18. Etappe der Tour de France
Tour de France 2023: Kasper Asgreen gewinnt 18. Etappe - Simon Geschke muss aufgeben
- Aktualisiert: 20.07.2023
- 18:45 Uhr
- SID
Der große Kampf von Simon Geschke gegen das Aus bei der Tour de France ist vergebens. Der Däne Kasper Asgreen düpiert als Ausreißer die Sprinter.
Kreidebleich und auf wackligen Beinen kletterte Simon Geschke in den Team-Bus. Der strahlende Teilzeit-Bergkönig des Vorjahres hat die 110. Tour de France wie ein Häuflein Elend beendet.
"Es hat mir den Stecker gezogen. Da waren keine Reserven mehr", sagte der 37 Jahre alte Berliner, nachdem er seine "Höllentour" beim Überraschungs-Sieg des Dänen Kasper Asgreen auf der 18. Etappe gestoppt hatte.
Während der eiskalte Asgreen in Bourg-en-Bresse als Ausreißer die Sprinterelite düpierte und mit seinem hauchdünnen Coup die französischen Festspiele der Dänen um den designierten Gesamtsieger Jonas Vingegaard fortsetzte, gab der große Kämpfer Geschke erstmals eine Tour auf.
Mit leerem Tank und großen Magenproblemen, 500 Kilometer vor dem Ziel in Paris.
Geschke-Serie reißt
"Jetzt muss ich erstmal schauen, wie ich nach Hause komme", sagte er zerknirscht. Die Folgen des Schinderei vom Mittwoch, als er sich auf der Königsetappe mit allerletzter Kraft vor dem Besenwagen ins Ziel gequält hatte ("Ich hatte schon Albträume, die schöner waren"), waren ihm deutlich anzumerken.
"Irgendwie durchkommen" wollte er am Donnerstag: "Doch ich habe nichts essen können. Zwei Stunden lang ging es noch, doch 80 km vor dem Ziel war ich alleine."
Der große Kampf des kleinen Kletterers war aussichtslos geworden. Mit gesenktem Kopf hielt Geschke 73 km vor Bourg-en-Bresse an und stieg ins Cofidis-Begleitauto.
Seit 2009 hatte er zuvor zehnmal die Tour bestritten und stets das Ziel in Paris erreicht, beim verflixten elften Mal riss die Serie.
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Ausreißer retten sich ins Ziel - Sprinter-Teams verpokern sich
Für Asgreen wurde mit dem Etappensieg bei einer Punktlandung vor den heranrasenden Sprintern hingegen "ein absoluter Traum" wahr.
"Nicht ideal" mit einer Prise Aussichtslosigkeit sei die Situation von vier starken Ausreißern um den Sieger der Flandern-Rundfahrt 2021 und den früheren Stundenweltrekordler Victor Campenaarts (Belgien) gewesen, die sich keine 40 km vor dem Ziel abgesetzt hatten und mit maximal einer Minute Vorsprung vor dem Feld mit den Sprinterteams daherrasten.
"Aber wir kommen aus harten, harten Etappen", sagte Asgreen: "Und da sieht man manchmal, dass eine Gruppe durchkommt." Und so kam es.
Die Topsprinter um den viermaligen Etappensieger Jasper Philipsen aus Belgien mühten sich mächtig, konnten nur noch heran-, aber nicht mehr vorbeikommen. Asgreen siegte vor dem Niederländer Pascal Eenkoorn, Philipsen spurtete zeitgleich auf Platz vier.
Vingegaard und Pogacar legen Pause ein
Spitzenreiter Vingegaard gönnte sich nach seiner brutal dominanten Show in den Alpen einen ruhigen Tag und kam mit dem Hauptfeld ins Ziel.
Der dänische Titelverteidiger führt weiter komfortabel mit 7:35 Minuten Vorsprung auf den Slowenen Tadej Pogacar und muss angesichts der Flachetappen am Freitag sowie am Sonntag in Paris auf dem Weg zum Gesamtsieg nur noch die harte Vogesen-Etappe am Samstag überstehen.
Die wäre in Normalform auch eine für Geschke gewesen. Doch ein Jahr nach seiner spektakulärsten Tour, als er bis zur letzten Kletteretappe das Bergtrikot trug, lief die Frankreich-Rundfahrt zumeist am Berliner vorbei - auch als Folge seiner Corona-Infektion im Frühjahr. Nach Sprinter Phil Bauhaus, der am Mittwoch aufgab, ist er der zweite deutsche Ausfall.