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Motorsport Formel 1

"Ungesund und riskant": FIA reagiert nach Kritik an Hitzeschlacht

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© Motorsport Images

Als "Hölle" und "Folter" bezeichneten einige Fahrer den diesjährigen Formel-1-Grand-Prix von Katar. Die meisten von ihnen verließen ihr Cockpit nach den 57 Rennrunden völlig entkräftet. Ein paar mussten medizinisch versorgt werden. Der Weltverband FIA hat nun mit einem Statement darauf reagiert.

"Die FIA stellt mit Besorgnis fest, dass die extremen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit während des Formel-1-Grand-Prix von Katar 2023 Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Fahrer hatten", heißt es darin. "Auch wenn es sich um Spitzensportler handelt, sollte von ihnen nicht erwartet werden, dass sie unter Bedingungen antreten, die ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährden könnten."

Und weiter: "Der sichere Betrieb der Autos liegt zu jeder Zeit in der Verantwortung der Wettbewerber, doch wie bei anderen sicherheitsrelevanten Angelegenheiten [...] wird die FIA alle angemessenen Maßnahmen ergreifen, um akzeptable Parameter für die Durchführung festzulegen und zu kommunizieren."

Man habe deshalb mit einer Analyse der Situation in Katar begonnen, um Empfehlungen für künftige Situationen mit extremen Wetterbedingungen abgeben zu können.

Zwar findet der Grand Prix von Katar im nächsten Jahr zu einem späteren Zeitpunkt statt, nämlich Anfang Dezember, wenn die Temperaturen voraussichtlich niedriger sein werden. "Die FIA zeiht es jedoch vor, bereits jetzt Maßnahmen zu ergreifen, um eine Wiederholung dieses Szenarios zu vermeiden", so der Verband.

FIA kündigt erste Maßnahmen an

Auf einer Sitzung der medizinischen Kommission in Paris sollen erste Maßnahmen erörtert werden, darunter Anleitungen für die Teilnehmer, mögliche Modifikationen für eine effizientere Luftzirkulation im Cockpit und Empfehlungen für Änderungen des Rennkalenders, um akzeptable klimatische Bedingungen zu schaffen. Auch Forschungsergebnisse aus anderen Rennserien sollen geprüft werden.

"Die Verpflichtung der FIA zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen für Technik, Sicherheit und Medizin unter der Leitung des FIA-Präsidenten wird diesen Prozess erleichtern", heißt es in dem Statement abschließend.

Dass Maßnahmen notwendig sind, spiegelte sich auch in den Aussagen der Fahrer nach der Hitzeschlacht wider. Rennsieger und Dreifachweltmeister Max Verstappen sagte: Es ist einfach zu warm, und das hat nichts mit mehr Training oder so zu tun."

"Ich glaube, einige der Jungs, die zu kämpfen hatten, sind extrem fit, wahrscheinlich sogar fitter als ich. Aber den ganzen Tag über ist es, als ob man in einer Sauna herumläuft, und in der Nacht steigt die Luftfeuchtigkeit an. Die Rennen sind ziemlich lang. Aber das ist nicht der einzige Ort. Es gibt noch ein paar andere solche Orte."

Verstappen nennt Singapur: "Das ist fast wie ein Zwei-Stunden-Rennen. Und es ist sehr, sehr warm. Ich glaube, es ist auch ziemlich an der Grenze dessen, was erlaubt sein sollte. Es gibt also ein paar Dinge zu beachten. Aber das war definitiv viel zu heiß."

Piastri: "Das härteste Rennen überhaupt"

Das McLaren-Duo, in Katar mit Verstappen auf dem Podest, bestätigte diesen Eindruck. "Es war einfach extrem heiß. Ich habe schon von Anfang an geschwitzt, noch bevor ich meinen Helm aufsetzte, vor dem Start des Rennens. Und das wurde auch nicht besser, als ich dann gefahren bin", sagte Oscar Piastri.

"Ich denke, es war eine Kombination aus vielen Dingen, auch die Luftfeuchtigkeit, die drei Boxenstopps bedeuteten, dass wir Vollgas geben mussten. Und die Beschaffenheit der Strecke, mit ihren vielen Hochgeschwindigkeitskurven, forderte ihren Tribut. Ja, das war definitiv das härteste Rennen, das ich je gefahren bin."

Teamkollege Lando Norris ergänzte: "Ich denke, wir haben heute wahrscheinlich das Limit gefunden. Es ist traurig, dass wir es auf diese Weise finden mussten."

"Es ist nie schön, wenn einige Leute ins Medical Centre müssen oder werden ohnmächtig. Das ist also eine ziemlich gefährliche Sache. Aber es ist kein Punkt, an dem man einfach sagen kann, die Fahrer müssen mehr trainieren oder irgendetwas anderes tun."

"Wir sitzen in einem geschlossenen Auto, das bei einem sehr anstrengenden Rennen extrem heiß wird. Und das ist frustrierend. Im Fernsehen sieht es wahrscheinlich nicht sehr körperbetont aus, aber wenn Leute aufgeben müssen oder sich nach dem Rennen in einem so schlechten Zustand befinden, dann ist das zu viel für die Geschwindigkeiten, die wir fahren. Es ist zu gefährlich", bekräftigt Norris.

Norris: "Hätte gar nicht passieren dürfen"

"Ich weiß, dass das Rennen im nächsten Jahr später in der Saison stattfindet und es ein paar Monate später viel kühler sein wird. Aber es ist etwas, worüber man nachdenken muss und worüber wir sprechen werden, denn es hätte gar nicht erst passieren dürfen."

Auch Valtteri Bottas findet, dass es für solche Bedingungen eine Art Oberlimit geben sollte: "Ja, das sollte es geben. Denn natürlich hat jeder Fahrer versucht, das Rennen zu Ende zu fahren, und man wird nicht aufhören, solange man noch fahren kann. Aber ab einem gewissen Punkt wird es einfach ungesund und riskant."

Deshalb betonte in Katar auch George Russell, Direktor der Formel-1-Fahrervereinigung GPDA: "Heute war die Grenze dessen, was für das Fahren akzeptabel war, überschritten - wenn mehr als 50 Prozent der Teilnehmer sagen, dass sie sich krank fühlen, nicht mehr fahren können und kurz davor sind, ohnmächtig zu werden."

"Man möchte nicht ohnmächtig werden, wenn man mit 200 Meilen pro Stunde auf der Geraden fährt. Und genau so fühlte ich mich manchmal. Wenn es noch heißer geworden wäre, hätte ich wohl aufgegeben, weil mein Körper aufgegeben hätte."

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