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Motorsport Formel 1

Toyota-Debakel: Welchen Vorteil Audi gegenüber den Japanern hat

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© Motorsport Images

Audi steht mit dem Formel-1-Einstieg 2026 vor einer großen Herausforderung. Der eigene Rennstall ist ein Prestigeprojekt, das auf keinen Fall so ein Reinfall werden soll, wie ihn Toyota in den 2000er-Jahren mit seinem Werksteam in der Königsklasse erlebte.

Obwohl die Japaner damals ein gewaltiges Budget zur Verfügung hatten, gewann man in den acht Formel-1-Jahren zwischen 2002 und 2009 kein einziges Rennen und schaffte es in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in diesem Zeitraum auch nie in die Top 3.

Allan McNish, der heute für Audi tätig ist, erlebte das Toyota-Debakel hautnah mit. In der Formel-1-Debütsaison 2002 war er Stammfahrer bei den Japanern, holte aber keinen Punkt und musste das Projekt am Ende des Jahres schon wieder verlassen.

"Man ergreift die Gelegenheit, wenn man kann. Aber um ehrlich zu sein, war es in meiner Karriere zu spät, seien wir da ganz offen", blickt McNish, der bei seinem Formel-1-Debüt bereits stolze 32 Jahre alt war, im Gespräch mit Formula1.com zurück.

Doch mit seiner fehlenden Erfahrung in der Königsklasse passte McNish ironischerweise perfekt zum Projekt. Er erklärt, Toyota habe "massiv unterschätzt, was es braucht, um in der Formel 1 konkurrenzfähig zu sein. Sie bauten ein neues Team von Null auf und hatten nicht allzu viel Erfahrung."

McNish: Die Mischung der Leute muss passen

"Tatsächlich hatte an meinem Auto nicht eine einzige Person Rennerfahrung in der Formel 1", verrät der Schotte. Genau dieses Problem sollte Audi beim eigenen Formel-1-Einstieg 2026 nicht haben. Denn anders als Toyota setzt man auf ein bereits bestehenden Team.

Während Toyota damals alles selbst aufbaute, übernimmt Audi das bereits existierende Sauber-Team. Trotzdem bedeutet das laut McNish nicht, dass die Ingolstädter leichtes Spiel haben werden. "Es muss alles zusammenpassen", warnt er aus eigener Erfahrung.

Er betont: "Man kann nicht einfach Leute in einen Raum werfen und erwarten, dass alles funktioniert. Man braucht eine Mischung aus Jugend und Erfahrung, energiegeladenen Leuten und analytischen Leuten, und man muss die richtigen Leute für die richtigen Positionen finden."

"Wie ich schon sagte, hatte Toyota damit ein wenig zu kämpfen, weil sie in allen Bereichen bei Null angefangen haben", so McNish, der sich zudem erinnert: "Wir hatten in dieser Saison [2002] auch nicht wirklich irgendwelche Updates."

"Wir hatten das Auto zu Beginn des Jahres, und am Ende des Jahres war es dasselbe, abgesehen von einem kleinen Motor-Upgrade. Das ist die Realität", so McNish, der nach seinem einen Toyota-Jahr nie wieder ein Rennen in der Formel 1 fuhr.

Erster Toyota war ein kompletter Reinfall

2003 blieb ihm nur noch ein Platz als Ersatzpilot bei Renault und er verrät: "Meine erste Testrunde im Renault in Barcelona war mit vollem Tank schneller als meine Qualifying-Runde im Toyota. Das hat mir etwas gesagt. Das war ein großer Unterschied zu dem, was ich im Jahr zuvor erlebt hatte."

Noch deutlichere Worte fand einst Mika Salo für den Toyota TF102. Der Finne war 2002 Teamkollege von McNish und sagte im Podcast Beyond The Grid einmal ganz unverblümt über das Auto, das nur den zehnten WM-Platz belegte: "Es war ein Haufen Scheiße."

McNish kehrte der Formel 1 2004 endgültig den Rücken. Er ging zurück zu Audi und in den Langstreckensport, wo man in den folgenden Jahren gemeinsam große Erfolge feierte. Unter anderem gewann er mit Audi 2008 und 2013 zweimal die 24 Stunden von Le Mans, 2013 wurde er zudem Langstrecken-Weltmeister.

Auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere blieb er Audi treu, unter anderem als Teamchef in der Formel E. Im Hinblick auf das ambitionierte Formel-1-Projekt der Ingolstädter weiß er aus eigener Erfahrung, welche Fehler man dabei nicht machen sollte.

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