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Motorsport Formel 1

Wie sich Red Bull den Wendepunkt 2024 erklärt

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© Motorsport Images

Bis zum Miami-Grand-Prix hat Red Bull die Formel-1-Saison 2024 dominiert. Dann jedoch begann McLaren, an der Spitze mitzuspielen, und es wurde schwieriger für WM-Spitzenreiter Max Verstappen. Doch was genau geschah in Miami, das Red Bull ins Straucheln brachte und McLaren plötzlich zur Konkurrenz werden ließ?

"Das ist eine gute Frage", sagt Pierre Wache im Gespräch mit Motorsport.com Niederlande. Der Technische Direktor von Red Bull kann sich die Trendwende bis heute nicht zweifelsfrei erklären. Seine Begründung: "Wir haben das Auto [in Miami] nicht verändert. Wir haben auch die Richtung beim Set-up nicht verändert."

Dass Red Bull lediglich einem möglichen Fehler nicht auf die Spur gekommen sei, glaubt Wache nicht: "Wir haben uns wirklich alles angeschaut. Das ist ja unser Job, und wir wollen es verstehen."

"Es scheint eben, als sei die Wende eher von anderen Teams ausgegangen als von großen Veränderungen bei uns. Uns hat schlicht überrascht, wie groß die Fortschritte bei den anderen waren, obwohl das Update gar nicht so umfangreich war. Aber: Damit stand das Paket auf einmal ganz anders da, und das ergab eine sehr große Überraschung."

Wie McLaren den MCL38 in Miami umgebaut hat

Denn Miami markierte den ersten Sieg von Lando Norris in der Formel 1 und für Red Bull den Wendepunkt der Saison 2024. "Danach waren wir nicht mehr die Schnellsten", sagt Wache. "Vor allem bei McLaren hatte sich etwas getan: Dort fiel der Reifenverschleiß geringer aus als bei allen anderen Teams. Und das McLaren-Paket schien auch danach sehr gut zu funktionieren."

"Was genau sie gemacht haben, das weiß ich nicht. Das muss man schon McLaren selbst fragen", meint Wache. Oder man wirft einen Blick in das offizielle Dokument des Automobil-Weltverbands (FIA), das vor jedem Rennwochenende die technischen Anpassungen an den Autos skizziert - nach Angaben der einzelnen Teams.

Für Miami hatte McLaren sein erstes großes Update des Jahres hinterlegt, bestehend aus insgesamt zehn einzelnen Komponenten: Frontflügel, Vorderradaufhängung, Unterboden, Lufteinlässe im Seitenkasten, Motorhaube, Kühlschlitze, Hinterradaufhängung, Bremsschächte und Beam-Wing. So viel war neu am MCL38 beim sechsten Rennwochenende der Saison 2024.

Red Bull nur mit "Kosmetik" in Miami

Red Bull nahm in Miami nur eine kleine Modifizierung zugunsten der Zuverlässigkeit vor: Um Gewicht zu sparen, ohne die Steifigkeit des Unterbodens zu gefährden, entfernte das Team eine Klammer an der Außenkante des Unterbodens. Mehr nicht.

Einen wesentlichen Einfluss auf den Red Bull RB20 hatte diese Maßnahme laut Wache nicht. Er sagt: "Unser Auto hat sich ähnlich verhalten wie in China, wo wir dominant gewonnen hatten."

Davor hatte Red Bull in Japan und China diverse technische Neuerungen eingesetzt, die laut Wache "sehr gut" funktioniert hatten. "Auch in Miami waren wir mehr oder weniger dabei, aber McLaren hat im Rennen die Leistung auf den Punkt getroffen."

Spekulationen lassen Red Bull kalt

"Aber ganz ehrlich: Wir hätten das Rennen trotzdem gewinnen sollen." Eine aus Red-Bull-Sicht unglückliche Safety-Car-Phase sowie ein Schaden am Unterboden von Verstappen spielten jedoch McLaren in die Hände und ebneten Norris den Weg zu seinem ersten Sieg in der Formel 1.

Anschließend gab es zahlreiche Spekulationen darüber, warum Red Bull seine Frühform des Jahres 2024 nicht hatte halten können. Von einer "asymmetrischen Bremse" war die Rede. Doch Wache winkt ab: "Sowas beeinflusst mich nicht. Spekulationen tun für uns nichts zur Sache. Es ändert auch nichts daran, dass ich an jedem Wochenende unter Druck stehe, das bestmögliche Auto hinzustellen."

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