Kommentar Nach Norris-MAchtdemonstration
Formel 1: Max Verstappen steht vor seiner schwerstes Prüfung - ein Kommentar
- Aktualisiert: 26.08.2024
- 13:47 Uhr
- Martin Jahns
Bei seinem 200. Formel-1-Rennen kämpft Max Verstappen auf seiner Heimstrecke mit stumpfen Waffen gegen Überflieger Lando Norris. Nach der Machtdemonstration des Briten bleibt Verstappen nur noch Schadensbegrenzung. Es wäre vielleicht sein eindrucksvollster Titel – ein Kommentar.
von Martin Jahns
Auch die Sommerpause konnte an den neuen Machtverhältnissen in der Formel 1 nicht rütteln.
Max Verstappen nützte in Zandvoort selbst ein Traumstart nichts. Am Ende fuhr er als Zweiter hinter Lando Norris ins Ziel und verpasste auch im fünften Rennen in Folge einen Sieg. Das gab es für ihn seit 2020 nicht mehr, als Mercedes noch dominierte.
Schlimmer noch: Nicht nur zog Norris auf der eigentlich nicht gerade überholfreundlichen Strecke mühelos am dreimaligen Weltmeister vorbei. Er baute seinen Vorsprung anschließend spielend aus.
Am Ende kam der aktuelle WM-Zweite über 22 Sekunden vor Verstappen ins Ziel. Dass er dabei größtenteils gar nicht ans Limit gehen musste, belegte seine Bestzeit in der letzten Rennrunde.
Und Verstappen? Der fuhr in der zweiten Hälfte ein Heimrennen mit stumpfen Waffen, beschwerte sich im Boxenfunk darüber, dass sein Bolide einfach nicht auf seine Manöver reagiere. Für ihn ging es nur noch darum, den Vorsprung auf Charles Leclerc zu verwalten. An einen Extrapunkt für die schnellste Runde – einst Verstappens Steckenpferd – war gar nicht erst zu denken.
Das Wichtigste in Kürze
Wie lange hält das Punktepolster?
In der Fahrerwertung zehrt Verstappen noch von seinem Punktepolster aus der ersten Jahreshälfte, hat immer noch 70 Zähler Vorsprung. Doch das Momentum spricht gegen ihn.
Gelingt Red Bull nicht noch ein Wunder-Upgrade, muss Verstappen in den verbleibenden neun Rennen wohl vor allem in den Rückspiegel schauen und Schadensbegrenzung betreiben: Kommt er immer als Zweiter ins Ziel, dürfte es für den Niederländer reichen – je nach Ausgang der drei verbleibenden Sprintrennen.
Dafür muss Verstappen aber auch wie schon in Zandvoort den zweiten McLaren mit dem aufstrebenden Oscar Piastri und die in den Niederlanden erstaunlich schwächelnden Silberpfeile im Zaum halten.
Auf seinen Teamkollegen Sergio Perez kann er wohl nicht mehr zählen: Der Mexikaner kam abgeschlagen nur als Sechster ins Ziel.
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Wird 2024 Verstappens Meisterstück?
Verstappen steht nun vor der wohl größten Aufgabe seiner Karriere: Während die Konkurrenz um ihn herum immer stärker wird, muss er ans Limit gehen, um den störrischen Red Bull am Ende zumindest noch zu genügend Podestplätzen ins Ziel zu bringen.
Für Verstappen, dem Kritiker gern die jahrelange Überlegenheit des Red Bulls aufs Brot schmierten, wäre es wohl der süßeste und fahrerisch anspruchsvollste WM-Titel in einem über weite Strecken schwer zu beherrschenden Boliden. Selbst bei Verstappens spektakulärem Last-Minute-Titel 2021 gegen Lewis Hamilton saß der Niederländer in den letzten Rennen in einem gleichwertigen Auto.
Und wer weiß: Vielleicht wäre die diesjährige Meisterschaft die letzte, die mit Red Bull angesichts der anstehenden Abgänge im Team überhaupt noch möglich ist.