Tennis
Kerber genießt Freizeit: "Vermisse Wettbewerb aber total"
Angelique Kerber findet sich nach rund vier Monaten als "Tennis-Rentnerin" immer besser in ihrem neuen Leben zurecht. "Es ist anders, sehr anders. Was ich total genieße, ist, Zeit zu haben, nicht mehr reisen zu müssen", sagte die frühere Weltranglistenerste der FAZ: "Was ich total vermisse, ist der Wettbewerb. Das wird wahrscheinlich auch immer so bleiben."
Die 36-Jährige hatte nach dem Viertelfinal-Aus bei Olympia in Paris ihre so erfolgreiche Karriere beendet. In ein Loch sei sie danach nicht gefallen - das habe allein schon ihre Rolle als Mutter verhindert.
"Ich muss gestehen, wenn ich ein paar Jahre zurückschaue, gab es da schon eine gewisse Angst in mir vor dem, was danach kommt", sagte Kerber: "Es gibt einfach viele Tennisspielerinnen und -spieler, die nicht genau wissen, wohin sie gehören, wenn ihre Karriere irgendwann endet. Aber mit einem Kind, das dich braucht, das so viel wichtiger ist als alles andere, gibt es kein Loch, in das man fallen könnte."
In ihren neuen Tagesablauf ohne das Leben als Leistungssportlerin habe sich die dreimalige Grand-Slam-Siegerin allerdings erst einfinden müssen. "Alltag muss man wirklich lernen. Man muss sich neue Rituale, neue Routinen aufbauen, den Tag neu strukturieren", sagte Kerber: "Gleichzeitig muss man nicht mehr ganz so diszipliniert sein, was zum Beispiel die Ernährung angeht oder wann man an welchem Ort sein muss."
Sie müsse nach zwei Jahrzehnten als Profi "natürlich abtrainieren, habe dafür aber keinen festen Trainingsplan". Kerber versuche, "jeden Tag zwei Stunden für mich zu bekommen, in denen ich mich aktiv bewegen oder ins Fitnessstudio kann. Am Ende sind die Tage aber doch total kurz, und man fragt sich, wo die Zeit geblieben ist." Wo die vergangenen 20 Jahre geblieben sind, habe Kerber für sich erstmal sortiert: "Ich habe ein Buch geschrieben, dabei kam viel hoch."
Ab dem kommenden Jahr wird Kerber ihr große Erfahrung an mögliche Nachfolgerinnen weitergeben, als Beraterin die weiblichen Nachwuchstalente des Deutschen Tennis Bundes (DTB) unterstützen und auch die Verbindung zu den deutschen Spitzenspielerinnen schaffen. "Ich werde zum Beispiel bei den Partien im Billie Jean King Cup dabei sein, genauso aber auch bei einigen Lehrgängen für die Top-Talente an den Stützpunkten des DTB", sagte Kerber: "Mal wird es eher eine Rolle als Mentorin sein, mal werde ich Einzelgespräche führen oder individuell coachen."