Vettel verteidigt sich: "Ich bin, wer ich bin"
- Aktualisiert: 10.10.2017
- 11:39 Uhr
- SID
Sebastian Vettel hat sich gegen immer wieder laut werdende Kritik an seinem auf der Strecke oft aufbrausenden Temperament zur Wehr gesetzt.
Köln (SID) - Sebastian Vettel hat sich gegen immer wieder laut werdende Kritik an seinem auf der Strecke oft aufbrausenden Temperament zur Wehr gesetzt. "Ich bin, wer ich bin, und liebe, was ich mache", sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister im Gespräch mit dem Magazin Playboy. Sinn und Zweck eines Wettkampfes sei es, "dass jeder probiert, das Beste aus sich rauszuholen und zu gewinnen. Dass man manchmal schimpft oder flucht, ist, glaube ich, ganz normal."
Die Tatsache, dass er nach seinem vieldiskutierten Rempler gegen Mercedes-Star Lewis Hamilton in Baku unter besonderer Beobachtung des Automobil-Weltverbandes FIA steht, hat an Vettels Fahrweise nichts geändert. "Ich fahre deswegen keine Kurve langsamer als vorher und gehe deswegen auch keinem Zweikampf aus dem Weg", sagte der Ferrari-Fahrer: "Du denkst im Rennauto nicht an solche Sachen." Man mache natürlich "manchmal Fehler, aber aus diesen lernt man dann und macht sie nicht wieder".
In dem Gespräch bricht Vettel unter anderem eine Lanze für eine Fortsetzung der Formel-1-Übertragungen im Free-TV. "Ich denke, es ist gut, wenn möglichst viele Leute Zugang zur Formel 1 haben", sagte der 30-Jährige: "Deswegen ist es immer besser, wenn man die Rennen umsonst schauen kann, ohne etwas dafür zu bezahlen." In Deutschland könnte das Wunschdenken bleiben, denn nach Ablauf der Verträge zum Saisonende erscheint nicht nur ein Wechsel der übertragenden Sender (aktuell RTL und Sky) möglich, sogar die Rundum-Versorgung im Free-TV könnte bald Geschichte sein.
Zudem wünscht sich Vettel für die Formel 1 eine Abkehr vom aktuellen Trend zu kleineren und effizienteren Motoren. "Das Downsizing ist der Weg, den die Welt eingeschlagen hat, aber wir sollten uns auf das Sportliche und die Show konzentrieren und wären besser beraten, entgegen dem Trend zu gehen", sagte er. Besonders bedauert Vettel die 2014 erfolgte Umstellung von Acht- auf Sechs-Zylinder-Motoren: "Die Autos sind nicht mehr so laut, und die Motoren brüllen nicht mehr so sehr wie in der Vergangenheit. Ich glaube, das fehlt nicht nur den Zuschauern, sondern auch uns."
Vettels großes Ziel ist der WM-Titel mit Ferrari: "Ich glaube, jeder, der mal im Ferrari gesessen hat, spürt, dass es etwas ganz Besonderes ist." Ferrari stehe für "Leidenschaft und Perfektion". Ob aber ein WM-Titel mit der Scuderia am Ende mehr wiegt als mit einem anderen Team, "weiß ich nicht. Ich bin mit Ferrari noch nicht Weltmeister geworden." Seine vier WM-Titel in den Jahren 2010 bis 2013 holte Vettel allesamt mit Red Bull.
Ob er als Ferrari-Weltmeister zurücktreten würde, wie es im vergangenen Jahr Mercedes-Champion Nico Rosberg getan hat, ließ Vettel in dem Gespräch offen. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", sagte er: "Das ist schon eine extrem große Entscheidung, die man nicht einfach so spontan trifft." Entspannter sei das Leben für Nico Rosberg nach dem Rücktritt aber offensichtlich nicht geworden: "Er rennt doch von einem Termin zum anderen."
Und was tut der Privatmensch und zweifache Familienvater Sebastian Vettel, wenn eines der seltenen Wochenenden ohne Formel-1-Verpflichtungen ansteht? "Dann liege ich sonntags mal ganz entspannt auf dem Sofa und schaue mir einen Tatort an."