Sandplatzkönig tritt ab
Rafael Nadal beendet Karriere: Später, aber richtiger Schritt
- Veröffentlicht: 10.10.2024
- 14:11 Uhr
- Alice Jo Tietje
Rafael Nadal beendet seine Karriere. Nach vielen Verletzungen hat der Spanier resigniert. Er wird dem Sport vor allem als wichtige Stimme fehlen. Ein Kommentar
von Alice Jo Tietje
Ab 2025 beginnt eine neue Zeitrechnung im Tennis. Eine Zeit ohne Rafael Nadal als Aktiver auf dem Platz. Die Legende tritt ab: Eine richtige Entscheidung des Spaniers, aber sie kommt auch zu spät.
Der letzte Erfolg in Paris liegt bereits mehr als zwei Jahre zurück. Seitdem konnte der 38-Jährige kaum noch auf Spitzenniveau mithalten. Immer wieder stoppten Verletzungen seinen unbändigen Siegeswillen.
Statt Freude in seinem Gesicht sah man mehr Qual auf dem Platz. "Ich will nicht rausgehen und nicht in der Lage sein mitzuhalten", sagte der Linkshänder, nachdem er 2022 das Wimbledon-Halbfinale gegen Nick Kyrgios wegen einer Bauchmuskelverletzung absagen musste.
Doch genauso wirkte es mehr und mehr.
Nadal wollte immer oben mitmischen, mit den Besten nicht nur mithalten, sondern der Beste sein. Der Frust übertrumpfte die Liebe zum Sport, weil sein Körper zu seinem größten Gegner wurde. Ein Gegner, den er letztlich nicht besiegen konnte.
Doch auch wegen der Liebe zum Sport tat sich Nadal so schwer, Schluss zu machen. Nun hat er endlich resigniert - das trifft es wohl am besten.
Das Tennis ohne die ewige Nummer eins. Ohne den 22maligen Grand-Slam-Sieger. Ohne den Olympiasieger – den Sandplatzkönig. Eigentlich unvorstellbar.
Nadal: Eine wichtige Stimme geht
Nadal wird dem Tennissport fehlen – auf, aber vor allem neben dem Platz.
Mit dem Abgang Nadals geht der dritte der großen Vier (Nadal, Andy Murray, Rodger Federer und Novak Djokovic) in den wohlverdienten Ruhestand und mit ihm ein großes Kapitel Tennis-Geschichte - und auch eine wichtige Stimme des Sports.
Der einst so schüchterne Mallorquiner hat sich nicht nur durch seine Erfolge, seine Duelle mit Roger Federer oder Novak Djokovic zu einer wichtigen Instanz seines Sports entwickelt.
Er wird von allen geschätzt, ist Mentor für die jungen Athleten, wie beim Laver Cup 2022, und widmet sich mit seiner Tennisakademie bereits dem Nachwuchs. Solche Leute fehlen dem Tennissport aktuell.
Deshalb bleibt es zu hoffen, dass Rafael Nadal dem Sport erhalten bleibt. Er sollte als Mentor, Trainer, Funktionär seine Fähigkeiten, Erfahrungen und seinen Kampfgeist anderweitig einbringen, er wäre für jeden Spieler oder Verband ein Gewinn, ein perfekter Botschafter.
Damit das Tennis der neuen Zeitrechnung nicht ganz ohne Nadal auskommen muss.