Skispringen
Ski-WM 2025 - Sven Hannawald: "Deshalb springen die Deutschen wie der letzte Weihnachtsbaum"
- Aktualisiert: 28.02.2025
- 17:59 Uhr
- Andreas Reiners
Die deutschen Skispringer stecken vor der WM in der Krise. Sven Hannawald nennt im ran-Interview die Gründe für den Absturz, sieht immer noch Weltklasse-Potenzial und erklärt, was Hoffnung macht.
Das Interview führte Andreas Reiners
Schlechter könnte das Timing kaum sein. Denn sportlich desaströser stand das deutsche Skispringen schon lange nicht mehr da.
Wenn es am Wochenende in Trondheim im Rahmen der Nordischen Ski-WM für das deutsche Team erstmals um Medaillen geht, sind Pius Paschke und Co. nur noch Außenseiter.
Dabei sah es Ende Dezember vor der Vierschanzentournee noch nach dem ersten Tournee-Gesamtsieg seit Sven Hannawalds Triumph 2002 aus.
Paschke reiste als Gesamtführender an. Doch seitdem läuft im deutschen Team nichts mehr. Paschke hatte fünf der ersten acht Wettkämpfe gewonnen, zuletzt aber fünfmal in Folge die Top 20 verpasst. Auch die Formkurve der übrigen DSV-Adler wie Andreas Wellinger oder Karl Geiger zeigte deutlich nach unten.
Hannawald ist inzwischen ARD-Experte, und mit der deutschen Skisprung-Legende hat ran über die Gründe für den fast schon unheimlichen Absturz unterhalten, den Status Quo des deutschen Skispringens und was Hoffnung macht.
Das Wichtigste in Kürze
Sven Hannawald: Krise "hat viel mit dem Material zu tun"
ran: Sven Hannawald, die deutschen Skispringer stecken vor der WM in einer ausgewachsenen Krise. Wo und wann sind sie in diesem Winter falsch abgebogen?
Sven Hannawald: Aus meiner Sicht liegt das Problem nicht direkt bei den Springern selbst. Sie haben sich akribisch auf die Saison vorbereitet und waren eigentlich auf einem guten Weg. Der Saisonstart lief gut – genauso wie im letzten Jahr. Doch dann kippte die Leistung erneut, und das hat viel mit dem Material zu tun, insbesondere mit den Anzügen. Es wurde ein Reglement-Paket geschnürt, bei dem durch die Blume mitgegeben wurde, dass es keinerlei Diskussionen mehr gibt: Wenn die Anzüge zwei Millimeter zu groß sind, dann sind die zu groß, also gibt es eine Disqualifikation. Doch mittlerweile wurden die Vorschriften offenbar wieder gelockert, es ist anscheinend wieder mehr Stoff in den Anzügen erlaubt. Nicht offiziell, aber offensichtlich.
ran: Was bedeutet das konkret?
Hannawald: Jede Nation passt sich im Sommer an, hat die Regeln im Hinterkopf. Man geht davon aus, dass strikte Reglements eingehalten werden, testet Materialkombinationen und bereitet sich gezielt darauf vor. In dieser Saison war der deutsche Start einer der besten aller Zeiten – und plötzlich befinden wir uns in einer der schlechtesten Phasen, die es je gab. Die WM steht vor der Tür, und obwohl die Saison noch bis Ende März läuft, ist das Leistungsloch besorgniserregend. So viel kann mental oder technisch gar nicht schiefgehen, denn gravierende Fehler sehe ich im Vergleich zum Saisonstart nicht. Doch wenn ich dann Sprünge sehe, die zu Beginn der Saison nicht möglich gewesen wären, wird mir klar: Das Reglement wurde gelockert. Ein Paradebeispiel war für mich das Einzelspringen in Willingen. Ein Athlet wie Granerud macht einen fehlerhaften Absprung, korrigiert mit den Armen und liegt nach dem ersten Durchgang trotzdem auf Rang drei. Das zeigt mir, dass sich etwas am Material geändert hat. In der strikteren Anfangsphase der Saison hätten solche Sprünge nie zum Erfolg geführt.
ran: Welche Auswirkungen hat das auf die deutschen Springer?
Hannawald: Wenn der Anzugstoff zunimmt, profitieren bestimmte Nationen – allen voran die Slowenen und Norweger. Deren Sprungstil ist eher darauf ausgelegt, ähnlich wie früher, als es generell mehr Stoff gab. Der deutsche Stil ist hingegen stark von Präzision geprägt. Sobald die Anzüge gelockert werden, müssen die Deutschen ihre Technik anpassen – und das fällt ihnen schwerer als anderen. Es gibt da ein gutes Beispiel.
ran: Das wäre?
Hannawald: Bei Domen Prevc sah man zu Beginn der Saison, dass seine Technik nicht funktionierte. Ich dachte mir: "Wenn er nicht bald etwas ändert, kann er gleich aufhören." Und nun? Jetzt gewinnt er Weltcups. Parallel dazu haben die Deutschen massive Probleme, ihre Sprünge den neuen Gegebenheiten anzupassen. Das Problem liegt darin, dass viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt wurde, es am Anfang passte – und jetzt plötzlich irgendwelche schrägen und Hubschrauber-Sprünge und komische Techniken auf das Podest führen. Das nervt mich.
ran: Wie kommt es dazu? Die Anzüge werden ja kontrolliert…
Hannawald: Das ist eine gute Frage. Offiziell wird es heißen, dass alles regelkonform abläuft. Aber das stimmt nicht. Man sieht die Veränderungen in den Sprüngen, an denen am Ende niemand vorbeikommt. Zu Beginn der Saison funktionierte nur ein sauberer Sprung, jetzt gibt es wieder technische Variationen, die plötzlich erfolgreich sind.
Externer Inhalt
Sven Hannawald: Beim Anzug sind Kleinigkeiten entscheidend
ran: Und die Kleinigkeiten beim Material machen so einen großen Unterschied?
Hannawald: Ja, gerade beim Anzug sind Kleinigkeiten entscheidend. Schon kleine Veränderungen beeinflussen das Flugverhalten enorm. Wenn du mehr Stoff hast, kannst du den Sprung aggressiver ansetzen, mehr Geschwindigkeit aufnehmen – das führt zu längeren Flügen. Doch wenn du mit den engeren Anzügen genauso aggressiv springst wie zuvor, fehlt dir die Auftriebsfläche, und du verlierst Höhe. Einen halben Meter Höhe weniger nach dem Absprung bekommst du nicht mehr zurück, weil die Fläche fehlt. Deshalb muss die Technik entsprechend angepasst werden. Die Regelverschärfung hatte ursprünglich das Ziel, das Feld enger zusammenzubringen. Extreme Sprünge sollten vermieden werden. Der normale deutsche Sprungablauf passt auch in das Reglement, nur die Anzüge entsprechen aus meiner Sicht nicht mehr dem Reglement. Und deshalb springen die Deutschen im Moment wie der letzte Weihnachtsbaum.
ran: Ist das denn der einzige Grund für die deutsche Krise, oder spielen noch andere Faktoren eine Rolle?
Hannawald: Ein Faktor bedingt den anderen. Wenn du eine gute Form hast, funktioniert vieles automatisch – siehe Pius Paschke am Anfang der Saison. Doch sobald die Ergebnisse ausbleiben, setzt der Kopf ein. Wenn du plötzlich härter kämpfen musst, um überhaupt in die Top 10 oder 15 zu kommen, obwohl du mit der gleichen Leistung vor ein paar Wochen noch Fünfter warst, setzt das den Kopf unter Druck. Dadurch fehlt die Lockerheit, der Fluss im Sprung – und das verstärkt die Probleme zusätzlich.
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ran: Wie entscheidend ist der mentale Faktor im Skispringen?
Hannawald: Natürlich spielt die mentale Komponente eine wichtige Rolle. Plötzlich springen die Konkurrenten besser, und du beginnst, deine Technik zu hinterfragen. Dadurch verlierst du die Lockerheit und den wichtigen Flow im Sprung. Dazu kam der Druck der Vierschanzentournee. Mit dem Gelben Trikot angereist, aber ohne echte Siegchancen – das hat Paschke aus dem Rhythmus gebracht. Ähnlich erging es dem gesamten deutschen Team. Zuletzt in Sapporo gab es ein historisch schlechtes Ergebnis. Wenn es nur einzelne Springer betreffen würde, könnte man gezielt nach Fehlern suchen. Doch wenn das gesamte Team auf einmal Probleme hat, ist klar: Es ist ein Materialthema. Die Sprünge sind die gleichen wie zu Beginn der Saison – nur kommen sie plötzlich nicht mehr mit.
ran: Kennen Sie diese Problematik aus Ihrer eigenen aktiven Zeit?
Hannawald: Ja, wir haben damals auch genau beobachtet, was die Konkurrenz macht. Anstatt zu diskutieren, haben wir knallhart mitgezogen – obwohl es oft keinen Sinn machte, weil eigentlich klare Regeln galten.
ran: Was müsste sich ändern?
Hannawald: Das Problem ist: Regeln werden von Menschen kontrolliert. Und Menschen neigen dazu, Ausnahmen zu machen. Wenn ein Anzug zwei Millimeter zu groß ist, sagt ein Mensch vielleicht: "Ach komm, das passt schon, nächstes Mal machst du es anders." Dann spricht sich herum, dass zwei Millimeter toleriert werden – und plötzlich haben alle Springer ihre Anzüge um zwei Millimeter erweitert. Ein Computer würde diese zwei Millimeter sofort als Regelverstoß erkennen. Ich hoffe, dass es bald soweit ist, dass Maschinen oder Software entscheiden, ob ein Springer durchkommt oder nicht. Dann würde diese Grauzone endlich verschwinden – zumindest was den Anzug angeht.
DSV-Starter: Sprungstil passt nicht zu den neuen Materialbedingungen
ran: Warum können die Deutschen da nicht einfach mitziehen?
Hannawald: Weil ihr Sprungstil nicht zu den neuen Materialbedingungen passt. Sie haben nicht den passenden Sprung für so viel Stoff, wie er jetzt wieder zugelassen ist. Am Ende wird ja niemand disqualifiziert – also scheint es regelkonform zu sein. Doch mit so viel Stoff funktioniert der deutsche Sprungstil nicht mehr so, wie er sollte.
ran: Kann man den Sprungstil nicht umstellen?
Hannawald: Einen Sprung grundlegend zu ändern, ist extrem schwierig. Schauen wir auf Gregor Schlierenzauer: Zu seiner Zeit war er mit seinem Sprungstil unschlagbar. Doch als er später ein Comeback versuchte, musste er feststellen, dass sein alter Stil mit dem neuen Material nicht mehr funktionierte. Ein Springer ist kein Computer, dem man einfach ein Software-Update verpasst. Der Mensch greift immer wieder auf seine bewährte Technik zurück – schließlich war sie es, die ihn erfolgreich gemacht hat. Das Problem: Was früher funktionierte, klappt heute nicht mehr. Um sich anzupassen, müsste man nicht nur den Sprung verändern, sondern auch alles drumherum – Ski, Skilängen, Steifigkeiten, Technik.
ran: Also müsste das Team praktisch von vorne anfangen?
Hannawald: Ja, im Grunde müssten sie alles so umstellen, als würde die Saison gerade erst beginnen. Doch dafür hätten sie im Sommer Monate Zeit – jetzt haben sie nur zwei Wochen zwischen dem letzten Weltcup und der WM. Das ist frustrierend, weil du dich über den Sommer auf ein striktes Reglement einstellst – und plötzlich ändern sich die Bedingungen während der Saison.
ran: Die Österreicher kommen mit diesen Veränderungen besser zurecht…
Hannawald: Das zeigt, dass sie in einigen Bereichen vielleicht anders arbeiten als die Deutschen. Bei der Tournee zum Beispiel hatten sich optimal vorbereitet, ihre Anzüge waren genau abgestimmt – und sie haben davon profitiert. Doch das Material allein springt nicht. Die Sprünge mussten trotzdem passen. War der Absprung zu spät oder fehlerhaft, hat auch ein Österreicher nicht automatisch gewonnen. Doch den Österreichern gelingt das aktuell besser, obwohl ihr Grundstil ähnlich ist.
ran: Man könnte sich doch öffentlich beschweren. Warum macht das keiner?
Hannawald: Weil niemand unnötigen Streit will. Auch zu meiner Zeit wurde nicht öffentlich diskutiert, obwohl wir gemerkt haben, dass sich die Bedingungen verschieben. Im Gegensatz zum Motorsport, wo ein Spoiler oder ein Diffusor aus fixem Karbonmaterial besteht, ist der Anzug im Skispringen ein flexibles Textil. Ein Spoiler wird heute vermessen, morgen vermessen, übermorgen vermessen – und bleibt immer gleich. Ein Anzug hingegen verändert sich. Deshalb ist es schwierig, dieses Thema öffentlich anzuprangern. Ich selbst kann aus meiner neutralen Perspektive offener darüber sprechen. Doch wer mitten im System steckt, muss darauf achten, die Diskussionen nicht nach außen zu tragen – das würde nur ein schlechtes Bild abgeben. Im Skispringen ist das Anzug-Thema immer eine Grauzone.
ran: Wo steht das deutsche Skispringen jetzt?
Hannawald: Das ist eine gute Frage. Ich bleibe optimistisch, weil ich weiß, dass das Team im Hintergrund hart arbeitet. Sie analysieren, testen, suchen nach Möglichkeiten, sich anzupassen. Aber auch die anderen Nationen tun das. Die Nordische Ski-WM ist das zweite große Highlight der Saison nach der Tournee. Jeder bereitet sich darauf vor, nicht nur die Deutschen. Wie gut diese Anpassung gelingt, wird sich erst mit den ersten Trainingssprüngen zeigen.
Weltklasse ist immer noch drin
ran: Gehören wir denn theoretisch noch zur Weltklasse oder müssen wir uns in Zukunft auf die aktuellen Ergebnisse einstellen?
Hannawald: Weltklasse ist immer noch drin – das Potenzial ist da. Das Team ist professionell aufgestellt, die Strukturen stimmen. Doch aktuell sind uns die Hände gebunden. Wir befinden uns in einer schwierigen Phase, in der vieles nicht zusammenpasst. Die Voraussetzungen für Weltklasse-Skispringen sind da. Doch derzeit kommt das nicht zum Tragen – aus Gründen, die außerhalb der Kontrolle des Teams liegen.
ran: Trainer Stefan Horngacher steht automatisch in der Kritik – wie stehen Sie dazu?
Hannawald: Das regt mich unglaublich auf. Der Trainer kann am wenigsten für diese Situation. Alles, was über den Sommer erarbeitet wurde, hat funktioniert. Pius Paschke war bärenstark, Andreas Wellinger hat sich stabilisiert, das ganze Team war auf Kurs. Jetzt auf einmal den Trainer infrage zu stellen, ist nervig und unfair. Aber trotzdem muss er Lösungen finden. Ich persönlich möchte nicht in seiner Haut stecken. Ich bin kein Trainer – und genau aus solchen Gründen.
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ran: Jetzt waren es zwei Wochen nach dem letzten Weltcup. Reicht die Zeit, um etwas zu verändern?
Hannawald: Die Arbeit in Ruhe hatte den Vorteil, dass kein äußerer Druck da war und sich die Springer voll auf sich selbst fokussieren konnten. Was ich höre, ist, dass die Jungs weiterhin positiv eingestellt sind. Sie geben nicht auf, sie arbeiten hart, sie sind sich bewusst, dass die Situation schwierig ist – aber sie bleiben dran. Manchmal kann eine kleine Veränderung im Sprung eine große Wirkung haben. Auf solche Effekte hoffe ich auch jetzt. Natürlich ist es schwierig, mehrere Änderungen gleichzeitig vorzunehmen. Wenn du an einem Punkt arbeitest, kann es sein, dass ein anderer Aspekt darunter leidet. Aber wenn du eine einzelne Sache gezielt optimierst, dann kann sich das Sprungniveau sehr schnell verändern. Aber klar ist auch: Die Konkurrenz hat nicht einfach auf dem Sofa gesessen – auch sie haben weiter an ihren Sprüngen gefeilt. Doch wir müssen jetzt nicht bis Ende März rumheulen, dass sich die Voraussetzungen verändert haben, sondern es gilt, Lösungen zu finden.
ran: Lösungen zu finden, die Deutschland von Platz 20 plus x in Medaillennähe bringen – ist das realistisch?
Hannawald: Beim Skispringen kann eine minimale Änderung im Sprungablauf eine massive Verbesserung bringen. Natürlich ist das Material wichtig. Aber die entscheidende Variable ist immer noch der Mensch. Wenn es also gelingt, einen technischen Schlüssel zu finden, dann kann sich die Leistung binnen weniger Sprünge drastisch verändern. Das ist die Hoffnung – und genau darauf setzen die Deutschen jetzt.
ran: Karl Geiger hat bereits erklärt, dass er sein Flugsystem umgestellt hat…
Hannawald: Ich bin gespannt, was genau er verändert hat. Aber allein die Tatsache, dass er seinen Sprung überhaupt umstellen musste, zeigt, dass sich die Bedingungen verändert haben. Wenn das Material gleichgeblieben wäre, müsste niemand etwas ändern. Dass viele Springer jetzt Anpassungen vornehmen, bestätigt meine Vermutung. Ich will aber auch nicht nur über das Material sprechen. Am Ende ist es wie früher – wir mussten uns in einer Saison auch immer wieder neuen Herausforderungen stellen und Lösungen finden. Man kann jetzt nicht einfach bis März jammern, dass sich die Voraussetzungen geändert haben. Es geht darum, sich so schnell wie möglich anzupassen.
ran: Geiger hat auch betont, man habe nichts mehr zu verlieren. Ist das tatsächlich so und bringt das Gefühl etwas?
Hannawald: Ja - wenn man es wirklich lebt. Wenn du sagst: "Wir haben eh keine Chance, also egal", dann lässt du unbewusst Spannung los. Und genau das kann den entscheidenden Unterschied machen. Denn wenn du weniger Druck hast, springst du oft automatisch lockerer und effizienter. Wer dagegen zu viel nachdenkt und sich an seinem perfekten Sprungablauf festklammert, verliert den natürlichen Fluss. Klar ist: Die Deutschen spielen seit Wochen keine Rolle mehr im Herrenbereich. Diese Situation kann aber auch befreiend wirken. Vielleicht hilft es einigen, einfach draufloszuspringen, ohne sich zu viele Gedanken zu machen.
Sven Hannawald: Das macht Hoffnung für die WM
ran: Was macht Ihnen konkret Hoffnung für die WM?
Hannawald: Die Normalschanze könnte den deutschen Springern mehr entgegenkommen. Dort ist die Anlaufgeschwindigkeit geringer, was bedeutet, dass die technische Qualität des Sprungs eine größere Rolle spielt als auf der Großschanze. Sie ist etwas "fliegerischer", was je nach Anpassung der Technik ein Vorteil oder ein Nachteil sein kann. Ein Hoffnungsschimmer ist auch das Mixed-Team, das ich persönlich liebe. Dort haben die deutschen Frauen in dieser Saison ein starkes Niveau gezeigt – ein Vorteil, der sich auch für das Team als Ganzes auszahlen kann.
ran: Wem trauen Sie eine Medaille zu?
Hannawald: Ich hoffe auf den Teamwettkampf der Männer, aber es wird schwer. Mit Österreich, Norwegen und Slowenien gibt es mindestens drei Nationen, die perfekt an die aktuellen Bedingungen angepasst sind. Dennoch: Überraschungen sind im Team-Wettbewerb immer möglich. Meine größte Hoffnung liegt auf dem Mixed-Team. Dort sind die Chancen für eine Medaille am höchsten, weil die Frauen in dieser Saison konstant stark gesprungen sind. Bei den Frauen könnte Selina Freitag vorne mitmischen, die Form stimmt bei ihr. Auch Agnes Reisch könnte überraschen. Sie musste wegen Knieproblemen pausieren, aber genau das könnte sich jetzt als Vorteil erweisen: Sie kommt ausgeruht zur WM. Insgesamt bin ich optimistisch: Es sollten sich auf jeden Fall Medaillen einstellen.