Klimafreundliche Ernährung: Der Wille ist da, aber es fehlt das Wissen
- Veröffentlicht: 13.02.2024
- 16:15 Uhr
Beispielsweise ist nur etwa einem Viertel (27 Prozent) der Erwachsenen bewusst, dass der Verzicht auf tierische Produkte wie Fleisch oder Milchprodukte den größten positiven Einfluss auf das Klima hat. Zudem äußern drei Viertel (76 Prozent) der Teilnehmer den Wunsch nach politischem Engagement für ein klares und verbindliches Klimalabel auf Lebensmitteln, um so eine bewusstere Kaufentscheidung zu ermöglichen.
Klimafreundliche Ernährung: Klarer Handlungsbedarf
Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, sieht klaren Handlungsbedarf. „Wenn wir wollen, dass Menschen sich nicht nur gesund, sondern auch klimaschonend ernähren, müssen wir die hierfür notwendigen Voraussetzungen schaffen. Anfangen sollten wir dort, wo die Entscheidungen getroffen werden: beim Einkauf. Ein Label, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel ganz einfach nach klimafreundlich und klimaschädlich unterscheiden können, wäre ein erster wichtiger Schritt", so Reimann.
Die Bundesregierung hat diesen Aspekt in den Eckpunkten ihres Strategiepapiers für eine gesunde und nachhaltige Ernährung zwar berücksichtigt, allerdings ohne eine klare Vorstellung zu formulieren. Reimann zieht einen Vergleich zur Lebensmittelampel: „Es ist gut, dass die Bundesregierung die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score weiterentwickeln und EU-weit verpflichtend einführen will. Ein ähnliches Engagement für ein Klimalabel wäre wünschenswert", erklärt die AOK-Vorständin.
Leider folgt die Bundesregierung laut Reimann nicht den Empfehlungen des Bürgerrats. Dieser hatte kürzlich sogar eine verpflichtende Kennzeichnung gefordert, die sowohl zu Gesundheit, Klima und Tierhaltung Auskunft gibt: „Klima und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen, beide Bereiche gemeinsam zu denken, macht daher absolut Sinn."
Prof. Dr. Achim Spiller befürwortet den gemeinsamen Fokus auf Klima und Gesundheit ebenfalls. Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats für „Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz" beim BMEL empfiehlt jedoch ein weitreichenderes Engagement. „Ein Klimalabel ist ein wichtiger Bestandteil des Instrumentenmix für die Ernährungswende. Wir müssen eine faire Ernährungsumgebung schaffen mit einer klimafreundlichen Gemeinschaftsverpflegung, also Kantinen, und Mehrwertsteuer-Anpassungen: Günstiger für pflanzliche Lebensmittel, teurer für tierische. Denn nur so kann die gewohnheitsgeprägte Ernährung mit der Zeit langfristig verändert werden - hin zu einem klimaschonenden Ernährungssystem für Mensch und Erde."
Die AOK-Studie rückt auch interessante Ergebnisse bezüglich steuerlicher Maßnahmen in den Fokus: Ein Großteil der Bevölkerung sieht steuerliche Vergünstigungen als effektives Mittel, um den Konsum klimafreundlicher Lebensmittel zu begünstigen.
Laut der Befragung befürworten 78 Prozent der Teilnehmer eine geringere Besteuerung gesunder Lebensmittel. Darüber hinaus plädieren mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) für eine höhere Besteuerung von Nahrungsmitteln, die das Klima belasten.
Klimafreundliche Ernährung - Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick