Rugby-WM 2023 exklusiv auf ProSieben Maxx und ran.de
Rugby-WM 2023 - Experte Manuel Wilhelm im Interview: "Wird die spannendste WM aller Zeiten"
- Aktualisiert: 08.09.2023
- 15:32 Uhr
- Jan Lüdeke
ranRugby-Experte Manuel Wilhelm im exklusiven Interview über die Rugby-WM in Frankreich (35 WM-Spiele live auf ProSieben MAXX, alle Spiele der WM live auf ran.de in der ran App und auf JOYN).
Die Rugby-WM 2023 startet am Freitag, 8. September, mit einem absoluten Kracher: Der Gastgeber und Weltranglisten-Zweite Frankreich trifft auf den dreifachen Weltmeister Neuseeland (Freitag, ab 20:15 live auf ProSieben MAXX, und im Livestream auf ran.de und JOYN). Manuel Wilhelm, ranRugby-Experte und ehemaliger deutscher Nationalspieler, spricht im exklusiven Interview über die WM in Frankreich, die Top-Favoriten auf den Titel und die deutsche Rugby-Bewegung.
Das Interview führte Jan Lüdeke
ran: Worauf können sich die Zuschauer bei der Rugby-WM freuen?
Manuel Wilhelm: Auf einen kernigen, authentischen, unfassbar physischen und ausgesprochen fairen Sport und ein Event, bei dem die Fans unabhängig von ihrer Lieblingsmannschaft in freundschaftlicher Verbundenheit ein großes Fest zu Ehren des Rugbysports feiern.
ran: Was macht für Sie die Faszination am Rugby aus?
Manuel Wilhelm: Rugby ist fair, ehrlich und hart. Der Sport ist taktisch - auch wenn es nicht so scheinen mag - hochkomplex, aber durch sein Profil als Kollisionssportart auch für Quereinsteiger fesselnd und faszinierend.
Das Wichtigste zur Rugby-WM
ran: Wie sind Sie zum Rugby gekommen?
Manuel Wilhelm: Als ich vier oder fünf Jahre alt war, wurden meine Mutter und ich in einem Urlaub an der französischen Atlantikküste angesprochen. Ich hatte das große Glück, dass meine Mutter diese Konversation nicht vergaß, obwohl ihr Rugby kein Begriff war und, dass ich in Heidelberg in einer der wenigen deutschen Rugby-Hochburgen aufgewachsen bin. Am Anfang hat mich vermutlich weniger der Sport als der riesige Teamgeist fasziniert und bei der Stange gehalten. Erst später wurde mir dann klar, dass ich das Spiel auch ganz ordentlich beherrsche.
Mein Topfavorit auf die WM ist Südafrika
Manuel Wilhelm
ran: Ein bekannter deutscher Kommentator hat über Football gesagt: Schach mit Kühlschränken. Wie würden Sie Rugby umschreiben?
Manuel Wilhelm: Rugby ist taktisch hochkomplex, aber dennoch mit dem Football natürlich in diesem Aspekt nicht zu vergleichen. Auch im Rugby gibt es Spielzüge, allerdings sind die Spieler und Spielerinnen noch viel mehr als beim Football gefragt, in der Situation die richtige Entscheidung zu treffen. Es ist zwar der Traum vieler Trainer einen Angriff über mehrere Phasen durchzuplanen und diesen Plan dann perfekt umzusetzen, am Ende sind aber meistens die Teams erfolgreich, die aufgrund ihres taktischen Grundverständnisses und ihrer Finesse dazu in der Lage sind, in der jeweiligen Situation eben von jenem Plan abzuweichen und zu spielen "was man sieht".
ran: Wer sind Ihre Favoriten auf den WM-Titel?
Manuel Wilhelm: Südafrika ist mein Topfavorit. Das Team hat die größte Tiefe im Kader, ist eingespielt, erfahren, körperlich stark und hat eine unglaublich starke, technische Bank. Neben Südafrika ist natürlich Frankreich als Gastgeber zu nennen und auch Neuseeland wird, wie immer, bei der Titelvergabe ein gewichtiges Wörtchen mitreden.
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Rugby-Weltmeisterschaft: Südafrika als Titelverteidiger - das sind die bisherigen Titelträger seit 1987
ran: Welches Team könnte für eine Überraschung sorgen?
Manuel Wilhelm: Fidschi. Und in der unteren Hälfte des Tableaus erwarte ich überraschend starke Leistungen von Portugal. Es wird vermutlich nicht reichen, um einen der Großen zu schlagen, aber ärgern können die Portugiesen ihre Gegner allemal.
ran: Warum ist Deutschland nicht dabei? Hier gibt es bekannterweise keine Rugby-Tradition wie in Großbritannien oder Frankreich – woran liegt das?
Manuel Wilhelm: Dem würde ich widersprechen. Deutschland hat eine sehr ähnliche Rugby-Tradition wie Frankreich oder England. In den Anfangszeiten wurde der Sport auch in Deutschland auf ähnlichem Niveau betrieben. Die Monosportkultur in Deutschland, Fußball über alles und auch die interne Konkurrenz zum Handball, der sehr ähnliche Sportlerinnen und Sportler anzieht wie Rugby, sind mit Sicherheit entscheidende Faktoren. Sowohl in Frankreich als auch in England spielt Rugby nur im Süden des Landes und rund um die Hauptstädte eine wirklich herausragende Rolle. Neuseeland, Wales, Irland, Australien und Südafrika haben aufgrund der Wurzeln im angelsächsischen Raum andere Strukturen, wo der Rugby-Nachwuchs auch heute noch eher von sehr sportorientierten Elite-Internaten und -Schulen rekrutiert wird.
ran: Wie sieht es mit dem Rugby-Nachwuchs in Deutschland aus?
Manuel Wilhelm: Im Rahmen der Möglichkeiten machen die Vereine in Deutschland eine hervorragende Nachwuchsarbeit und die Hochburgen Heidelberg, Frankfurt oder auch Berlin müssen den internationalen Vergleich nicht scheuen. Es fehlt aber noch an einem flächendeckenden Netz von Vereinen.
ran: Was wäre Ihr Wunsch-WM-Finale?
Manuel Wilhelm: Frankreich gegen Neuseeland. Die Heimmannschaft im Finale wäre bombastisch und die All Blacks sind immer noch der bedeutendste Rugby-Brand weltweit. Ein Haka im ausverkauften Stade de France in einem WM-Finale. Quasi die Neuauflage des Finales 2011 als Neuseeland auf heimischen Boden am Ende knapp - und wie manche sagen nicht ganz verdient - Frankreich bezwingen konnte, das wäre mein Wunschfinale. Gerne auch diesmal mit anderem Ausgang. Ich glaube aber unabhängig davon, dass wir uns auf die spannendste WM aller Zeiten einstellen können und freue mich auf die bevorstehenden Wochen.