Motorsport Formel 1
Platz vier weg: Kommissare lehnen Hülkenberg-Begründung ab!
Nico Hülkenberg wird beim Formel-1-Rennen in Abu Dhabi nicht aus der zweiten Startreihe starten. Der Deutsche hatte sich im Qualifying auf dem Yas Marina Circuit auf einem hervorragenden vierten Startplatz qualifiziert, durch eine nachträgliche Strafversetzung um drei Positionen wird er aber nun "nur" von Startplatz sieben aus ins Rennen gehen.
Dem Haas-Piloten wurde dabei eine Szene am Ende von Q1 zum Verhängnis. Hülkenberg hatte in der Boxenausfahrt, die in Abu Dhabi durch eine enge Unterführung führt, zwei Konkurrenten überholt - das durfte er aber nicht.
Denn der neue Rennleiter Rui Marques hatte vor dem Event extra einen zusätzlichen Passus in die üblichen "Event Notes" geschrieben. Unter Punkt 12.4 heißt es dort: "Überholen ist in der Boxenausfahrt verboten, außer ein Auto verlangsamt mit einem offensichtlichen Problem."
Tatsächlich waren vor Hülkenberg auch einige Fahrzeuge langsam - allerdings nur um Abstand zum Vordermann zu lassen. Trotzdem fuhr der Deutsche an Carlos Sainz (Ferrari) und Jack Doohan (Alpine) vorbei, und wollte dann auch noch Lance Stroll (Aston Martin) überholen, der jedoch die Tür zumachte.
So begründet Hülkenberg die Aktion
Hülkenberg selbst gab den Verstoß gegenüber den Kommissaren zu, begründete das jedoch damit, dass er keine andere Wahl hatte, weil er sonst keine schnelle Runde mehr hätte fahren können.
"In unserer Position können wir immer Erster oder Letzter sein, und in dem Fall waren wir Letzter und die Uhr lief ab", erklärt er nach der Session gegenüber Sky.
"Und meine erste Runde war nicht so gut, von daher waren wir wirklich unter Druck, unter Zugzwang. Der Countdown lief ab und mir wurde gesagt, ich muss auf jeden Fall ein paar Autos überholen und so viel Zeit sparen wie möglich", so Hülkenberg. "Ich habe gemacht, was ich machen musste."
Tatsächlich wurde ihm am Funk gesagt, dass er Autos auf der Strecke überholen soll, um es noch rechtzeitig über die Linie zu schaffen - von der Boxenausfahrt sagte sein Ingenieur dabei nichts.
"Niemals eine Entschuldigung für einen Regelverstoß"
Die Kommissare lassen diese Ausrede jedenfalls nicht gelten. Zwar erkennen sie an, dass Haas durch die Lage der Garage in seiner Möglichkeit eingeschränkt ist, "doch darf dies niemals als Entschuldigung für einen Regelverstoß dienen", halten sie fest.
"Das Überholverbot in bestimmten Bereichen wie der Boxengasse oder, in diesem Fall, der Boxenausfahrt, wurde eingeführt, um potenziell gefährliche Situationen zu vermeiden, und daher sind die Stewards der Meinung, dass in diesem Fall eine Strafversetzung gerechtfertigt ist."
Für Sky-Experte Ralf Schumacher ergibt diese Regel an diese Stelle auch Sinn. Verkeilen sich zwei Autos, "dann ist die Ausfahrt blockiert", sagt er. "Gerade hier, weil es ein Tunnel ist, ist das hier anders. Da sollte man dann schon auf den Rennleiter hören."
Wo hat der Haas die Pace her?
Zwar hat Hülkenberg mit Startplatz sieben trotzdem noch eine gute Ausgangsposition, doch natürlich hätte man lieber Platz vier genommen. So rücken aber Max Verstappen (Red Bull), Pierre Gasly (Alpine) und George Russell (Mercedes) noch eine Position nach vorne - gerade gegen WM-Konkurrent Alpine ist das bitter.
Dennoch bleibt der Fakt, dass der Haas-Pilot den aktuellen Weltmeister im Qualifying geschlagen hat. Wo hat er denn diese Runde hergezaubert? "Aus dem Ärmel", lacht er bei Sky. "Das Auto war schon das ganze Wochenende gut. Es ging im ersten Training mit einem sehr guten Gefühl los. Und ich glaube, wir konnten das Session für Session beibehalten und uns sogar ein Stück weit immer verbessern."
Er meint, die Charakteristik der Strecke habe einfach zum Auto gepasst. "Gute Traktion, gute Ausgänge", nennt er als Grund und sagt, dass die Entwicklung von Haas auf mittelschnellen Kurven lag - "und davon gibt es hier viele. Die ganze Kombination hat an diesem Wochenende einfach wirklich gut funktioniert."
Von daher sagt er, dass er den Einzug in die Top 10 schon erwartet habe und es eigentlich als "ein Muss" angesehen habe. "Aber Vierter ist definitiv eine große Überraschung. Aber das nehmen wir heute so mit und schauen, was morgen geht", so der Deutsche.
Haas auch im Rennen stark?
Ein gutes Ergebnis wäre natürlich wichtig in der Meisterschaft, wo Haas aktuell fünf Punkte hinter Alpine liegt, die mit dem Doppelpodium in Brasilien auch noch das bessere Einzelergebnis haben. Das heißt, Haas muss eigentlich sogar sechs Zähler mehr holen als Alpine - das ist mindestens Position sieben, wenn die Franzosen keine Punkte holen.
Möglich hält Hülkenberg am Sonntag viel: "Die Rennpace war gut", betont er, weiß aber auch, dass einige gute Autos wie Charles Leclerc und Lewis Hamilton nicht auf den Positionen sind, die sie eigentlich haben sollten. "Aber wir haben in diesem Jahr oft bewiesen, dass wir auch in den Rennen vernünftig sein können", sagt er.
"Es wird darum gehen, ein gutes Rennen zu haben, unser Potenzial zu maximieren und das Beste herauszuholen."
Magnussen rätselt nach letztem Platz in Q2
Für Teamkollege Kevin Magnussen lief es hingegen nicht ganz so gut: Der Däne wurde in Q2 nur 15. und Letzter. Warum, da hat er "keine Ahnung", wie er sagt. "Nach dem ersten Run in Q1 fühlte ich mich superstark, aber das konnte ich in Q2 nicht wiederholen und schon gar nicht schneller werden. Irgendwo ist die Performance verloren gegangen, und das ist für mich ein Rätsel."
"Es fühlte sich einfach so an, als würde das Auto plötzlich nicht mehr zusammenpassen und man erwartet, dass man mit der Entwicklung der Strecke mehr Grip bekommt", so Magnussen. "Es ist irgendwie rätselhaft, wie man gut sein kann und dann das Auto überhaupt nicht verändert, auf einen neuen Satz wechselt und man ist nirgendwo. Ein bisschen seltsam."