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Motorsport Formel 1

Red Bull hat "Monster" erschaffen: Beide Titel laut Verstappen "unrealistisch"

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© Motorsport Images
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Jetzt ist bei Red Bull richtig Feuer unterm Dach! Nach dem hilflosen Schock-Auftritt in Monza herrscht Alarm beim Weltmeisterteam, allen voran WM-Spitzenreiter Max Verstappen spart im Anschluss an seinen sechsten Platz in Monza nicht mit Kritik:

Zwar sei es, wie von Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko formuliert, in der Tat "Schadensbegrenzung" gewesen, dass WM-Herausforderer Norris am Sonntag den Sieg verpasste, "aber so blicke ich nicht gerne auf die Meisterschaft", sagt Verstappen: "Wir müssen unseres eigenen Glückes Schmied sein, und heute und dieses ganze Wochenende war sehr schlecht."

So schlecht sogar, dass Verstappen überzeugt ist: "Im Moment sind beide Titel unrealistisch." Die knallharte Begründung des Red-Bull-Superstars: "Das Auto ist unfahrbar. Es gibt es massives Balanceproblem, das wird haben, und das nicht nur über eine Runde, sondern auch im Rennen."

Dabei sieht sich auch Verstappen in gewisser Weise mit seinem Latein am Ende: "Leider habe ich keinen Abschluss in Technik oder Aerodynamik. Aber ich denke, ich habe ihnen alles mitgeteilt, was ich konnte", erklärt er mit Blick auf seine Ingenieure, und fügt hinzu: "Ich habe schon viel gesagt, jetzt ist es an der Zeit, dass das Team mit einer Menge Änderungen am Auto kommt."

Verstappen ist schockiert: "Wir haben uns praktisch von einem dominanten Auto zu einem unfahrbaren Auto entwickelt, innerhalb von sechs bis acht Monaten. Für mich ist das sehr seltsam, und wir müssen das Auto jetzt wirklich auf links drehen. Ein Zeitlimit will der Weltmeister dafür allerdings nicht ausgeben: "Es macht keinen Unterschied, wie viele Wochen. Wir müssen einfach pushen und mit Vollgas arbeiten. Es gibt keine Entschuldigung."

Auch nicht den Abgang von Stardesigner Adrian Newey, wenngleich Verstappen einräumt: "Ich habe immer gesagt, dass ich gerne gehabt hätte, dass Adrian bleibt. Aber darum geht es jetzt nicht, denn wir hatten letztes Jahr ein großartiges Auto, das dominanteste Auto überhaupt. Und das haben wir praktisch in ein Monster verwandelt. Das müssen wir wieder rumdrehen."

Zurückrüsten für Red Bull nicht so einfach

Mit seiner Formulierung trifft Verstappen den Nagel auf den Kopf, denn im Fahrerlager ist mit Blick auf Red Bulls verzweifelte Vergleichstests zwischen alten und neuen Spezifikationen längst von "Frankensteins Monster" die Rede. Dass sich die Experimente als eher schwierig erweisen, bestätigt am Sonntag vor der Abfahrt aus Monza dann auch Red-Bull-Berater Marko.

"Naja, das Ganze ist nicht so einfach, dass man sagt wir gehen bis Schanghai, weil gewissen Sachen lassen sich nicht miteinander (kombinieren)", erklärt der Österreicher auf die Frage, ob Red Bull nicht einfach wieder auf das alte Auto zurückrüsten könne, mit dem man zu Saisonbeginn noch gut unterwegs war. "Es muss unsere Techniktruppe aus den Teilen, die verfügbar sind und zueinander passen, den entsprechenden Cocktail schaffen. Und wenn das Auto wieder stabil ist, dann können wir wieder vorwärts entwickeln", so Marko im ORF.

Für den Red-Bull-Berater steht fest: "Wir müssen zurückgehen und den Punkt finden, wo wir technisch falsch abgebogen sind. Es hilft nichts, wenn 20 Punkte an Downforce gewinnen und das Auto unfahrbar für die Fahrer, den Punkt müssen wir finden. Und das wird jetzt so schnell wie möglich realisiert." Denn in der WM schwimmen dem einst so erfolgsverwöhnten Team gerade die Felle weg.

Marko: "Lässt den Vorsprung relativ schnell schmelzen"

Auch Marko bestätigt, dass er mittlerweile nicht nur die Konstrukeurs-WM, sondern auch die Fahrer-WM in akuter Gefahr sieht: "Weil die Gefahr, dass wir nicht mehr um den zweiten Platz kämpfen, sondern wie hier Sechster, Siebter oder Achter werden, das lässt diesen Vorsprung glaube ich relativ schnell hinweg schmelzen. Aber wie gesagt, wir müssen mal wieder dorthin zurückfinden, dass Max mit diesem Auto pushen kann, das kann er im Moment nicht."

Die Begründung: "Weil das Auto das nicht hergibt, weil es einfach zu unvorhergesehen reagiert. Einmal untersteuert, dann übersteuert es, dann ist es im Kurveneingang auf der Bremse instabil", erklärt Marko bei Sky: "Es sind so viele Faktoren, was uns aber zu unserem Problem bringt: Wir haben irgendwann mit den Updates die Balance verloren und mit der Balance auch die Möglichkeit, das Auto schnell zu bewegen."

In Monza wird das offensichtlich, wie auch Verstappen im Ziel feststellt: "Es war ziemlich langweilig, aber ja, wir waren zu langsam. Der Boxenstopp hat mich natürlich auch ein bisschen was gekostet. Mit dem Motor konnte ich die meiste Zeit im Rennen auch nicht mit voller Power fahren, weil wir da ein kleines Problem hatten. Und mit der Strategie hätten wir meiner Meinung nach auch einen besseren Job machen können, um wenigstens etwas wettbewerbsfähiger zu sein."

Kurzum: Alles schlecht bei Red Bull. Verstappen bestätigt: "Ich glaube, heute und an diesem Wochenende, waren wir an vielen Fronten schwach." Der Ärger darüber führt auch zu seinem Funkspruch während des Rennens, "gewisse Leute im Hintergrund müssen wachsam bleiben", der zunächst für Verwunderung sorgte.

Nach dem Rennen klärt der Niederländer auf, dass es dabei um das im Auge behalten seines Batteriestandes ging, und er am Sonntag auch in diesem Bereich unzufrieden mit dem Job seiner Ingenieure war: "Das sind einfach offensichtliche Dinge, die man im Griff haben sollte. Ich weiß, ich bin gegen niemanden gefahren, aber das sollte keinen Unterschied machen. Es ist immer noch ein F1-Rennen, wo man alles maximieren muss."

Dass nun zu allem Überfluss mit Singapur als übernächstem Rennen auch noch eine Strecke ansteht, auf der Red Bull vergangenen Saison trotz großer Dominanz sein schwächstes Rennwochenende erlebte, macht Verstappen indes keine Sorgen. Die Begründung klingt fast schon süffisant: "Das macht nichts. So wie wir im Moment sind, sind wir sowieso überall schlecht", erklärt der Niederländer vielsagend.