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Motorsport Formel 1

Michael Schumachers erster WM-Titel vor 30 Jahren: "Heute wäre Hill schuld"

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© Motorsport Images

Mit dem ersten deutschen Weltmeistertitel in der Formel 1 schreibt Michael Schumacher vor genau 30 Jahren, am 13. November 1994, Sportgeschichte. Doch auch in der Königsklasse läutet die dramatische WM-Entscheidung von Adelaide eine neue Zeitrechnung ein, denn die Formel 1 steht am Ende eines kontroversen Jahres damals vor einem großen Vakuum, sind doch ihre großen Namen binnen kürzester Zeit alle verschwunden.

Vierfach-Weltmeister Alain Prost war schon vor der Saison 1994 zurückgetreten und verteidigte seinen Titel nicht mehr, der 1992er-Champion Nigel Mansell schon seit 1993 in die US-amerikanische CART-Serie ausgewandert - wenngleich er als Senna-Ersatz für sein Ex-Team-Williams noch für vereinzelte Rennen zurückkehrte.

Auch die beiden dreimaligen Weltmeister aus Brasilien hinterließen eine nicht zu füllende Lücke: Nelson Piquet hatte Schumacher als Teamkollege in den letzten Rennen der Saison 1991 bei Benetton quasi noch selbst in Rente geschickt. Formel-1-Ikone Ayrton Senna verunglückte schließlich am 1. Mai 1994 in Imola auf so tragische Weise tödlich.

Formel 1 sucht neuen Superstar - und findet "Schumi"

Ohne einen einzigen Weltmeister im Feld stand die Formel 1 vor einem krassen Generationenumbruch und suchte einen neuen Superstar - und fand diesen in Michael Schumacher.

Sehr zur Freude der deutschen Sportfans, ebbte der große Tennis-Hype nach den Erfolgen von Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf doch bereits etwas ab, und ließen sich die Tribünen am Hockenheim- und später auch Nürburgring doch eher in eine Partymeile für die Massen verwandeln als kleine und elitäre Tennisarenen.

Endlich also ein Formel-1-Weltmeister aus Deutschland: Wolfgang Graf Berghe von Trips war 1961 mit Ferrari schon auf dem Weg zum WM-Titel, als er beim vorletzten Lauf in Monza tödlich verunglückte. Ein tragisches Schicksal, das Mitte der Achtzigerjahre auch die hochtalentierten Stefan Bellof und Manfred Winkelhock ereilte. Immerhin in der Rallye-WM konnte Walter Röhrl zwei WM-Titel einfahren.

"Es gab viele große Motorsportler, aber eben so eine Erfolgsgeschichte wie Michael nicht. Das war schon toll", erinnert sich Michael Schumachers Bruder Ralf im Exklusivinterview mit Motorsport-Total.com an die Anfänge des "Schumi"-Booms in Deutschland: "Es war halt einfach nur verrückt, dass - in dem Fall natürlich Michael, logischerweise am Anfang - er konnte ja nirgendwo hingehen."

Der sechs Jahre jüngere Schumacher-Bruder erklärt: "Nachher bei RTL, da gab es ja Zuschauerzahlen, die im zweistelligen Millionenbereich waren, so ab '96, '97. Es war ja unglaublich, was da für ein Hype war um die Formel 1." Und um die Schumacher-Familie: "Man konnte in kein Restaurant, kein Kino, nichts mehr gehen, nicht mehr über die Straße gehen. Ich weiß noch, da gab es mal eine Umfrage, da waren wir genauso bekannt, also wir als Brüderpaar, wie damals Helmut Kohl als Kanzler."

Für Ralf Schumacher waren es "schöne Zeiten, muss ich sagen, weil man gesehen hat, was der Sport mit einem Land machen kann. Das ist so bisschen wie als die Fußball-WM bei uns war." Mit eben jenem 13. November, und Schumachers erstem Titelgewinn, als Auslöser für den gigantischen Boom. Weiß Ralf Schumacher 30 Jahre später noch, wie er die WM-Entscheidung erlebte?

Ralf Schumacher: Hill "war ein bisschen ungestüm"

"Ich war tatsächlich zu Hause. Das Jahr drauf war ich dann dabei", verrät der Deutsche bei Sky: "War natürlich wahnsinnig spannend, bis zuletzt. Dann hat man ja gesehen, das Bangen: Geht es jetzt weiter oder nicht? Und dann, Gott sei Dank ...", erinnert sich der heute 49-Jährige an die entscheidende Kollision seines Bruders mit WM-Widersacher Damon Hill, die im Ausfall beider Kontrahenten mündete, und den Benetton-Piloten dadurch mit einem Punkt Vorsprung zum Champion machte.

In Bezug auf den Crash mit Hill erklärt Schumacher: "Heute würde man sagen, er hätte einfach ein, zwei Kurven warten müssen. Er war ein bisschen ungestüm. In dem Fall war es das Glück von Michael." Im Interview mit Motorsport-Total.com präzisiert Schumacher außerdem: "Nach heutiger Regel wäre Damon Hill schuld, weil er einfach viel zu spät da reingefahren ist, hat's gemerkt und hat dann zurückgezogen."

Allerdings zu spät: "Da war halt dann auch keinen Platz, und da man freistehende Räder hat ... also causing a collision, würde man heute sagen. Damals meinte man, okay, das wäre alles sehr unsauber gewesen." Dazu sagt Schumacher heute: "Ich sehe es nicht so. Ich habe es eben nochmal gesehen, die Wiederholung, und muss sagen: Es war für mich klar, dass man, wenn es die WM geht, die Position so nicht aufgibt."

Schumacher glaubt: "Zu dem Zeitpunkt waren bei Michael die Reifen sehr angeschlagen, das Auto war schwer zu fahren, er hat den Fehler gemacht kurz davor. Das heißt, das hätte er nicht lange halten können." Doch es kam bekanntlich anders, denn nicht nur Schumacher schied nach dem Aufeinandertreffen der Rivalen aus, auch Hill musste seinen Williams mit einem Aufhängungsschaden an der Box abstellen, wodurch die WM zugunsten des Deutschen entschieden war.

An seine Emotionen in diesem Augenblick kann sich Ralf Schumacher heute aber "nicht mehr ganz so genau" erinnern: "Ich war ziemlich allein. Mein Vater mag ja alles, aber ist nicht so der größte Motorsport-Fan. Er ist nicht so früh dafür aufgestanden, das weiß ich noch ganz genau. Ich habe ihn dann geweckt", schmunzelt er bei Sky: "Es war natürlich eine große Feier, die dann stattgefunden hat, am gleichen Tag. Einmal in Adelaide, aber auch bei uns. Wir haben dann auch ein Gläschen getrunken." Heute, vor genau 30 Jahren ...

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