Motorsport Formel 1
Teamchef: Verstappens erste Runde war wie Senna 1993 in Donington
Wie Max Verstappen im Brasilien-Grand-Prix 2024 allein in der ersten Rennrunde von P17 auf P11 vorgefahren ist, das fand sein Red-Bull-Teamchef Christian Horner "elektrisierend". Mehr noch: Horner fühlte sich an eine Glanzleistung von Ayrton Senna erinnert und sagte: "Max' erste Runde steht auf einer Stufe mit Donington 1993, so wie er außenrum in Kurve 3 überholt hat."
Horner spielt damit auf den Europa-Grand-Prix vor 31 Jahren an, als Senna im McLaren von P4 kommend zunächst auf P5 zurückfiel, auf regennasser Strecke aber sofort wieder die Initiative ergriff und nacheinander die vor ihm fahrenden Gegner überholte, um als Führender aus der ersten Rennrunde zurückzukehren. Er siegte überlegen, überrundete nur den Zweitplatzierten nicht.
Verstappen trumpfte in Brasilien ähnlich auf, wenngleich weniger dominant als Senna 1993. Und in seiner ersten Rennrunde überholte Verstappen auch nicht die absoluten Superstars im Feld, sondern mehrheitlich Hinterbänkler in ohnehin unterlegenen Fahrzeugen, die teilweise erstmals ein Formel-1-Regenrennen bestritten.
Laut Horner war Verstappen im Rennen 2024 aber "das einzige Auto, das überhaupt Fortschritte gemacht hat. Er hat sie einfach nacheinander überholt, und das mit sehr späten Bremsmanövern in Kurve 1, ob es nun Lewis [Hamilton] war, Oscar Piastri oder später Esteban [Ocon]."
Kommentar: Skandalöse Farce bringt Verstappen den Sieg
"Max hat das Rennen kontrolliert und ist mit Leichtigkeit davongezogen, manchmal um eine Sekunde pro Runde", meint Horner und wird dann sogar philosophisch: "An einem düsteren Tag hat er ziemlich hell geleuchtet."
"Das perfekte Rennen" für Verstappen
Umso mehr, wo Red Bull seit Monaten nicht gewonnen und sich die Stimmung im Team in den vergangenen Wochen verschlechtert hatte. "Aber die beste Antwort gibt man auf der Rennstrecke, und das hat Max gemacht", sagt Horner.
"Er war aggressiv unterwegs. Von P17 auf P1 zu fahren, das war eines seiner besten Rennen. Und wenn die Bedingungen schwierig sind, sieht man die Unterschiede bei den Fahrern."
"Aber Kompliment auch an das Team, das ihm ein Auto hingestellt hat, mit dem er dieses Resultat erzielen konnte. Und es ist ein großes Resultat. Für Max und das Team war es das perfekte Rennen", meint Horner.
"Emotionale Achterbahnfahrt", selbst ohne Perez
Für Verstappen vielleicht, aus Teamsicht eher nicht: Verstappen-Teamkollege Sergio Perez blieb im Grand Prix als Elfter ohne Punkte, nahm nur einen Zähler mit für Platz acht im Sprint. Und wo Verstappen mit 393 Punkten die Fahrerwertung anführt, steht Perez mit 151 Punkten gerade mal auf Platz acht, als schlechtester Vertreter aus den vier Topteams.
Doch nicht aufgrund von Perez' Formschwäche war es eine "emotionale Achterbahnfahrt" für Red Bull in Brasilien, sagt Horner. Seinem Team sei nach dem Sprint klar gewesen, "dass wir ein gutes Auto hatten. Wir waren überzeugt von der guten Pace. Aber dann hatten wir einfach Pech im Qualifying."
Hinzu kam eine Motorenstrafe bei Verstappen, weil er neue Komponenten verbauen ließ. So wurde aus P12 noch P17. Doch auch davon habe sich Verstappen nicht beirren lassen, betont Horner: "Dann musst du dich schnell auf das Rennen konzentrieren, aber Max' mentale Stärke und seine Einstellung, damit umzugehen, sind einfach herausragend."
Ecclestone adelt Max Verstappen
Wo sich Verstappen mit der Gesamtleistung aus Brasilien in die Riege früherer Formel-1-Größen einreiht, wird Horner dann gefragt. Antwort: "Es ist schwierig, über Generationen hinweg eine solche Einschätzung zu treffen."
"Aber Bernie [Ecclestone] hat mich nach dem Rennen angerufen und meinte: 'Ich habe alle Großen fahren sehen, und das war eine der besten Leistungen überhaupt.' Er ist etwas älter als ich und hat viel mehr selbst gesehen, also ist das schon ein besonderes Lob aus seinem Mund."
Tatsächlich hat Ecclestone die Formel-1-Historie schon früh geprägt: Als Teambesitzer und Fahrer-Manager ab den späten 1950er-Jahren und später als Geschäftsführer der Rennserie, die unter Ecclestone zum Weltsport aufstieg. Seinen Posten an der Spitze der Formel 1 verlor Ecclestone erst 2017 nach der Übernahme der Meisterschaft durch Liberty Media.
Horner kritisiert Entscheidungen der Rennleitung
Und wo Ecclestone bis heute mit spitzfindigen und bissigen Kommentaren auffällt, zeigt sich auch Horner irritiert über "ein paar Überraschungen" im Brasilien-Grand-Prix. Nämlich: "Dass das Rennen nicht schon früher mit Rot angehalten wurde. Es gab ja viele Fahrer, die es für nicht mehr sicher hielten."
"Auch der Restart nach nur [zwei Runden] hinter dem Safety-Car, und ohne dass die Leute hinten aufgeschlossen hatten. Man schien einfach übereifrig zu sein, das Rennen wieder freizugeben."