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Motorsport Formel 1

Perez nach nächstem Unfall kämpferisch: "Aufgeben wäre am einfachsten, aber ..."

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© circuitpics.de
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Unfall zur Unzeit für Sergio Perez: Mit großen Hoffnungen auf den Turnaround geht der bei Red Bull stark angezählte Mexikaner ins Qualifying zum Großen Preis von Ungarn, keine zehn Minuten später steckt Perez jedoch schon in der Wand: Aus in Q1, Auto Schrott, und seine persönliche Lage immer verzweifelter ...

Immerhin: Körperlich ist der Red-Bull-Pilot größtenteils unversehrt geblieben: "Es war ein ganz schöner Schlag. Zum Glück ist alles in Ordnung. Das Bein schmerzt ein bisschen, aber sonst ist alles gut und ich bin bereit für das Rennen", gibt Perez Entwarnung für den Sonntag.

Was jedoch deutlich mehr schmerzt, ist sein Unfall: "Es gibt eigentlich nicht viel zu sagen. Ich meine, es tut mir sehr leid, dass ich mein Team im Stich gelassen habe. Das tut als Fahrer natürlich immer weh", räumt der Mexikaner ein.

Zum Unfallhergang erklärt er: "Ich hab's verloren. Ich glaube, ich habe den Randstein berührt, und zu diesem Zeitpunkt regnete es ziemlich stark in Kurve acht. Ich habe den Randstein recht spät in der Kurve berührte, dadurch wurde ich komplett ins Wasser geschickt."

Perez: "Es war sehr schwer, die Bedingungen zu beurteilen, denn es hat stärker geregnet, aber am Ende hat man deswegen keinen Grip verloren. Ich habe meine Runde verbessert." Umso ärgerlicher für ihn, dass dann das Missgeschick passierte: "Wir waren sicher, hätten die Runde nicht mehr fahren müssen. Aber Hinterher ist man immer schlauer."

Ganz aus der Verantwortung will er seinen Kommandostand deshalb auch nicht nehmen: "Zu dem Zeitpunkt, mit der Info, die ich hatte, wäre es wahrscheinlich nicht nötig gewesen, vor allem damit, wo wir waren und, dass der Regen wieder stärker wurde. Aber ja, wir sind gefahren und haben den Preis dafür bezahlt."

Perez: "Bedingungen können jeden überraschen"

Er werde sich die Vorgänge gemeinsam mit dem Team noch einmal anschauen, so Perez, "aber ich denke, diese Bedingungen können jeden überraschen. Leider ist es jetzt zweimal hintereinander mir passiert", erklärt er in Anspielung auf seinen Abflug zuletzt in Silverstone - und räumt ein: "Es ist natürlich ziemlich hart jetzt mit der Presse zu sprechen, nach solch schweren Momenten."

Dass er persönlich den Crash, mit der ganzen Kritik an seiner Person, aktuell überhaupt nicht gebrauchen kann, daraus macht Perez keinen Hehl: "Es tut weh, dass es wieder passiert ist, besonders nach dem Lauf, den ich gerade durchmache. Aber ich bin fest entschlossen, das Ruder herumzureißen, denn ich glaube, dass wir gestern einen wirklich guten Tag hatten."

Der Freitag liefere ihm auch für den Rest des Wochenendes "sehr gute Informationen", mit denen er im Rennen nun eine Aufholjagd anpeilt: "Hoffentlich können wir morgen eine wirklich gute Pace haben, um durch das Feld zu kommen, und ein paar Punkte zu holen", wiederholt Perez gebetsmühlenartig ein mögliches Idealszenario, das er zuletzt schon zu oft versprechen musste.

Ob dieses aber realistisch, und vor allem genug ist, um die Entscheider bei Red Bull davon zu überzeugen, auch weiterhin auf seine Dienste zu setzen, scheint nach dem nächsten Patzer am Samstag mehr als fraglich.

Motorsportberater Helmut Marko will nach dem erneuten Rückschlag in der Qualifikation jedenfalls nichts überstürzen: "Wir bleiben bei unserem Vorgehen. Wir schauen auf das nächste Rennen und warten ab. Dann setzen wir uns zusammen und schauen, was wir machen werden", erklärt der Österreicher bei Sky.

Die anstehenden "Sommergespräche" mit Marko und Co. ändern für Perez laut eigenem Bekunden nichts: "Ich bin nicht beunruhigt, ich bin fest entschlossen, meine Saison umzukrempeln und mich auf meine Leistung zu konzentrieren", gibt sich der Mexikaner einmal mehr kämpferisch.

"Nicht das, was ich meinen Kindern beibringen will"

Wirklich "Spaß" mache ihm die Formel 1 unter den gegebenen Umständen aktuell zwar nicht, "aber ich würde es eine Herausforderung nennen", so Perez: "Es ist wirklich schwer, und natürlich wäre der einfachste Weg jetzt einfach aufzugeben, nach der Karriere die ich hatte, und zu sagen: Es ist genug."

Doch Perez hat noch nicht fertig: "Das ist aber nicht das, was ich meinen Kinder beibringen will, ich will nicht so einen Charakter zeigen. Ich denke, es ist wichtig, die Dinge rumzudrehen, wieder in die Form zu kommen, denn so lange ist das gar nicht her." Perez glaubt noch an sich: "Ich will zurückschlagen und ich werde zurückschlagen, ich gebe nicht auf."

Allein: Im Fahrerlager dem Mexikaner immer weniger Leute den großen Turnaround. Selbst Max Verstappen weiß in der Pressekonferenz nach dem Qualifying nicht so recht, wie seinem Teamkollegen vor dem Hintergrund der aktuellen Leistungen noch den Rücken stärken soll.

"Ich denke nicht, dass wir da zu sehr ins Details gehen müssen. Aber es ist einfach schade für Checo, dass das in Q1 passiert ist, denn bis dahin hatte er, denke ich, eigentlich ein ganz gutes Wochenende", sagt Verstappen zu Motorsport-Total.com: "Also ja, es ist einfach unglücklich. Das ist die einzige Sache, die ich dazu wirklich sagen will."

Bayer: "Das ist schon eine Ohrfeige für Checo"

Auch andernorts im Paddock erregt Perez' aktuelle Situation vor allem Mitleid: "Das ist schon eine Ohrfeige für Checo, hier in Q1 rauszufliegen", erklärt Racing-Bulls-Boss Peter Bayer im Gespräch mit Motorsport-Total.com auf die Frage nach dem erneuten Nackenschlag für den Mexikaner.

Bayer: "Es kommt noch ein Rennen und es wurde gesagt, bis dahin den Ball flach zu halten. Man versucht, dieses Thema aus dem Kopf zu kriegen, auch, um die Fahrer vielleicht zu entlasten. Aber es ist schwierig, der wird schlecht schlafen heute. Da bin ich mir ganz sicher."

Mit Blick aufs größere Bild in der Red-Bull-Familie, das auch weitreichende Auswirkungen auf die Cockpitbesetzung bei seinem Team nach der Sommerpause haben könnte, sagt Bayer: "Im Sommer wird dann entschieden werden. Es gibt vieles zu diskutieren. Das Red-Bull-Racing-Thema ist zu diskutieren, bei uns 2025. Es gibt die Frage zum Timing: Nimmt man sich Zeit und gibt sich eine Deadline. Ist sie Sommer oder irgendwann im Oktober? Das muss man sich anschauen."

Perez wackelt: Chance für Lawson und Co.?

Dabei fällt in Verbindung mit einem möglichen Perez-Aus auch immer wieder der Name Liam Lawson. Der dritte Fahrer der Racing Bulls wurde zuletzt sogar mit einem Aufstieg direkt ins A-Team von Red Bull in Verbindung gebracht.

Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko sagt dazu am Samstag: "Nochmal: Wir warten das nächste Rennen in Spa ab und dann entscheiden wir, aber Lawson hat nicht nur den Test, sondern auch viel Simulatorarbeit gemacht. Er ist also ein Kandidat, wenn wir einen Kandidaten brauchen werden.?

Traut Racing-Bulls-CEO Bayer Lawson den großen Sprung schon zu? "Gott sei Dank ist es nicht meine Entscheidung, sondern das liegt bei Helmut und Christian (Horner). Persönlich gedacht: Es ist wie immer im Leben, jede riesige Herausforderung ist eine riesige Chance. In diesem Sport, da ist es halt so. Der Liam hat vergangenes Jahr bewiesen, unter widrigsten Umständen, mit dem Druck umgehen zu können."

Bayer verrät: "Ich habe mich mit ihm unterhalten, denn vergangene Woche ist er den Red Bull gefahren. Er meinte, dass Auto sei mega cool zu fahren, weil es wahnsinnig verzeiht im Vergleich zu unserem Auto. Es ist weniger fehleranfällig. Gleichzeitig, fährt es sich wahnsinnig scharf, wenn es in die Spitze geht. Das ist ein Auto, das man meistern muss."

"Es ist nicht meiner Entscheidung, aber jeder von den Jungs traut sich zu, mit so einem Auto zu fahren. Yuki (Tsunoda) hat es in der Pressekonferenz auch gesagt: Es ist Teil der Ausbildung, sich in solch ein Auto zu setzen und dann alles zu riskieren und loszulegen." Klar ist: Wenn Perez so weitermacht wie am Samstag, dann dürfte dieser Traum für Tsunoda, Lawson oder Ricciardo jedenfalls schon bald Realität werden ...