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Motorsport Formel 1

Norris rudert nach Kritik an Verstappen komplett zurück: "Ich habe überreagiert"

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© Motorsport Images
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Seit Donnerstag steht fest: Es gibt keine nächste Runde im Zwist zwischen Max Verstappen und Lando Norris - zumindest nicht abseits der Strecke. Der Brite rudert, vier Tage nach dem Vorfall in Spielberg, bei der Pressekonferenz vor seinem Heimspiel in Silverstone deutlich zurück:

"Ich habe ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass er sich entschuldigen muss. Einige der Dinge, die ich nach dem Rennen in den Interviews gesagt habe, waren mehr, weil ich zu dem Zeitpunkt frustriert war", räumt Norris zum Auftakt in sein Heim-Wochenende ein und erklärt: "Viel Adrenalin, viele Emotionen, und wahrscheinlich habe ich ein paar Dinge gesagt, an die ich selbst nicht glaubte, vor allem später in der Woche."

Der Abstand zum Vorfall veränderte Norris' Blickwinkel auf die Geschehnisse, wie er erklärt: "Es war ein ziemlich pathetischer Vorfall, in Bezug darauf, dass er uns beide das Rennen gekostet hat. Es war nicht besonders großer Kontakt. Wahrscheinlich eher das kleinste bisschen Kontakt, das du haben kannst, mit ziemlich furchtbaren Konsequenzen für uns beide, vor allem aber für mich", sagt der Brite.

Während Norris seinen McLaren in der Box abstellen musste, kassierte Verstappen eine 10-Sekunden-Strafe, sah als Fünfter aber immerhin noch die Zielflagge. Fazit des Briten: "Rückblickend würde ich sagen: Ein gutes Rennen, teilweise sehr nah am Limit - aber wir haben darüber gesprochen, und wir sind beide glücklich damit, wieder Rennen fahren zu gehen."

Sowohl am Montag, als auch am Mittwoch habe es ein Gespräch mit Verstappen gegeben, verrät Norris: "Was wir besprochen haben, bleibt natürlich unter uns. Aber ja, alles wie immer zwischen uns", erklärt der Brite, der sich im Nachhinein nicht mehr über die Gangart seines Gegenübers wundert: "Ich denke, es ist klar, wie er fährt. Er fährt hart und am Limit, aber ich habe den Kampf mit ihm wirklich genossen, auch wenn es schade war, wie es am Ende lief."

Dennoch bekräftigt Norris: "Je länger ich über die Dinge nachgedacht habe, desto mehr denke ich, dass es einfach Racing war. Ja, ich habe mich beschwert und gewisse Dinge gesagt am Funk, wie wahrscheinlich Fahrer - wenn jemand sagen würde, er macht das nicht, lügt er wahrscheinlich - jeder Fahrer würde das tun, Max hat es genauso getan und ich auch."

Die Lösung? "Mehr Randstein benutzen ..."

Die überraschenden Aussagen des Briten: "Trotzdem denke ich mittlerweile, dass es gutes Racing war. Es war hart, manchmal vielleicht etwas zu hart. Aber gleichzeitig war es auch gut, das wollen die Leute sehen. Und wir hätten das gerne bis zum Ende gezeigt, bis zur letzten Runde."

Offenbar sorgt sich Norris auch vor den Konsequenzen eines derartigen Präzedenzfalles: "Wir sollten nicht das Racing wegnehmen, das Duell Rad an Rad, und zu viele Regeln in so einem Fall aufstellen: Ich denke, ich habe da in gewisser Weise überreagiert, für mich ist das in vielen Aspekten noch eine eher neue Sache", erklärt er in Bezug auf Kämpfe um Siege und die WM.

"Nur Klarheit bei gewissen Dingen ist vonnöten, abgesehen davon bin ich happy damit, hart Rennen zu fahren und zu tun, was wir letztes Wochenende getan haben", sagt Norris in Anspielung auf das Defensivverhalten beim Bremsen, das er sich später in der Pressekonferenz noch einmal als gesondertes Thema rauspickt.

Seine in Spielberg vorgenommene Einschätzung, dass Verstappen ihm im Zweikampf außen keinen Platz gelassen hätte, revidiert er jedoch: "Wir hätten den Crash definitiv verhindern können. Ich hätte etwas machen können, und zwar mehr Randstein benutzen. Aber es gibt von beiden Seiten Dinge, die besser gegangen wären, auf leicht unterschiedliche Arten."

Norris: "Freue mich auf noch mehr Zweikämpfe"

Dabei stellt Norris klar: "Max will auch nicht crashen, er will nicht sein eigenes Rennen und seine eigenen Chancen wegwerfen." Große Änderungen am Verhalten der beiden Kontrahenten bedarf es nach Meinung des McLaren-Piloten für die Zukunft deshalb nicht: "Es gibt Dinge, die ich ein bisschen anders machen muss, aber schlussendlich glaube ich nicht, dass er sich groß verändern wird, und ich muss das auch nicht."

Damit unterstreicht Norris seine Aussagen vom Mittwoch: Gegenüber Radio X hatte der McLaren-Fahrer bereits verraten: "Ich habe mir alles nochmal anschaut, bin die Dinge durchgegangen, ich sagen wir mal: Ich würde nicht viel von dem ändern, was ich getan habe. Ich habe gekämpft, und das wollen wir - wir wollen kämpfen, und uns nicht beschweren."

Norris weiter: "Natürlich wollen wir nicht, dass die Dinge so enden, wie sie geendet sind, sowohl für Max als auch für mich. Aber so ist das Leben manchmal. Wir kämpfen, wollen beide gewinnen, gehen dafür beide bis ans Limit - manche etwas mehr als andere. Aber ja, gleichzeitig bin ich auch aufgeregt, denn wir werden noch mehr Zweikämpfe miteinander haben, und auf die freue ich mich."

Er wolle auch weiterhin "hart racen", bekräftigt Norris, andererseits müsse man aber auch einordnen, dass die Entscheidungen der Piloten innerhalb von Sekundenbruchteilen getroffen werden: "Es ist viel schwieriger, manche Dinge zu tun, wenn du am Steuer sitzt. Es ist immer einfach, zu sagen: 'Warum hast du dies gemacht? Oder warum hast du das getan?'"

"Aber wenn du im Auto sitzt und diese Entscheidungen triffst", sagt der 24-Jährige, "dann ist es so schwer, so akkurat zu sein, wie es dann im TV aussieht. Wenn es wirklich um diese entscheidenden zwei Zentimeter geht, dann ist es oft fast unmöglich das einzuschätzen."

Bewegen auf der Bremse: Norris nimmt FIA in die Pflicht

Ein Element, das Norris in der Pressekonferenz am Donnerstag aber noch einmal separat hervorheben möchte, ist das Bewegen beim Bremsen, über das er sich bereits in Spielberg echauffiert hatte. Interessant: Dabei nimmt Norris nun weniger Verstappen, als vielmehr die Regelhüter der FIA in die Pflicht!

"Insgesamt geht es, glaube ich, größtenteils mal darum, einen Vorfall beim Bewegen auf der Bremse zu vermeiden. Dadurch kann es sehr schnell zu einem Unfall kommen, und ich denke, das ist etwas, womit wir wirklich sehr vorsichtig sein müssen", erneuert Norris seine kritische Sichtweise in diesem einen Punkt, wenngleich nun mit neuem Adressat.

"Das ist etwas für die Zukunft, und etwas, wo die Stewards sich im Klaren sein müssen, dass schnell etwas schiefgehen kann", spielt Norris den Pass in Richtung Rennleitung: "Ich denke, zu einem gewissen Punkt verteidigt man sich, ist aggressiv dabei, und das ist okay. Aber dann kommt ein Punkt, wo das Limit ist - und ich habe einfach das Gefühl, der muss noch ein bisschen besser definiert werden."

Keine unelegante Art eigentlich, zumindest Teile der Kritik aufrecht zu erhalten - und den offensichtlich frisch geschlossenen Frieden mit Kontrahent Verstappen nicht gleich wieder zu gefährden ...


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