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Kandidaten vor IOC-Wahl: Samaranch in der Defensive
Während im großen Sitzungssaal die Arbeit des Internationalen Olympischen Komitees unter Präsident Thomas Bach ausführlich gewürdigt und auf die Erfolge der vergangenen zwölf Jahre zurückgeblickt wurde, strahlten die sieben Präsidentschaftskandidaten am Tag vor der Wahl Zuversicht aus - doch auch Zwischentöne blieben nicht aus.
So wurde der zum Favoritenkreis gezählte Juan Antonio Samaranch mit der Frage konfrontiert, ob er einen unfairen Vorteil genieße, weil zwei chinesische IOC-Mitglieder im Rat seiner eigenen Stiftung sitzen. "Die Stiftung wurde vor über zwölf Jahren gegründet und ist eine chinesische Stiftung, die meinen Familiennamen trägt", sagte Samaranch hierzu am Rande der 144. IOC-Vollversammlung im griechischen Costa Navarino.
Dies sei "regelkonform, und ich wünschte, es wäre ein Vorteil, aber ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird", erklärte Samaranch weiter, dessen Vater von 1980 bis 2001 das IOC angeführt hatte.
Knapp 90 der 109 IOC-Mitglieder sind im ersten Wahlgang am Donnerstag (ab 15.00 Uhr) stimmberechtigt. Ausgeschlossen vom Votum sind Bach sowie die sieben Bewerber selbst und - solange diese im Rennen sind - auch deren Landsleute. Wer die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereint, tritt am 24. Juni die Nachfolge des gebürtigen Würzburgers Bach an, der 2013 zum neunten Präsidenten der IOC-Geschichte gewählt worden war.
Kirsty Coventry (41), die als Wunschnachfolgerin des 71-Jährigen gilt und der ebenfalls gute Chancen eingeräumt werden, gab zu, "aufgeregt" zu sein. "Ich denke, es ist der Athletengeist, der mit all dem Adrenalin und der letzten Kraft auf den letzten 25 Metern wiederkehrt. Ich bleibe einfach in meiner Bahn", sagte die frühere Schwimmerin aus Simbabwe.
Der Brite Sebastian Coe, der Dritte im Bunde, der gute Karten zu haben scheint, machte sich in der Mittagspause am Mittwoch vor den Medienvertretern hingegen rar. Der Leichtathletik-Olympiasieger von 1980 und 1984, mit 68 Jahren der älteste Bewerber, sagte nur grinsend zu den wartenden Journalisten: "Ich bin noch da."