Formel 1
Formel 1 - Vowles erklärt Schumacher-Absage: Mick ist "gut", aber nicht "besonders"
Mick Schumacher muss sich wohl damit anfreunden, vorerst kein Cockpit in der Formel 1 übernehmen zu können. Warum es kurzfristig nicht für den Platz im Williams reichte, erklärt der Teamchef des Traditionsrennstalls.
Für Mick Schumacher zerschlug sich innerhalb weniger Tage gleich zweimal die Hoffnung auf ein Formel-1-Comeback. Zunächst ging ihm das Alpine-Cockpit für 2025 durch die Lappen, kurz darauf entschied sich auch Williams dagegen, ihn für den Rest der Saison 2024 ins Auto zu setzen.
In beiden Fällen zog Schumacher gegen einen Junior des jeweiligen Teams den Kürzeren. Alpine setzt 2025 auf Jack Doohan, bei Williams wird Logan Sargeant mit sofortiger Wirkung durch Franco Colapinto ersetzt. Eine Entscheidung, die nicht jeder nachvollziehen kann.
Experte Ralf Schumacher, gleichzeitig Micks Onkel, erklärte gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur" zum Beispiel, er halte die Wahl "aus Leistungssicht für absurd und nicht sinnvoll". Nun hat Williams-Teamchef James Vowles verraten, warum er sich gegen Schumacher entschieden hat.
"Wenn wir die Optionen durchgehen, die uns zur Verfügung standen, dann gab es drei Optionen", beginnt Vowles seine Erklärung und ergänzt: "Eine war Liam Lawson, eine war Mick und eine war Franco. Bei Liam hätte die vertragliche Situation mit Red Bull nicht mit mir hier bei Williams zusammengepasst."
Der Neuseeländer sei wegen seiner Verbindungen zu Red Bull "unter diesen Umständen keine Option für uns" gewesen, so Vowles. Folglich entschied sind der Kampf um das Sargeant-Cockpit zwischen Schumacher und Formel-2-Pilot Colapinto.
Das Wichtigste in Kürze
Vowles: Mick ist "ein kompetenter Fahrer", aber ...
"Mick hat sich im Vergleich zu seiner Zeit bei Haas stark verbessert, daran besteht kein Zweifel. Er ist ein kompetenter Fahrer", lobt Vowles zunächst und erklärt: "Er hat in der Zwischenzeit unglaubliche Arbeit mit Alpine [in der WEC], mit Mercedes und mit McLaren [als Testfahrer] geleistet."
"Und alle Befürworter, wenn Sie mit ihnen sprechen, werden Ihnen sagen, wo er sich angepasst und wo er sich verändert hat. Die Entscheidung lautete also, ob wir Mick ins Auto setzen, der meiner Meinung nach einen guten Job gemacht hätte, oder ob wir in eine Person investieren, die Teil unserer Akademie ist", so Vowles.
"Und so wird es zu einer Entscheidung, ob wir in die Zukunft investieren oder ob wir dadurch in jemand anderen investieren. Ich denke, beides würde in die Kategorie 'gut' und nicht 'besonders' fallen. Ich denke, wir müssen hier ganz offen sein", so Vowles.
Dann folgt der vielleicht zentrale Satz in seiner Erklärung: "Mick ist nicht besonders, er wäre einfach nur gut." So räumt Vowles zwar ein, dass Schumacher natürlich "viel mehr Erfahrung" als Colapinto mitgebracht hätte. Doch einen Ausnahmefahrer sieht er im Deutschen nicht.
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Formel 1: Die Nachwuchsfahrer der Teams
Williams will nicht "in die Vergangenheit" investieren
"Williams hat schon immer in neue Generationen von Fahrern und in die Jugend investiert, und was ich die ganze Zeit über angesprochen habe, ist die Investition in die Zukunft von Williams. Und die Zukunft von Williams bedeutet nicht, in die Vergangenheit zu investieren", erklärt Vowles.
Man wolle in "Talente" investieren, "die es uns ermöglichen, als Individuen voranzukommen". Die Wahl von Colapinto sei daher "eine Investition" in die eigene Nachwuchsakademie, in die man in Zukunft "viel Geld" hineinstecken werde, so Vowles.
"Und wenn man so viel Geld in die Akademie steckt, muss man seinen Worten auch Taten folgen lassen", erklärt er. Somit hatte Colapinto im Kampf gegen Schumacher um das freie Cockpit das bessere Argument auf seiner Seite.
Vowles fasst noch einmal zusammen: "Um die Frage zu beantworten: Ich möchte der Welt zeigen, dass die Investition in einen Fahrer, der, wie ich hoffe, ein sehr erfolgreicher Reservefahrer für uns, Simulatorfahrer für uns und mehr werden kann, je nachdem, wie er sich schlägt, eine Investition in die Zukunft von Williams ist."
Schumacher dagegen hätte bei Williams keine Perspektive gehabt, weil die beiden Stammcockpits für 2025 ohnehin schon an Alexander Albon und Carlos Sainz vergeben sind. Vowles hätte sich also höchstens dann gegen Colapinto entschieden, wenn die Alternative ein in seinen Augen "besonderer" Fahrer gewesen wäre.
Und das war bei Mick Schumacher nicht der Fall.