Doping: Fragen und Antworten zum McLaren-Report
- Aktualisiert: 15.07.2016
- 13:00 Uhr
- SID
Der kanadische Anwalt Richard McLaren stellt am Montag seinen Bericht zu möglichen Doping-Manipulationen in Sotschi 2014 vor.
Berlin (SID) - Der kanadische Anwalt Richard McLaren stellt am Montag seinen Bericht zu möglichen Doping-Manipulationen unter der Beteiligung des russischen Geheimdienstes während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi vor.
Warum ist der Bericht so brisant?
Doping-Verstöße in dem Stil waren bislang nicht bekannt. Russland soll als Gastgeber der Spiele ein staatlich gelenktes Doping-Programm aufgelegt haben. Im Labor von Sotschi wurden die Proben demnach durch ein Loch in der Wand in ein Hinterzimmer gereicht, wo sie offenbar manipuliert wurden. Mehrere Dutzend russische Athleten sollen gedopt an den Start gegangen sein - darunter 15 Medaillengewinner.
Wie ernst muss man die Anschuldigungen nehmen?
Sehr ernst. Die Vorwürfe stammen von Whistleblower Gregori Rodschenkow, dem früheren Leiter des Doping-Labors in Sotschi. Der Kronzeuge war Teil des Systems, hatte Einblicke in alle wichtigen Prozesse. Die Aussagen von Rodschenkow, der mittlerweile aus Russland geflüchtet ist und in den USA lebt, dürften nur schwer zu widerlegen sein.
Was droht den Russen?
IOC-Präsident Thomas Bach hat angekündigt, mit den betroffenen Fachverbänden des Wintersports entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Sollten die Enthüllungen jedoch zu brisant sein, dürfte auch der Komplett-Ausschluss Russlands für die Sommerspiele in Rio wieder ein Thema sein. Wenn es einen institutionellen Eingriff gegeben habe, werde das IOC auch institutionell reagieren, hatte Bach kürzlich angekündigt.
Warum fordern so viele den Komplett-Ausschluss?
Weil Russland Wiederholungstäter ist. Nach einem ersten Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) im vergangenen Jahr hatte der Leichtathletik-Weltverband IAAF den kompletten russischen Verband wegen anhaltender Verstöße gegen die Doping-Richtlinien gesperrt. Die Strafe hat bis heute Bestand.
Warum zögert Bach?
Ein Ausschluss hätte eine totale Konfrontation zwischen IOC und Russland zur Folge, die der Taktiker gerne vermeiden möchte. Russland war ihm oft ein wichtiger Partner, den der erste deutsche IOC-Präsident nicht gerne verlieren will. Das zeigt auch die Hängepartie im Fall von Whistleblowerin Julia Stepanowa. Die 800-m-Läuferin darf nach dem Willen des internationalen Leichtathletik-Verbandes längst wieder starten, doch Bach zögert noch mit einer Startberechtigung für Rio, die einem Affront gegen Russland gleichkäme.