Anzeige
Motorsport Formel 1

Ralf Schumacher: "Nicht sicher", ob Verstappen & Norris noch Freunde sind

Article Image Media
© Motorsport Images

Ralf Schumacher bezweifelt, dass die einst enge Freundschaft zwischen Max Verstappen und Lando Norris den WM-Kampf in der Formel 1 2024 ohne Kollateralschäden überstanden hat: "Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Freundschaft jetzt noch so wirklich besteht", sagte der Sky-Experte kürzlich am Oktober-Stammtisch exklusiv für Mitglieder des YouTube-Kanals von Formel1.de.

Zuletzt kam es zwischen Verstappen und Norris gleich zweimal zu Unstimmigkeiten: erst in Austin, wo Norris mit einer Fünfsekundenstrafe belegt wurde, und dann in Mexiko, wo Verstappen zwei Zehnsekundenstrafen kassierte. Verstappen, so der Tenor im Formel-1-Paddock, habe mit aggressiven Verteidigungsmanövern auf der Bremse womöglich den Bogen überspannt.

Das war natürlich auch am vergangenen Wochenende in Brasilien ein großes Thema. Aber eins, das von Verstappen nicht allzu hoch gehängt wird: "Ihr wisst ja, wie es ist: Selbst wenn du mit jemandem gut befreundet bist, wirst du im Zweikampf auf der Strecke alles probieren, wenn es um die Weltmeisterschaft geht."

Wo es zwischen den beiden schon mal gezwickt hat

Dass er das genauso meint, wie er es sagt, das hat Verstappen bereits beim Grand Prix von Österreich gezeigt, als es zum ersten Mal in dieser Saison ein streitbares Aufeinandertreffen mit Norris gab. Der Red-Bull-Pilot sagt: "Du kannst schon befreundet sein, aber wie du auf der Strecke gegeneinander fährst, das ändert sich deswegen nicht."

Nach Österreich habe man bei einem Treffen vor Silverstone eine Aussprache unter vier Augen gesucht. Über die sagt Verstappen: "Wir haben gesagt, dass wir gegeneinander hart fahren werden. Wir verstehen beide, dass wir um die WM kämpfen und nicht einen Spaziergang rund um die Kirche machen. Daran hat sich eigentlich nichts geändert."

Was in Mexiko neu war, war Norris' Ton am Boxenfunk, als er Verstappen mit den Worten "Der Typ ist gefährlich!" beschimpfte. Verstappen legt das nicht auf die Goldwaage, sondern zeigt Verständnis: "Du versuchst in solchen Situationen immer, die Kommissare ein bisschen zu beeinflussen. Das ist halt so."

Norris allerdings sieht das weniger entspannt. Seiner Meinung nach war Verstappens zweites Manöver in Mexiko weit über der Grenze: "Er weiß genau, was er falsch gemacht hat. Tief in sich drinnen weiß er das. Und es liegt an ihm, daran was zu ändern, nicht an mir."

Nach Austin und Mexiko gab es kein neuerliches Gespräch der beiden. Norris winkt ab: "Müssen wir nicht, denke ich. Ich habe nichts zu sagen." Und: "Ich habe immer noch großen Respekt für Max und seine Leistungen. Aber das, was er in Mexiko gemacht hat, respektiere ich nicht."

Gleichzeitig möchte sich Norris nicht drauf einlassen, Verstappen zu erklären, was er hätte anders machen müssen: "Es ist nicht meine Aufgabe, für ihn zu sprechen. Ich bin nicht sein Lehrer, ich bin nicht sein Mentor. Max weiß genau, was er zu tun hat", sagt der McLaren-Pilot.

Aussagen, die belegen: Zwischen Verstappen und Norris ist nicht alles zerbrochen, sondern es scheint immer noch gegenseitiger Respekt zu existieren. Aber im Subtext von Norris' Worten schwingt schon mit, dass er nicht begeistert darüber ist, wie sich Verstappen ihm gegenüber im Zweikampf verhalten hat.

Ralf: Warum reisen die beiden nicht mehr gemeinsam an?

Ralf Schumacher hatte sich zudem "gewundert, denn die sind die letzten Rennen ja auch nicht mehr zusammen geflogen, was ja sonst normalerweise immer der Fall war". Er verstehe das aber, denn es sei schwierig, eine Freundschaft zu pflegen, "wenn man wirklich um die WM und um die Positionen fightet, wie die beiden das machen".

Verstappen und Norris verbindet vor allem ihre Leidenschaft zum Sim-Racing. Schon oft sind die beiden gemeinsam oder gegeneinander virtuelle Rennen gefahren, und häufig konnten Formel-1-Fans diesen über Norris' offiziellen Twitch-Kanal sogar live zuschauen. Auch das hat zuletzt nicht mehr stattgefunden.

"Max", sagt Norris, "ist wahrscheinlich einer der begnadetsten Fahrer im Feld, wenn nicht sogar der begnadetste. Er weiß genau, was er tun kann und was nicht, und er weiß genau, wo die Grenzen sind. Er weiß, was er ändern muss."

Vielleicht erledigt sich das Problem zwischen den beiden aber auch von selbst. Denn seit Verstappens Galavorstellung beim Grand Prix von Brasilien ist der WM-Kampf 2024 de facto beendet. Schon beim nächsten Rennen in Las Vegas muss Norris mindestens drei Punkte mehr holen als Verstappen, um die WM-Entscheidung erstmal zu vertagen. Und das ist nur der erste von vier Matchbällen.

Zumal Verstappen es sich wahrscheinlich sogar leisten könnte, zu den letzten drei Grands Prix einfach nicht mehr anzureisen. Norris hat derzeit 62 Punkte Rückstand - und mehr als 62 Punkte an drei Rennwochenenden hintereinander hat der McLaren-Pilot 2024 erst einmal geschafft (Schanghai-Miami-Imola mit 64 Punkten).

Damals gab es an zwei der drei Rennwochenenden einen F1-Sprint mit zusätzlicher Chance auf WM-Punkte. Beim finalen Tripleheader steht hingegen nur noch ein Sprint auf dem Programm, nämlich am 30. November in Katar. Was die Wahrscheinlichkeit, dass Norris 62 Punkte übertreffen wird, noch geringer macht.

Übrigens: Den kompletten Stammtisch mit Ralf Schumacher, der inklusive Diskussion der Kanalmitglieder nach dem "offiziellen" Teil mehr als sechs Stunden gedauert hat, können Mitglieder auch im Re-Live auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de sehen.

Anzeige
Anzeige