren wussten wir immer schon nach den ersten fünf Runden, dass wir nicht um die WM kämpfen würden - zumindest nicht am Saisonbeginn."

Der 27-Jährige, der 2025 seine siebte Saison in der Formel 1 und seine vierte bei Mercedes bestreitet, ist dabei optimistisch: "Dieses Jahr scheint mir, dass wir robuster aufgestellt sind. Andererseits sind auch alle anderen Teams so konkurrenzfähig. Nach drei Jahren mit diesem Reglement kennt jeder seine Grenzen und weiß, wo er sich verbessern kann."

"Aber: Wenn wir die Performance ans Auto bringen, mit der wir rechnen, dann sollte es ein guter Schritt nach vorne sein. Andererseits haben wir auch bei anderen Teams schon gesehen, dass manche Upgrades nicht funktionieren. Es gibt keine Garantien. Aber wir haben so lange keine Rennen gewonnen, die ganze Saison 2023 nicht, und mit der Umstrukturierung und der Rückkehr von James Allison, der wirklich pusht, haben wir eine neue Herangehensweise."

"Ich hoffe, dass wir das 2025 zeigen können", sagt er. "2026 ist natürlich das Jahr mit der großen Regeländerung. Das ist der große Bruch, auf den es ankommt. Aber ich bin trotzdem optimistisch, dass wir auch 2025 eine gute Saison haben können."

Andrea Kimi Antonelli: Jüngster Mercedes-Fahrer aller Zeiten

Russell ist nun Teamleader bei Mercedes, nachdem der siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton zu Ferrari gewechselt ist. Der erst 18-jährige Antonelli, ein langjähriger Mercedes-Junior, wird 2025 zum jüngsten Grand-Prix-Piloten in der Geschichte des deutsch-englischen Formel-1-Teams. Der Italiener wurde im Eiltempo durch das Nachwuchsprogramm geführt, um Hamiltons Cockpit zu übernehmen.

"Kimi hat das Talent, um in der Königsklasse des Motorsports Großes zu erreichen", ist Wolff überzeugt. Gleichzeitig schränkt er ein: "Dies ist seine erste Saison, und es wird unweigerlich Höhen und Tiefen geben. Aber wir freuen uns auf diese gemeinsame Reise und darauf, ihn das ganze Jahr über bei seiner Entwicklung zu unterstützen."

Antonelli hat einen raschen Aufstieg durch die Nachwuchsserien hingelegt. Obwohl er sein Formel-1-Debüt bereits im zarten Alter von 18 Jahren geben wird, hat ihn sein junges Alter nicht davon abgehalten, auf jeder Stufe der Formel-Nachwuchsleiter zu beeindrucken - mit Titeln in der Formel 4 sowie der Formula Regional und Rennsiegen in der Formel 2 im vergangenen Jahr.

"Ich freue mich darauf, in diesem Jahr mein Debüt in der Formel 1 zu geben", sagt er. "Es ist eine großartige Chance, und ich bin allen bei Mercedes sehr dankbar für das Vertrauen, das sie in mich setzen. Ich habe im Winter hart gearbeitet, um so gut wie möglich vorbereitet zu sein, und jetzt kann ich es kaum erwarten, bis es losgeht. Ich konzentriere mich darauf, weiter zu lernen, konstant zu sein und mein Bestes für das Team zu geben."

"Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit George, wir verstehen uns schon sehr gut, und es ist toll, die Unterstützung von jemandem zu haben, der ebenfalls das Nachwuchsprogramm durchlaufen hat. Er ist ein unglaublich starker Fahrer und ich denke, dass wir zusammen ein tolles Duo bilden werden", erklärt Antonelli.

Russell wiederum, sagt Wolff, habe "bewiesen, dass er zu den besten Fahrern im Feld gehört und um die Fahrer-Weltmeisterschaft kämpfen kann, wenn wir ihm ein Auto zur Verfügung stellen, das dazu in der Lage ist. Als erfahrener Fahrer wird er dazu beitragen, das Team zu führen und Kimi in seiner Entwicklung zu unterstützen."

Russell selbst ist davon überzeugt, dass 2024 "mein stärkstes Jahr in der Formel 1 war. [...] Es ist auch aufregend, in diesem Jahr mit Kimi einen neuen Teamkollegen zu haben. Er ist unglaublich schnell, und ich denke, wir werden toll zusammenarbeiten. Natürlich muss er in seiner ersten Saison noch viel lernen, aber ich freue mich darauf, ihm dabei zu helfen und gemeinsam mit ihm das Team voranzubringen."

Die Historie: Mercedes in der Formel 1

Mercedes hat eine lange und bewegte Geschichte in der Formel 1, die bis in die 1950er-Jahre zurückreicht. Unter der Leitung von Alfred Neubauer dominierte der Silberpfeil-Werkseinsatz mit Juan Manuel Fangio und Stirling Moss die Jahre 1954 und 1955. Fangio gewann zwei WM-Titel mit dem legendären Mercedes W196, bevor sich das Team nach der Tragödie von Le Mans 1955 aus dem Motorsport zurückzog.

Nach Jahrzehnten der Abwesenheit kehrte Mercedes 1994 als Motorenpartner zurück und stattete Teams wie Sauber und McLaren aus. Die Partnerschaft mit McLaren gipfelte in den Weltmeisterschaften von Mika Häkkinen (1998, 1999) und Lewis Hamilton (2008). Trotz dieser Erfolge entschied sich Mercedes, den nächsten Schritt zu gehen und wieder ein eigenes Werksteam aufzubauen.

2010 übernahm Mercedes das damals amtierende Weltmeisterteam Brawn und brachte mit Michael Schumacher eine Ikone zurück in die Königsklasse. Die ersten Jahre waren jedoch von Rückschlägen geprägt. Siege blieben Mangelware, und es war das Red-Bull-Team mit Sebastian Vettel, das die Formel 1 dominierte.

Doch mit der Einführung der Hybrid-Ära im Jahr 2014 begann eine beispiellose Erfolgsserie. Von 2014 bis 2021 war Mercedes das Maß aller Dinge in der Formel 1. Mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg gewann das Team acht Konstrukteurs- und sieben Fahrertitel in Folge. Die Silberpfeile setzten mit ihrer Hybrid-Technologie neue Maßstäbe und prägten eine Ära der Dominanz, die erst mit den Regeländerungen 2022 endete.

2024 konnten Lewis Hamilton und George Russell für Mercedes je zwei Grands Prix gewinnen und damit das tiefe Tal der sieglosen Saison 2023 überwinden. Am Saisonende belegte das Team mit 468 Punkten den vierten Platz in der Konstrukteurs-WM. Zum Vergleich: Konstrukteurs-Weltmeister McLaren gewann den Titel mit 666 Punkten.

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