NBA Season 2024/25
NBA - Favoritencheck 24/25: Wer kann die Boston Celtics vom Thron stürzen?
- Aktualisiert: 23.10.2024
- 01:28 Uhr
- Ole Frerks
Die NBA-Saison 2024/25 steht in den Startlöchern! Trotz der historischen Dominanz der Boston Celtics im Vorjahr gibt es eine ganze Reihe von Teams, die sich Chancen auf den Titel ausrechnen – und dafür sogar vernünftige Argumente vorbringen können. Wir machen den großen Favoritencheck.
Von Ole Frerks
Disclaimer vorne weg: In beiden Conferences gibt es noch diverse weitere ambitionierte Teams, die bei einem idealen Verlauf in der Regular Season definitiv vor Teams landen könnten, die hier aufgeführt sind, oder die vielleicht sogar – wie Indiana im vergangenen Jahr – mehrere Playoff-Serien gewinnen könnten.
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Dazu zählen einige junge Teams, etwa Indiana, Orlando und Cleveland im Osten, oder Memphis (ein Sonderfall!) und New Orleans im Osten; in gewisser Weise zählen auch die alten Granden aus Golden State, Miami oder die Lakers zu diesen Honorable Mentions. Wir beschränken uns hier jedoch auf die neun Teams, die unserer Ansicht nach eine reelle Chance haben, bis ganz zum Ende mit dabei zu sein.
Tier 3: Wenn alles glatt geht …
8. Milwaukee Bucks
Die Erwartungen an die Bucks sind andere als 23/24, als viele sie auf der Höhe mit Denver und Boston sahen. In der Offseason 2024 wurde recht wenig über Milwaukee gesprochen, was nicht direkt verwundert, schließlich blieb das Team im Wesentlichen das gleiche und hat eine mehr als enttäuschende Saison hinter sich.
Ein paar Ansatzpunkte für Hoffnung gibt es aber. Doc Rivers hat nun eine ganze Saison mit dem Team. Damian Lillard und Giannis Antetokounmpo kennen sich nun besser; Lillard konnte in dieser Offseason gezielt trainieren, nachdem er es vergangene Saison ruhig angehen ließ, um sich vor einem möglichen Trade nicht zu verletzen.
Zudem lief die Offseason gut, trotz der geringen Möglichkeiten. Delon Wright soll der Point-of-Attack-Defense helfen, Gary Trent Jr. ist ein besserer Two-Way-Spieler als Vorgänger Malik Beasley und auch Taurean Prince hilft potenziell der Tiefe. Giannis ist immer noch ein Top-3-Spieler und hat nach zwei verpassten Playoffs in Folge sicherlich mächtig Wut im Bauch.
Problematisch ist: Die Uhr tickt. Lillard ist 34, Brook Lopez ist 36 und ein werdender Free Agent. Khris Middleton ist 33 und wurde in der Offseason an beiden Knien operiert, dauerhaft fit war er seit dem Titel 2021 selten. Dieser Kern hat nicht mehr viel Zeit, um etwas Zählbares zu erreichen. Die beste Version des Teams allerdings kann noch immer richtig gefährlich sein, auch in der vergangenen Saison hatten die vier besten Spieler gemeinsam ein Net-Rating von +16,3.
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7. Phoenix Suns
Auch die Suns haben ein enttäuschendes erstes Jahr ihrer aktuellen Iteration hinter sich, auch die Suns hatten kaum Mittel und trotzdem eine gute Offseason (Tyus Jones!), auch die Suns haben eigentlich nicht viel Zeit und einen etwas schiefen Kader. Den vorletzten Coach der Bucks, Mike Budenholzer, haben sie seit dieser Offseason ebenfalls.
Es gibt also ein paar Parallelen zu den Bucks, auch deshalb, weil Phoenix nicht mehr zwingend zu den Favoriten auf den Titel gezählt wird. Es könnte und sollte eigentlich trotzdem besser aussehen als im Vorjahr, wenn Jones Struktur schafft und es den Suns gelingt, nicht mehr regelmäßig gewinnbare Spiele im vierten Viertel noch zu vergeigen.
Zwei All-NBA-Spieler haben die Suns in Kevin Durant und Devin Booker immer noch. Bradley Beal kann einer der X-Faktoren der Saison werden, wenn er sein eher unauffälliges und von Verletzungen geprägtes erstes Jahr in Phoenix hinter sich lässt. Phoenix‘ Defense und Rim-Protection bleiben suspekt, aber offensiv ist deutlich mehr drin, als 23/24 gezeigt wurde.
Natürlich gibt es auch die Version der Saison, in der KD, der vergangene Saison 75 Spiele schaffte (mehr als in jedem Jahr seit seinem Achillessehnenriss), wieder länger ausfällt und in der das Kartenhaus zusammenfällt. Aber will sich irgendjemand in Phoenix ernsthaft mit dieser Möglichkeit befassen?
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Tier 2: Die Titelkandidaten
6. Minnesota Timberwolves
Minnesota hat die mit Abstand dominanteste Defense der vergangenen Saison auf seiner Seite – ohne Karl-Anthony Towns kehrt das Team zu einem etwas traditionelleren Look mit einem "normalen" Power Forward in Julius Randle zurück, an der Stärke sollte das eigentlich aber nicht viel ändern, die wichtigsten Verteidiger Rudy Gobert, Jaden McDaniels und Anthony Edwards sind schließlich alle noch da.
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Die Offense ist das interessantere Thema. Minny war 23/24 nur durchschnittlich im Angriff, gerade aufgrund des schwachen Spacings. Nun wurde einer der weltbesten Shooter abgegeben und durch Randle ersetzt, der zwar gerne wirft, aber zumeist nicht wirklich effizient trifft. Randle, der gerne den Ball in der Hand hat und sich im Contract-Year neu beweisen muss, könnte neben Edwards ohnehin ein eigenwilliger Fit sein.
Das gilt immerhin nicht für Donte DiVincenzo, der vergangene Saison bei den Knicks einen Rekord für getroffene Dreier aufstellte und auch in Minnesota grünes Licht haben sollte. Durch den 2-gegen-1-Deal ist das Team wieder etwas tiefer geworden, nachdem zuvor in der Offseason unter anderem Kyle Anderson verloren wurde.
Mit Nr.8-Pick Rob Dillingham ist ein frisches Talent neu im Team – zu guter Letzt ist der wichtigste Spieler des Teams, Edwards, auch erst 23 und wurde bisher in jedem Jahr ein ganzes Stück besser. Die Wolves werden sich ein wenig neu sortieren müssen, könnten aber durchaus an ihre Franchise-beste Saison 23/24 anknüpfen, wenn sie Randle integriert bekommen.
5. New York Knicks
Das aggressivste Team der Offseason schickt ein spannendes Team ins Rennen: Jalen Brunson und Neuzugang Towns könnten eins der besten Offensiv-Duos der Liga stellen, zumal Towns mit seinen Catch-and-Shoot-Fähigkeiten viel besser zum balldominanten Brunson passt als Randle. Dazu verfügt New York über zwei der besten Flügelverteidiger der Liga, was nicht zuletzt gegen die Celtics helfen könnte.
Ein Problem allerdings: Durch die Moves der Offseason wurde Tiefe und Flexibilität geopfert – weg ist ja auch Isaiah Hartenstein, der vergangene Saison essenziell für Offense und Defense war. Starting Center Mitchell Robinson wird erst 2025 zurückerwartet, auch deshalb kam es zum Towns-Trade, da KAT auf der Fünf (offensiv) noch besser funktioniert als auf Power Forward.
Towns selbst allerdings verpasste über die letzten Jahre fast immer mindestens 20 Spiele, teilweise deutlich mehr. O.G. Anunoby, der wichtigste Verteidiger im Kader, ist nicht minder verletzungsanfällig. Knicks-Coach Tom Thibodeau wiederum verlangt viel von seinen Rotationsspielern und zermürbt diese zum Teil in der Regular Season mit extremer Minutenlast.
Hier müssen die Knicks aufpassen, zumal ihre Rotation schon zu Saisonbeginn knapp aussieht. Ein Lineup aus Brunson, Mikal Bridges, Josh Hart, Anunoby und Towns sieht super aus, von den Bankspielern genießt bisher aber fast nur Deuce McBride Thibs‘ Vertrauen. Es wird eine Herausforderung, mit voller Kraft in die Postseason zu gehen.
4. Dallas Mavericks
War die Finals-Teilnahme günstigen Matchups (und zeitigen Hot Streaks) geschuldet oder die Ankündigung von etwas noch Größerem? Für Dallas scheint die Angelegenheit klar: Die neue Saison soll sogar noch besser werden, dafür wurde in Klay Thompson eine lebende (Shooting-)Legende ins Team geholt, welche die in den Finals gezeigten Probleme beheben soll.
Offensiv könnte Dallas mit Klay tatsächlich noch besser aussehen – sein Wurf verlangt noch immer so viel Respekt, dass sein Verteidiger gegen Kyrie Irving oder Luka Doncic niemals aushelfen darf. Defensiv allerdings repräsentiert er gegenüber Vorgänger Derrick Jones Jr. einen Rückschritt, die Beweglichkeit vergangener Tage hat Thompson nicht mehr.
Fragt sich, ob das schlimm ist, sollte Dallas die beste Offense der Liga stellen. Mit der Center-Kombi Dereck Lively II und Daniel Gafford sowie P.J. Washington haben die Mavs ein athletisches Grundgerüst, das hinten einen gewissen Level garantiert, auf dem Flügel werden Thompson, Doncic und Irving aber durchaus mitarbeiten müssen.
Ein paar defensivstarke Alternativen zu Thompson gibt es im Zweifel auch noch: Naji Marshall dürfte viele Minuten sehen, vielleicht auch mal am Ende von Spielen, Quentin Grimes hat noch eine gewisse Upside, vielleicht knackt auch Olivier-Maxence Prosper nun die Rotation. Einen fünften Starter, der offensiv UND defensiv richtig stark ist, hat Dallas Stand jetzt nur eben nicht.
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4. Philadelphia 76ers
Paul George hat sich in der Preseason das Knie verdreht, Joel Embiid lief darin gar nicht erst auf – alles beim Alten also bei den Sixers? Nun … zumindest gehen die Zweifel an der Gesundheit nicht weg, die auch in den vergangenen Jahren immer wieder im Weg stand, wenn die Sixers hoch hinauswollten. Neben, naja, allen möglichen anderen Problemen.
Immerhin: Die anderen Probleme sollten eigentlich weg sein. Sportlich bilden Embiid, George und Tyrese Maxey eine unglaublich gut passende Big 3, vielleicht die beste der Liga. Der Supporting Cast ist recht tief und gut besetzt, Embiid hat in Andre Drummond einen guten Backup, der dabei helfen soll, ihn durch die Saison zu load-managen.
Auch auf dem Flügel fehlt es nicht an brauchbaren Optionen, höchstens an etwas Physis, aber hier könnte Guerschon Yabusele ins Spiel kommen – oder Spieler X, der im Lauf der Saison noch geholt wird. Auf dem Papier haben die Sixers schon jetzt das wohl rundeste Team, das sie je um Embiid versammeln konnten.
Nun geht es darum, was in der Realität passiert. Sollte Embiid auch mit dieser Truppe nicht über die zweite Runde hinauskommen, wird sich der Fokus vermutlich noch stärker als in der Vergangenheit auch auf ihn richten.
3. Denver Nuggets
Vor rund einem halben Jahr sah die Welt in Denver noch anders aus: Noch bis zum Start der zweiten Runde galten die Nuggets als favorisiert mindestens im Westen, wenn nicht gleich für den Repeat – selbst nach dem Auf und Ab in der Runde gegen Minnesota setzten die meisten Beobachter vor Game 7 noch auf Denver.
Die Nuggets flogen stattdessen raus, und die Offseason verlief nicht ideal: Kentavious Caldwell-Pope ging de facto ersatzlos nach Orlando, neu und nennenswert sind eigentlich nur Dario Saric, Russell Westbrook und Vlatko Cancar, der nach der verpassten Saison 23/24 in den Kader zurückkehrt. Jamal Murray spielte nach schwachen Playoffs grauenhaft bei Olympia, bekam aber einen neuen Vertrag und damit das Vertrauen ausgesprochen.
Das ergab auch Sinn – mit Nikola Jokic, Murray, Aaron Gordon und Michael Porter Jr. hat Denver weiterhin eine titelreife Infrastruktur und den besten Spieler der Liga. Die Tiefe allerdings hat unter den letzten beiden Offseasons gelitten, es hängt nun viel an jungen Spielern wie Christian Braun oder Julian Strawther, die KCP vergessen machen müssen.
Ein besonderes Augenmerkt liegt auch auf dem Dreier. Vergangene Saison nahm kein Team anteilig weniger Triples als die Nuggets, die nun ihren zweitbesten Schützen verloren haben. Nicht, dass eine Jokic-Offense deswegen "schlecht" sein könnte – aber ein wenig muss Denver die Frequenz wohl hochschrauben, um mit Teams wie insbesondere Boston mitzuhalten.
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Tier 3: Die Topfavoriten
2. Oklahoma City Thunder
Das Alter und die mangelnde Erfahrung sprechen gegen einen Finals-Run der noch immer blutjungen Thunder. Und sonst? Nicht so viel.
Das schwache Rebounding der Vorsaison sollte kein Problem mehr sein, nachdem OKC sich den, nun einige Wochen verletzten, Isaiah Hartenstein angelte. Die ohnehin schon richtig gute Defense hat durch den Deutschen sowie Alex Caruso, der Josh Giddey ersetzte, noch einmal massiv hinzugewonnen.
OKC hat nun einen unheimlich tiefen Kader und stilistisch alle erdenklichen Möglichkeiten. Die Thunder können groß spielen und Hartenstein gemeinsam mit Chet Holmgren auf den Court schicken, sie können Five-Out gehen; schnell spielen konnten sie vergangene Saison schon besser als alle anderen Teams.
Mit Rookie Chet und Zweitjahresprofi Jalen Williams reichte es 23/24 schon für Platz 1 sowie das beste Net-Rating im Westen. Nun haben fast alle Teams an der Spitze der Conference entweder Spieler verloren oder neue Baustellen, während OKC auf dem Papier ausschließlich addiert hat. Vielleicht sind die Thunder jetzt schon an der Reihe.
1. Boston Celtics
Sixers-GM Daryl Morey äußerte kürzlich die These, dass Boston das beste Team seit den Warriors der Kevin-Durant-Ära sei. Vielleicht wollte er damit den Druck auf den Division-Rivalen erhöhen, tatsächlich liegt der Vergleich aber nahe: Das 23/24er Net-Rating der Celtics war identisch mit dem der 16/17er Warriors (+11,6) und ein Top-5-Wert der NBA-Geschichte. Nun will Boston als erstes Team seit den besagten KD-Dubs den Repeat schaffen.
Das in der vergangenen Saison so dominante Team blieb vollständig zusammen, nahezu alle Leistungsträger stehen langfristig unter Vertrag. Die Top 6 ist weiterhin gespickt mit Spielern auf Fast-All-Star- bis Fast-MVP-Kandidat-Level, die alle gute bis überragende Two-Way-Spieler sind. Das bietet in der Form kein anderes Team.
Problematisch ist allerdings, dass Kristaps Porzingis (mindestens) den Saisonstart verpasst und Al Horford noch älter ist – die "hinteren" Bigs werden viel Last schultern müssen, insbesondere Luke Kornet und Xavier Tillman. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass es in den Playoffs wieder so viele Ausfälle bei allen potenziellen Herausforderern gibt wie im vergangenen Jahr.
Die Conference ist an der Spitze wohl besser geworden. Allerdings: Boston thronte vergangene Saison von Anfang an über dem Rest der Liga, hob sich ab, egal wie fit sie selbst oder ihre Gegner waren. Nur die Nuggets (2-0) hatten eine positive Bilanz gegen Boston, sonst niemand. Daher geht dieses Team auch 24/25 als das Team in die Saison, das es zu schlagen gilt.