Verstappen: Spa war das dominanteste Wochenende meiner Karriere
- Aktualisiert: 30.08.2022
- 13:30 Uhr
- Motorsport-Total
Niemand, auch keine Gridstrafe, konnte Max Verstappen in Spa aufhalten - Wie er und Red-Bull-Teamchef Christian Horner die dominante Vorstellung erklären
Max Verstappen fuhr in Spa in einer eigenen Liga. Trotz des Handicaps einer Gridstrafe ging er bereits in der zwölften Runde wieder in Führung. Von den 1071 Weltmeisterschaftsrennen, die bisher stattfanden, wurden nur acht von einem Fahrer gewonnen, der weiter hinten startete als er von P14 in Spa.
Bereits das Qualifying am Samstag hatte der Red-Bull-Pilot mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung dominiert. Kein Wunder also, dass Verstappen auf die Frage, ob es das dominanteste Rennwochenende seiner Formel-1-Karriere war, antwortet: "Ich denke, wenn man das komplette Wochenende betrachtet, ja."
"Das Auto war vom ersten Freien Training an unglaublich. Ich glaube nicht, dass wir das so erwartet haben. Aber manchmal ist es schön, wenn man von etwas positiv überrascht wird. Es hat wirklich Spaß gemacht, das Auto in diesem Jahr hier zu fahren."
"Hektische" Startphase schadlos überstanden
Ihm sei bewusst gewesen, dass es von Startplatz 14 gerade auf den ersten Runden nicht einfach werden würde: "Ich wusste natürlich, dass man mit unserem Auto nicht zu viel riskieren sollte. Dann ist es noch schwieriger, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten."
"Vor mir war es sehr hektisch", rekapituliert er die ersten Kilometer. "Die Leute fuhren ins Kiesbett und kamen zurück auf die Strecke. Und ich habe wirklich nur versucht, mich rauszuhalten. Aber man will ja auch nicht zu viel Zeit verlieren. Dann war da Lewis. Sein Auto schien kaputt zu sein und er hielt alles auf."
"Da versucht natürlich jeder, davon zu profitieren. Es war superhektisch, und es gab auch so viel Dreck, dass ich mein Abreißvisier abzog, weil ich wegen des vorherigen Sektors kaum etwas sehen konnte, denn alle fuhren auf dem Gras, auf dem Schotter. Aber wir haben es ohne Schaden überstanden", so Verstappen.
"Als sich die Lage durch das Safety-Car beruhigt hatte, überholte ich buchstäblich jede Runde ein Auto", erzählt er weiter. "Als ich dann auf P3 lag und sah, dass meine weichen Reifen ganz gut hielten, wusste ich, dass wir das Rennen gewinnen konnten."
Normalerweise ist Teamkollege Sergio Perez bekannt dafür, die Reifen zu schonen, aber im ersten Stint haben Verstappens Soft-Pneus länger gehalten als seine Medium-Reifen.
"Ich denke, ich bin immer gut mit den Reifen", sagt der Weltmeister darauf angesprochen. "Vielleicht achten die Leute nicht so darauf. Es ist einfach das Verständnis, die Erfahrung und der Versuch, das Auto so gut wie möglich abzustimmen. Und manchmal reagiert das Auto besser darauf und manchmal nicht."
"Wenn man sich zum Beispiel Österreich ansieht, waren wir nicht so gut, aber ich denke, wir haben daraus gelernt. Und wir haben versucht, das anzuwenden. Aber wie gesagt, wenn das Auto so gut funktioniert, wird alles einfacher", weiß der Red-Bull-Pilot.
Red-Bull-Teamchef: "Einfach phänomenal"
Das unterstreicht auch Teamchef Christian Horner, wenn er Spa resümiert: "Ich denke, diese Strecke hat unsere Stärken ausgespielt. Wir haben ein sehr effizientes Auto, wir haben ein sehr gutes Set-up gefunden. Max war einfach phänomenal in Form."
"Natürlich war es eine strategische Entscheidung, hier eine Startplatzstrafe zu kassieren. Und mit den vielen anderen Strafen war es nicht ganz so schlimm. Aber Max musste sich immer noch seinen Weg durch das Feld bahnen, und das tat er in den ersten Runden sehr effizient. Er kam viel schneller an die Spitze als erwartet."
Entscheidend dafür war auch die Reifenperformance. "Wir haben uns für den weichen Reifen entschieden, obwohl die Temperaturen viel höher waren", erklärt Horner. "Wir wussten nicht, wie sich das auf die relative Leistung des Autos auswirken würde."
"Es war mindestens 10/15 Grad heißer als am Vortag. Und wir wissen, wie empfindlich diese Reifen sind. Es war also schwierig, das vorherzusehen, aber der Leistungsvorteil, den wir im Qualifying sahen, setzte sich im Rennen fort."
"Die Pace, die wir mit Max und auch mit Checo hatten, reichte aus, um an Carlos (Sainz; Anm. d. R.) vorbeizuziehen und wahrscheinlich eine der dominantesten Leistungen zu erzielen, die wir als Team seit 2010 oder 2013 gezeigt haben. Und ich glaube nicht, dass wir jemals ein Rennen von Startplatz 14 aus gewonnen haben."
Auf die Ferraris angesprochen analysiert der Red-Bull-Teamchef: "Carlos sah an diesem Wochenende als der schnellere von beiden Fahrern aus. Und Charles (Leclerc) hatte offensichtlich Pech, dass ein Abreißvisier in seinen Bremskanal geraten war."
"Aber er hatte einfach nicht die Pace. Man kann verstehen, dass sie versucht haben, diesen einen Punkt zu holen", spricht Horner Leclercs späten Boxenstopp für die schnellste Rennrunde an. "Doch selbst mit DRS, einem weichen Reifensatz und wahrscheinlich 30 Kilo weniger Sprit als Max war er nicht schneller."
Der Extrapunkt blieb bei Verstappen, der seine schnellste Zeit zu Beginn des letzten Stints gefahren war. Deshalb fällt Horners Antwort auf die Frage, ob Leclerc ohne das besagte Problem zur Gefahr geworden wäre, deutlich aus: "Nein, das glaube ich nicht."