Motorsport Formel 1
Racing Bulls stellen neuen VCARB 01 vor: Aufbruch in eine neue Ära
Visa Cash App RB - an diesen Namen müssen sich Formel-1-Fans erst einmal gewöhnen, genau wie an den ungewöhnlichen Launch, den das frühere AlphaTauri-Team hingelegt hat. Denn die Präsentation des VCARB 01 fand am sehr späten Abend in Las Vegas statt - ähnlich wie der Grand Prix vor wenigen Monaten. Für europäische Verhältnisse hieß das: früh aufstehen!
Denn der Launch war hierzulande um 7:30 Uhr am Morgen angesetzt. Zu sehen bekamen die Fans hier aber keine aufregende Präsentation, sondern nur ein kurzes Video in den sozialen Netzwerken.
Und was gezeigt wurde, waren die brandneuen Farben des RB-Teams - wobei brandneu übertrieben wäre. Denn mit Blau, Weiß und Rot trägt man im Grunde die gleichen Farben wie zu späten Toro-Rosso-Zeiten auch - passen sie doch auch zu den Farben des Red-Bull-Konzerns.
Allerdings ist die Anordnung der Farben eine andere als zuvor: Das Auto trägt einen blauen Grundton, der aber deutlich heller ist als zu AlphaTauri-Zeiten. Hinzu kommen zahlreiche weiße Flächen, auf denen die wichtigsten Sponsoren präsentiert werden. Das sind neben den Namensgebern unter anderem Orlen und Hugo Boss.
Übrigens: Auch Boss war einst ein Name, der in diesem Zusammenhang für den Rennstall umhergeisterte.
Technisch fällt auf, dass die Racing Bulls beim VCARB 01 einen Konzeptwechsel vorgenommen haben. Der Bolide wurde an der Vorderachse mit einer Pullrod-Aufhängung ausgestattet und geht damit den Weg von Sauber, die diese Umstellung ebenfalls vorgenommen haben.
Damit ist man diesbezüglich im Einklang mit Schwesterteam Red Bull, die wie McLaren ebenfalls schon im vergangenen Jahr auf die Pullrod-Lösung gesetzt hatten. Hinten bleibt man aber wie bisher bei der Pushrod-Anordnung.
Ansonsten besitzt das Auto eine recht schlanke Nase und einen auffälligen Seitenkasten, der nicht stark abfällt, sondern als eine Art Wulst kontinuierlich nach unten geht.
Vieles neu in Faenza
Der Rennstall aus Faenza startet 2024 in eine komplett neue Ära. Weg ist der Name AlphaTauri, der nach der langjährigen Identität als Toro Rosso genutzt wurde, um die gleichnamige Modemarke des Red-Bull-Konzerns zu bewerben.
Um den neuen Namen wurde lange ein Geheimnis gemacht, doch er sollte die gewohnten Konventionen sprengen. Zunächst sickerte der Name Racing Bulls durch, doch in der offiziellen Nennliste fand sich nur noch das Kürzel RB - plus die beiden großen Sponsoren, die der Rennstall für 2024 gewinnen konnte.
Das sind Finanzdienstleister Visa sowie der Zahlungsdienst Cash App, die zusammen nun den neuen Teamnamen bilden, der allerdings nicht bei jedem gut ankommt.
Auch sonst ist vieles neu beim einstigen Juniorrennstall von Red Bull. Von diesem Image will sich das Team ein wenig verabschieden, gleichzeitig aber die Bindung zum Schwesterrennstall Red Bull stärken. Deswegen wird die Aerodynamik-Abteilung im britischen Bicester näher an die Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes verlagert.
"Das Milton Keynes Performance Centre ist notwendig, weil die Anlage in Bicester bereits zu klein geworden ist", hatte Geschäftsführer Peter Bayer im vergangenen Jahr erklärt. "Der Vorteil, näher an Red Bull Racing und ihrem Campus zu sein, ist, dass es für uns einfacher ist, wenn es um die Arbeit im Windkanal und im Simulator geht."
Fahrer alles andere als Junioren
Die Nähe zu Red Bull und die gleichzeitige Abkehr vom Juniorenstatus zeigt sich auch in der Fahrerwahl, die im Vergleich zum Saisonende 2023 unverändert ist. Yuki Tsunoda geht bereits in seine vierte Formel-1-Saison mit dem Rennstall und ist damit über den Juniorenstatus hinaus.
Noch mehr kann man das über Daniel Ricciardo sagen, der mit seinen 34 Jahren hofft, noch einmal den Weg zurück in Richtung Spitze finden zu können - bevorzugt bei Red Bull selbst, wo er bereits fünf Jahre lang fuhr, bevor er den Kosmos in Richtung Renault und später McLaren verließ.
Der Australier wurde Liam Lawson vorgezogen, der 2023 ersatzweise für Ricciardo fahren durfte, als dieser sich in Zandvoort an der Hand verletzt hatte. Der Neuseeländer machte seine Sache ziemlich ordentlich und hätte sich nach Meinung vieler das Cockpit für 2024 verdient - allerdings muss er sich erneut mit der Rolle als dritter Fahrer begnügen und auf seine Chance in der Zukunft hoffen.
Viel ehemalige FIA-Power
Für Aufsehen sorgten auch einige personelle Veränderungen am Kommandostand. Franz Tost beendete seine Karriere als Teamchef nach 18 Jahren an der Spitze des Rennstalls. Der Österreicher hatte das Team seit der Übernahme des Minardi-Rennstalls nach der Saison 2005 geführt, überlässt seinen Platz aber nun einem anderen.
Und der heißt Laurent Mekies. Der 46-Jährige kommt von Ferrari, wo er im vergangenen Jahr noch als Sportdirektor begonnen hatte, bevor er aufgrund des bevorstehenden Wechsels vom Tagesgeschäft abgezogen wurde. Zuvor war der Franzose als Sicherheitschef und stellvertretender Renndirektor bei der FIA tätig. Die Saison 2024 wird seine erste als Teamchef.
Ihm zur Seite steht mit Geschäftsführer Peter Bayer ein weiterer ehemaliger FIA-Mann - und ansonsten die aus dem Team bekannten Namen rund um Technikchef Jody Egginton und Chefingenieur Jonathan Eddolls. Mit Tim Goss hat man aber jüngst einen weiteren früheren FIA-Mitarbeiter als Technischen Leiter zum Team holen können.
Die Formel-1-Saison 2023 hatte man nach einem schwierigen Start und einer guten Aufholjagd, bei der man bis zum letzten Rennen noch Updates gebracht hatte, als Achter beendet. 2024 soll es mindestens einen Platz besser werden.