Gesichter Olympias: Saeid Fazloula (Kanu-Rennsport) - Die zermürbende Reise eines Flüchtlings
- Aktualisiert: 02.08.2021
- 12:20 Uhr
- SID
Aus Saeid Fazloula sprechen Angst und Verzweiflung, aber auch Wut, wenn er von seiner zermürbenden Reise erzählt.
Tokio (SID) - Aus Saeid Fazloula sprechen Angst und Verzweiflung, aber auch Wut, wenn er von seiner zermürbenden Reise erzählt. Von seiner Flucht nach Deutschland etwa, weil er im Iran um sein Leben fürchten musste, oder dem unerbittlichen Kampf für seinen Traum von Olympia gegen die Mühlen der Sportpolitik. "Ich war so am Boden", sagt der Kanute, "ich glaube nicht, dass sie wissen, was sie mit mir gemacht haben."
Doch was war passiert? Seine Odyssee begann 2015 am Rande der Kanu-WM wegen eines Selfies vor dem Mailänder Dom. Bei seiner Rückkehr in den Iran drohte einem der besten Kanuten des Landes plötzlich die Todesstrafe, weil das Regime ihm die Abkehr vom Islam vorwarf. Fazloula wehrte sich, doch seine Erklärungen blieben ungehört.
Er traf die Entscheidung, über die Balkanroute nach Deutschland zu fliehen, "weil ich leben wollte", sagt Fazloula. In Karlsruhe hat er eine neue Heimat gefunden - doch der Weg nach Tokio schien noch immer versperrt.
Weil Fazloula keinen deutschen Pass besitzt und deshalb nicht für Deutschland starten darf, ruhten die Hoffnungen auf dem Flüchtlingsteam. Doch der Kanu-Weltverband ICF empfahl Fazloula nicht dafür, blockierte das Vorhaben sogar. ICF-Funktionäre äußerten obendrein Zweifel an Fazloulas Geschichte, obwohl dieser als politischer Flüchtling in Deutschland anerkannt ist.
"Wie können sie ruhig schlafen? Ich war schockiert", schimpft Fazloula. Erst nachdem die ARD Recherchen zu diesem Fall veröffentlichte, lenkte die ICF im Herbst 2020 ein. Nach jahrelangem Ringen, einer sportpolitischen Posse und etlichen Rückschlägen kam es am Montag zum Happy End. Fazloula paddelte auf dem Sea Forest Waterway, schied zwar im Viertelfinale aus, war aber dennoch glücklich.
"Ich habe es geschafft", jubelte Fazloula, ehe er eine Liebesbotschaft an seine Eltern richtete, die noch immer im Iran leben. "Ich hoffe, sie sind zufrieden. Und ich hoffe, ich kann sie bald wieder sehen."