Motorsport Formel 1
"Was stimmt nicht mit Max?": Hartes Red-Bull-Duell in erster Runde
"Was stimmt nicht mit Max?", funkte Red-Bull-Pilot Sergio Perez nach einer turbulenten ersten Runde im Spielberg-Sprint 2023. Der Mexikaner und Teamkollege Max Verstappen waren sich auf den ersten Kilometern gleich mehrfach etwas zu nahe gekommen.
Die beiden Red-Bull-Fahrer waren gemeinsamen aus der ersten Reihe gestartet und Verstappen verlor den Start auf feuchter Strecke. "Ich hatte keinen guten Start. Ich hatte eine Menge Wheelspin und Oszillationen, und dann verliert man massiv", berichtet der Weltmeister.
So zog Perez an seinem Teamkollegen vorbei und kam als Führender aus der ersten Kurve. "Perez hatte den besseren Start, das ist alles noch in Ordnung", erklärt Helmut Marko bei 'Sky'. Doch auf den folgenden Metern kam es zum ersten Zwischenfall.
"Ich hatte einen guten Start und fuhr etwas zu tief in Kurve 1. Am Ausgang versuchte ich einfach, meine Linie zu schützen, und ich realisierte nicht, dass Max fast schon neben mir war", berichtet Perez nach dem Rennen. Denn Verstappen kam besser aus der Kurve und setzte sich rechts neben Perez.
Der machte allerdings die Tür zu und der Niederländer musste mit zwei Rädern auf die nasse Wiese. "Was jetzt kommt, vor allem unter nassen Verhältnissen, den anderen auf die Wiese schicken, das ist nicht ganz im Sinne von guter Teamarbeit", stellt Marko klar.
Perez selbst erklärt: "Die Sicht war ziemlich schlecht. Obwohl es nicht so viel regnete, war es in den ersten Runden ziemlich hart, etwas hinter sich zu sehen, obwohl ich führte. Als ich realisierte, dass Max da war, da war es einfach schon etwas zu spät."
Marko: "Gott sei dank ist das positiv ausgegangen"
"Er hat mich rausgedrückt, was zur Hölle?", funkte Verstappen während des Rennens und ergänzte nach der Zieldurchfahrt: "Der Ausgang von Kurve 1 war nicht wirklich schön. Das hätte ein sehr großer Unfall sein können. Da müssen wir vielleicht drüber sprechen."
Einige Minuten dem Rennen sieht es Verstappen bereits deutlich entspannter und verrät: "Wir haben darüber gesprochen, denn in dem Moment weiß man nicht, warum es passiert. Aber nach dem Rennen haben wir darüber gesprochen. Es ist alles gut."
"Gott sei dank ist das positiv ausgegangen", ergänzt Marko und erklärt, Verstappen habe das Auto "noch gerade halten" können. Vorbei war der Kampf der beiden Red-Bull-Piloten auf der Strecke damit aber noch nicht. In Kurve 3 ging das Duell noch weiter.
Verstappen bremste sich innen neben Perez, kam auf der nassen Piste aber etwas weit raus und schob damit gleichzeitig seinen Teamkollegen von der Strecke. Perez musste in die Auslaufzone, kam aber zurück und setzte sich vor Kurve 4 außen noch einmal neben Verstappen.
Doch wieder ließ Verstappen Perez nur wenig Platz, sodass dieser sogar noch eine Position an Nico Hülkenberg im Haas verlor. Verstappen erklärt: "Es war nass, also kann man sowieso nicht die normale Linie fahren, weil es dort weniger Grip gibt."
Wollte sich Verstappen in Kurve 3 revanchieren?
"Darum hatte die Außenbahn in Kurve 3 und 4 vor allem zu Beginn mehr Grip. Also will man dort mit dem Auto sein", so der Weltmeister. Für einige Beobachter sah es allerdings eher danach aus, dass Verstappen Perez hier die Aktion nach Kurve 1 heimzahlen wollte.
"Dass dann Max natürlich entsprechend aggressiv in diese Kurve [3] reingeht, das war zu erwarten", weiß Marko, und auch Experte Timo Glock erklärt bei 'Sky': "Mir war klar, dass Max Verstappen in Kurve 3 noch einmal ein Ausrufezeichen setzen wird."
Er findet übrigens, dass die Aktion von Perez zuvor unter Teamkollegen "zu hart" gewesen sei. "Es war eine Spur zu hart aus Kurve 1 raus", sagt er und betont: "Das machst du natürlich, wenn du gegen die Konkurrenz fährst. Aber gegen den eigenen Teamkollegen macht man das nicht."
Perez selbst sieht es nach dem Rennen aber ähnlich entspannt wie Verstappen und betont: "Wir haben nach dem Rennen darüber gesprochen. Es war einfach schade, dass ich den Platz an Nico verloren habe. Aber davon abgesehen haben wir die maximale Punktzahl für das Team geholt."
"Die erste Runde ist bei solchen Bedingungen immer schwierig. Es gibt keine Probleme", stellt der Mexikaner klar, und Marko antwortet auf die Frage, ob man das Thema intern noch einmal aufarbeiten werde: "Jetzt lassen wir es sich mal beruhigen. Aber klar muss man das ansprechen."
Verstappen: Man muss keine große Story draus machen ...
Teamchef Christian Horner erklärt bei 'Sky' derweil: "Zum Glück haben sie sich nicht gegenseitig abgeräumt." Auf die Frage, wie die internen Zweikampfregeln aussehen, antwortet er: "Die Regeln sind sehr fair: Fahrt hart, aber lasst euch gegenseitig Platz."
Als Reporter Ted Kravitz nachhakt, ob sich in den Kurven 1 und 3 beide daran gehalten hätten, entgegnet Horner mit einem Schmunzeln: "In 1 und 3 schon! Dazwischen war es etwas haarig. Aber ich denke, Checo hat Max vielleicht nicht gesehen."
Übrigens: Verstappen selbst reagiert mit Humor auf die zahlreichen Nachfragen, die er zu der Szene in der Pressekonferenz nach dem Sprint bekommt. "Wir müssen keine große Story daraus machen. Es passiert eben manchmal", betont der Weltmeister.
"Wir sprechen darüber, wir schaffen es aus der Welt, und es ist in Ordnung. So funktionieren Menschen manchmal", sagt er und fügt grinsend hinzu: "Man muss keinen ganzen Artikel darüber schreiben, hoffe ich. Man kann es aber, um die Klicks zu bekommen, wenn man will."
Und auch Perez ergänzt mit einem Lachen: "Das Rennen war so langweilig, dass das vielleicht die [große] Story ist!" Hätten Verstappen und Perez den Sprint nicht auf den Plätzen eins und zwei beendet, wäre die Stimmung womöglich nicht ganz so entspannt gewesen ...