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Mission 2022: Machata als Bob-Entwicklungshelfer in China

  • Aktualisiert: 20.02.2017
  • 11:00 Uhr
  • SID
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© AFPSIDCHRISTOF STACHE

Seit rund einem Jahr arbeitet Ex-Weltmeister Manuel Machata als Geburtshelfer für den Bobsport in China.

Königssee (SID) - Doch, sagt Manuel Machata und schmunzelt, manchmal bereite schon das bloße Zuschauen Schmerzen. Seit rund einem Jahr macht der Ex-Weltmeister Chinas Bobsportler fit für Olympia 2022 in Peking, und er beginnt bei null. Blutige Anfänger steigen in die schweren Schlitten, große Fehler und heftige Stürze sind da vorprogrammiert - für einen Trainer sei das teilweise eine "haarsträubende" Arbeit, sagt Machata im Gespräch mit dem SID, "man leidet mit".

An diesem Wochenende führte der Nationalcoach sein Team dennoch zur ersten WM-Teilnahme, ausgerechnet in seiner bayerischen Heimat am Königssee. Ying Qing startete im Frauenrennen, Rang 20 von 22 Teilnehmerinnen, dabei sein war alles. Und doch ist das mittelfristige Ziel ambitioniert: In fünf Jahren sollen bei den Heim-Winterspielen olympische Medaillen her.

"Na klar", sagt Machata dazu, "warum denn nicht?" Das Reich der Mitte meint es ernst mit dem Bobsport, deshalb holte man einen Fachmann aus Deutschland als Nationaltrainer, deshalb wird viel investiert in den dort ziemlich unbekannten Sport. Realistisch sei daher alles, sagt der 32-Jährige: "Wenn man es professionell angeht, dann kann man in fünf Jahren alles schaffen."

Ende 2015 war Machata an seinen neuen Job gekommen, und nicht nur für den Vierer-Welt- und Europameister von 2011 kam das überraschend. Der Bayer hatte gerade erst seine aktive Karriere beendet, "und plötzlich war da diese Mail. Ich weiß auch nicht, wie die auf mich gekommen sind", sagte er damals. Doch nach nur einem Tag Bedenkzeit nahm er das Angebot an, und das Abenteuer begann.

Am Anfang seiner Mission 2022 stand ein Casting, "wir haben geeignete Athleten aus anderen Sportarten gesucht und sie hauptsächlich in der Leichtathletik gefunden", sagt Machata, denn Schnellkraft ist im Bobsport die wichtigste Grundlage. Ein Team von 20 Sportlern stellte er zusammen, auf der Suche nach talentierten Piloten half dann allerdings nur der Härtetest: "Einfach fahren lassen, vorher kann man es nicht wissen."

Man habe die Athleten natürlich "langsam herangeführt, wir lassen sie nicht gleich von ganz oben fahren. Trotzdem ist man als Trainer in gewisser Weise machtlos." Die Fahrerausbildung sei eben der komplizierte Teil des Sports, "es dauert ein bis zwei Jahre, bis man die Bahnen irgendwie sicher herunterfährt. Erst danach geht es darum, schnell zu werden."

Dabei laufe im riesigen chinesischen Sportapparat allerdings alles "auf sehr professioneller Basis" ab, "das soll Profisport werden, dafür wird alles getan." Vergleiche mit dem Film Cool Runnings, der sympathisch-chaotischen Disney-Darstellung der ersten jamaikanischen Bobmannschaft, seien daher nicht angebracht, sagt Machata.

Der Bobsport in China habe "eine große Chance", das wolle man beweisen. Das wichtigste Zwischenziel sind nun die Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang. In den kommenden 12 Monaten will und muss Machata seine Sportler wieder ein bisschen besser machen. Die Erwartungen sind groß in China.

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