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European Championships 2022: Warum es (noch) kein Olympia in München geben wird

  • Aktualisiert: 22.08.2022
  • 16:32 Uhr
  • ran.de / Kai Esser
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© Imago

Nach dem großen Erfolg der European Championships in München werden die Rufe nach einer neuerlichen Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele immer lauter. Diese Erwartungshaltung ist jedoch unrealistisch. Auf absehbare Zeit wird es wohl kein Olympia in Deutschland geben.

München - Es war ein Erfolg, der in dieser Form so nicht abzusehen war.

Die zweite Auflage der European Championships, also der gesammelten Europameisterschaft verschiedener Leichtathletik- und sogenannter "Randsportarten" begeisterte sowohl die Zuschauer in München als auch die vor den Fernsehgeräten.

Millionen schalteten bei den vielen großartigen Erfolgen der deutschen Athleten ein. Sei es die Goldmedaille von Gina Lückenkemper im 100-Meter-Sprint, Richard Ringers Erfolg im Marathon oder etliche andere Edelmetallgewinner. Deutschland steht am Ende der Wettbewerbe auf Rang eins im Medaillenspiegel.

Schnell wurden die Rufe bei Offiziellen und Fans laut. Der nächste Schritt muss Olympia sein. Schließlich ist das letzte olympische Turnier auf deutschem Boden schon 50 Jahre her - ebenda in München.

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European Championships sind nicht gleich Olympia

Doch so einfach übertragen lässt sich das Wunschdenken nicht in die Realität übertragen. Das müssen auch die größten Befürworter der Olympischen Spielen in Deutschland trotz aller Euphorie einsehen. Laut "Süddeutscher Zeitung" ist ein olympisches Turnier drei mal so groß und circa 100 mal so teuer wie die European Championships.

Logisch, Wettbewerbe wie Reiten, Golf oder jegliche Schwimm-Wettkämpfe fanden nicht in München statt. Letztere vor allem, weil München nicht die Anforderungen erfüllte. Die Olympische Schwimmhalle war zu klein. Dass sich das IOC für etwaige Spiele mit dem altehrwürdigen, aber eben auch 50 Jahre alten Olympiastadion zufrieden gibt, ist nahezu ausgeschlossen. 

"Das IOC müsste sich mächtig bewegen und den Veranstaltungsorten deutlich mehr Spielraum bei der Gestaltung lassen. Dann könnte man drüber nachdenken", erklärte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter in der "ARD".

Was Reiter nur andeutet, spricht eine Sprecherin des Bündnisses "NOlympia" beim Namen aus: "Das IOC ist immer noch das gleiche, inklusive Knebelverträge, die die finanziellen Risiken auf die Austragungsorte abwälzen nach dem Motto 'Gewinne behalten wir, Verluste tragen die anderen.'"

Fakt ist, dass eine Ausrichtung von Olympia den Staat eine ganze Menge Geld kosten würde - und die Steuerzahler müssten das natürlich mittragen. In Zeiten, in denen Finanzminister Christian Lindner von "fehlenden Mitteln" bei der Verlängerung oder sogar einer Alternative des 9-Euro-Tickets spricht, kann sich Deutschland kaum ein olympisches Turnier leisten. Die Kosten lägen bei mehr als einer Milliarden Euro. Eine Olympia-Bewerbung wirkt angesichts der Energiekrise und Inflation utopisch. 

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Olympia in Deutschland? Auch Sportler bremsen Erwartungen

Die Protagonistinnen und Protagonisten halten sich ebenfalls zurück bei einem Ruf nach Olympia. "Ich glaube, wir müssen ein bisschen die Kirche im Dorf lassen", so Beachvolleyballerin Karla Borger. Sie ist Präsidenten der Athletenvereinigung in Deutschland und damit in direktem Kontakt mit dem DOSB und dem IOC.

"Ich will nicht sagen, dass ich nicht gerne Olympia in Deutschland hätte - das wäre total genial. Aber ich denke, dass erst einmal andere Sachen geklärt werden müssen und einige Zielstellungen vielleicht auch formuliert werden müssen", erklärte Borger weiter.

Stattdessen plädiert die Heppenheimerin dafür, erst einmal die junge Generation wieder mitzunehmen und diese in jenen Sportarten zu fördern. Das sprachen auch bereits die DLV-Athletinnen und Athleten nach der WM in Eugene an. Für das Debakel, das sie dort erlebten, rehabilitierten sie sich in München standesgemäß.

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Statt Olympia: München als dauerhafter Standort für die "Sammel-EM"?

Wie es also aktuell aussieht, gibt es auf absehbare Zeit keine olympische Bewerbung aus Deutschland. Nicht nur, weil die nächsten drei Standorte mit Paris, Los Angeles und Brisbane bereits feststehen. Der früheste Zeitpunkt wäre also 2036 - und der ist selbst ohne Bewerbung umstritten. Schließlich jähren sich die Olympischen Spiele in Berlin, die die Nazis für Propaganda-Zwecke missbrauchten, zum 100. Mal. 

Einen "Trostpreis" könnte München dennoch bekommen. Die dritte Auflage der European Championships 2026 sucht noch immer einen Gastgeber. Im Gespräch ist, dass die "Sammel-EM" einen dauerhaften Gastgeber bekommt. Hier ist die Aufgeschlossenheit in der bayerischen Hauptstadt deutlich größer. Vor allem nach dem überwältigenden Erfolg der am Sonntag zu Ende gegangenen Spiele.

Ob und wann eine Entscheidung dahingehend fällt, steht noch in den Sternen. Fakt ist, die Stadt München und der deutsche Sport haben eine prächtige Bewerbung dafür ausgegeben.

Das Potenzial für mehr ist da - nur der Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen passen nicht. Noch nicht.

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