Eiskunstlauf
Olympia 2018 erklärt: Warum die Ukrainerin Savchenko und der Franzose Massot Gold für Deutschland holten
- Aktualisiert: 15.02.2018
- 14:31 Uhr
- ran.de / Marco Kieferl
Aljona Savchenko ist aus der Ukraine, Bruno Massot kommt aus Frankreich. Dennoch holte das Duo mit einer Weltrekord-Kür Olympiagold für Deutschland. Eine Erfolgsstory gezielter Einbürgerung.
Pyeongchang - Im Moment des Erfolges jubelten Aljona Savchenko und Bruno Massot vereint mit den deutschen Betreuern. Mit ihrer Kür zu "La terre vue du ciel" (Die Erde von oben gesehen) gelang dem Duo dank Weltrekord-Punktzahl eine nicht mehr für möglich gehaltene Aufholjagd zum größten Triumph ihrer Karriere.
Dabei war es kein Zufall, dass sich am Rande der Eisfläche auch Jugendtrainer aus anderen Nationen für die beiden freuten. Schließlich gewann Aljona Savchenko ihre ersten Titel bei den Junioren für die Ukraine, Bruno Massot für Frankreich.
30.000 Euro an Frankreich
Der Olympiastart für das deutsche Team stand bis zum November letzten Jahres auf der Kippe. Grund waren dafür keinesfalls die starken sportlichen Leistungen, sondern die Staatsbürgerschaft des gebürtigen Franzosen Bruno Massot.
Massot war bis 2014 Teil des französischen Verbands FFSG, ehe er sich entschloss nach Deutschland zu ziehen. Aljona Savchenko hatte den 29-Jährigen rekrutiert, um noch einmal nach Olympiagold 2018 zu greifen. Für die Freigabe des Franzosen zahlte der deutsche Verband nach langem Kampf 30.000 Euro an die FFSG.
Keine Einbürgerung bei WM nötig
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Üblicherweise zieht ein Verbandswechsel eine einjährige Wettbewerbssperre nach sich. Massot und Savchenko mussten gar 18 Monate auf die Premiere auf der großen Bühne warten, weil sich die Franzosen trotz der Befürwortung des internationalen Eissportverbands weiterhin querstellten.
Erst im November 2015 erhielt das Paar die Freigabe für den Wettkampfsport, weil die ISU für Grand Prix oder Welt- und Europameisterschaften keine Einbürgerung vorschreibt.
Deutschtest wird zur Hürde
Problematisch wurde Massots fehlender deutscher Pass mit Hinblick auf Olympia. Aufgrund einer Sonderregelung für Spitzenathleten war es dem Franzosen erlaubt, die deutsche Staatsbürgerschaft bereits nach drei und nicht nach den üblichen acht Jahren zu beantragen.
Massot unterschätzte Gerüchten zufolge jedoch die Anforderungen der deutschen Sprache und scheiterte gleich fünfmal im Test zur Erlangung des B1-Niveaus. Seine Einbürgerung erfolgte letztlich nicht einmal drei Monate vor Olympiastart.
Savchenko auf Partnersuche
Es war keine neue Erfahrung für das Paar, schließlich erlangte auch Savchenko ihre Staatsbürgerschaft erst kurz vor knapp für die Olympischen Winterspielen 2006. Damals trat die gebürtige Ukrainerin noch mit dem Greifswalder Robin Szolkowy an.
Savchenko kam 2003 mit 19 Jahren nach Deutschland. Damals hatte sie die weltweite Suche nach dem perfekten Partner dazu bewogen, ihre Heimat zu verlassen. Nicht anders handelte Massot, als er nach dem Karriereende Szolkowys auf die Anfrage von Savchenko reagierte.
Gold "für Deutschland geholt"
Ausgebildet wurden die beiden Spitzenathleten im Ausland, unterstützt wurden sie auf ihrem Weg von Trainer Alexander König in Oberstdorf. "Wir sind happy, das für Deutschland geholt zu haben. Hier wurden wir unterstützt", beschreibt Savchenko ihr Verhältnis zu ihrer neuen Heimat.
Dennoch ist Gold für das Duo kein Nachweis für die Stärke des deutschen Eiskuntslaufs, sondern für dessen Trainingsbedingungen.
Triumph der Athleten
Ungeachtet dessen sollten bei Olympia aber Athleten und nicht Nationen im Vordergrund stehen. Denen gilt es nach einer furiosen Aufholjagd, nach einem Weltrekord und dem Kampf gegen sämtliche sportlichen und bürokratischen Hindernisse größten Respekt zu zollen.
Auch deshalb darf sich jeder Sportfan für Aljona Savchenko freuen, wenn sie nach Olympia-Bronze 2010 und 2014 endlich sagen kann: "Ich bin überglücklich. Es ist mein Moment. 2018 wird unser Jahr sein, haben wir uns gesagt. Das ist eine beeindruckende Geschichte."