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Motorsport Formel 1

Nach "unfairer" Kritik: Ricciardo "hat sein Instagram abgestellt"

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© circuitpics.de
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Der Druck auf den einstigen Dauergrinser ist groß: Daniel Ricciardo fährt aktuell um seine Karriere in der Formel 1 - den Ernst der Lage hat der Australier dabei längst verstanden, und deshalb kürzlich einige Umstrukturierungen in seinen Abläufen vorgenommen, Stichwort Entschlackung und Fokus aufs Wesentliche.

Racing-Bulls-Boss Peter Bayer zeigt sich davon beeindruckt und verrät im Gespräch mit Motorsport-Total.com: "Er arbeitet extrem hart und hat wahnsinnig viel von seinen anderen Verpflichtungen abgestellt, fokussiert sich zu 100 Prozent aufs Fahren. Er hat seinen Instagram-Account abgestellt am Telefon, das macht jetzt sein Management, damit er null, absolut null Ablenkung hat."

Die viele Kritik am Australier, zuletzt am lautesten von Jacques Villeneuve lanciert, der Ricciardo riet, doch einfach zuhause zu bleiben, kann Bayer nicht nachvollziehen: "Wieso man sich genau an einem Fahrer aufhängt? Das verstehe ich nicht. Ich habe das auch in einer gewissen Weise unfair gefunden, sich als ehemaliger Fahrer dann so zu positionieren, wenn man sieht, was der Daniel alles investiert", so Bayer.

Der Österreicher findet: "Er ist wahnsinnig fokussiert und da finde ich so Zurufe von außen halt irgendwie unnötig, um es höflich auszudrücken."

Daraus, dass Ricciardos Verbleib im Team gefährdet ist, macht aber auch Bayer keinen Hehl: "Für uns ist es an Performance gebunden. Und wenn der Daniel die Performance nicht zeigen kann, dann glaube ich, wird es insgesamt schwierig zu rechtfertigen in unserem Konstrukt, warum man dann nicht eben einen neuen (Fahrer) bringt nächstes Jahr", sagt Bayer.

Zukunft "direkt linear an seine Performance" gebunden

Der Österreicher erklärt: "Da waren wir auch immer sehr transparent eigentlich, dass die Zeit von Daniel (im Team) direkt linear an seine Performance gebunden ist. Und ich glaube, wenn Daniel jetzt die nächsten Rennen einfach auspacken kann, was er ja ansatzweise schon gezeigt hat dieses Jahr, dann wird die Diskussion eine andere sein, als wenn er dreimal oder viermal im Q1 ausscheidet."

So richtig einen auspacken, das gelingt der Racing-Bulls-Pilot am Samstag in Spielberg vielleicht nicht ganz, aber immerhin Teamkollege Yuki Tsunoda kann Ricciardo im Qualifying um 0,123 Sekunden und drei Positionen hinter sich lassen, schafft es auf einen respektablen elften Startplatz.

"Die Runde war ziemlich gut, ich war zufrieden damit. Jede Runde konnte ich ein Zehntel finden, deswegen hatte ich das Gefühl, dass wir zu einem Punkt kamen, wo nicht mehr so viel mehr drin war. Aber klar, zehn Millisekunden, die sind immer irgendwo drin", sagt Ricciardo zum denkbar knappen Verpassen von Q3: "Also keine schlechten Gefühle, aber ein bisschen Frust, weil es so eng war."

Ricciardo freut sich "alle ein bisschen ruhiger zu stellen"

Zur stetigen Kritik an ihm, meint der Australier indes: "Ich weiß, wenn man hier niemandem den Hintern versohlt, dann kriegt man ein bisschen Kritik. Aber an einem gewissen Punkt wird es auch aufgeblasen. Die Lücke war ja nicht, oder kaum, eine halbe Sekunde zu Yuki. Letzte Woche hat er mir weniger als ein Zehntel gegeben. Er bekommt viel Lob, ich kriege den Hintern also nicht von jemandem versohlt, der nicht schnell ist."

Dabei ist Ricciardo bewusst: "Der teaminterne Kampf ist natürlich der, der am genausten angeschaut wird - und da bin ich natürlich happy, dass ich heute ein paar gute Runden zusammengebracht habe, um vielleicht alle ein bisschen ruhiger zu stellen."

Allein: Am Grundproblem des Australiers ändern auch die kleinen Achtungserfolge wenig, denn Red-Bull-Berater Helmut Marko stellte Ricciardo zuletzt mit seinen Aussagen eigentlich vor eine unlösbare Aufgabe: "Beide Shareholder haben kundgetan, dass es sich um ein Juniorteam handelt", hatte Marko mit Blick auf die Racing Bulls gesagt. Heißt übersetzt: Ricciardo muss jünger werden ...

Markos Worte lassen wenig Interpretationsspielraum zu: "Der Plan mit Ricciardo war, dass er zu alter Form zurückfindet und dann eventuell ein Comeback bei Red Bull Racing feiert. Das ist bis dato leider nicht eingetreten." Stattdessen hat das Weltmeisterteam den Vertrag mit Sergio Perez zuletzt um gleich zwei weitere Jahre verlängert.

Junioren drängen nach: Ricciardo am seidenen Faden

In Bezug auf Ricciardos Leistungen 2024 sagt Marko bei Sky: "Irgendwo hakt es. Wo genau? Wenn ich es wüsste, hätte ich es ihm und dem Team gesagt." Dennoch ist für den Grazer klar: "Jetzt muss man sich diese Situation genau anschauen und dann eine entsprechende Entscheidung treffen. Aber es ist, wie gesagt, von der Philosophie her ein Juniorteam."

Markos unmissverständliche Ansage bekräftigt den Eindruck, dass es für Ricciardo in Faenza schon bald keinen Platz mehr geben könnte: Liam Lawson muss Red Bull für 2025 zwingend ein Einsatzcockpit besorgen, sonst darf sich der Neuseeländer nach anderen Optionen umschauen. Mit Arvid Lindblad, Isack Hadjar und Ayumu Iwasa stehen weitere vielversprechende Red-Bull-Talente bereits in der Warteschlange.

Auch Sky-Experte Timo Glock urteilt vor diesem Hintergrund: "Ich glaube, Daniel Ricciardo weiß um seine Situation. Das sagt er ja auch selbst. Er kann momentan aus diesem Paket nicht rausholen, was er gerne rausholen würde." Glocks Fazit: "Er ist angezählt, und er weiß es. Ich glaube intern ist klar, wo die Entscheidung hingehen wird, wenn er jetzt nicht bis zum Ende alle Rennen gewinnen würde. Momentan, mit der Leistung, steht er ganz klar im Schatten."

Horner: Als Red-Bull-Fahrer hast du immer Druck ...

Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der eine gute Beziehung zu Ricciardo pflegt und sich immer wieder für den Australier, der am Montag nach dem Grand Prix in Spielberg seinen 35. Geburtstag feiert, stark gemacht hat, will die Situation nicht ganz so dramatisch bewerten: "Er hat damit begonnen, Anzeichen des alten Daniel zu zeigen", findet Horner mit Blick auf die zuletzt verbesserte Form seines Schützlings: "Das haben wir schon in Miami gesehen, im ersten Teil des Wochenendes, in Montreal auch."

Die Fahrerfrage sei aber trotzdem "eine für Peter (Bayer) und Laurent (Meckies; Teamchef). Sie arbeiten eng mit ihm zusammen", so Horner, der glaubt: "In der Formel 1 gibt es immer Druck, das weiß er besser als jeder andere - und vor allem bei den Red-Bull-Racing-Fahrern, da herrscht immer Druck in Bezug auf jeden Platz. Aber dessen ist sich Daniel mehr als bewusst." Und hast deswegen nun die entsprechenden Maßnahmen getroffen - vielleicht nur zu spät ...


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