Städte als Hitzefalle: Mehr Grün in den Städten gefordert
- Veröffentlicht: 07.08.2023
- 14:20 Uhr
Während des Hochsommers kann die Temperaturdifferenz zwischen dicht bebauten Stadtzentren und dem umliegenden Land um mehr als 10 Grad steigen. Dies stellt ein bedeutendes gesundheitliches Risiko für die Einwohner dar.
Klima und Städte: Mehr Stadtgrün als Schlüssel
Ein zentraler Schlüssel gegen die Hitzefalle Stadt ist mehr Stadtgrün, betont Sarah Buron, Expertin für Stadtnatur beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. : „Bäume helfen als Schattenspender, Temperatursenker und Luftreiniger. Dach- und Fassadenbegrünung mildern die Aufheizung von Gebäuden. Parkanlagen kühlen sich und auch ihre Umgebung in der Nacht viel schneller ab. Selbst Wildwuchs zwischen Pflasterritzen senkt die Bodentemperaturen um bis zu 28 Grad.“ Obwohl das alles bekannt sei, seien vielerorts nackter Beton und Glasfassaden weiter Normalität und mehr als 70 Prozent der Stadtbäume krank, so die Expertin.
Die Artenvielfalt in Städten leidet ebenfalls unter den Auswirkungen von Hitze und Trockenheit. Dabei sind Städte als Rückzugsorte besonders wichtig für gefährdete Arten wie den Gartenschläfer, der zum Tier des Jahres 2023 gekürt wurde.
Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, sind einige wichtige Maßnahmen erforderlich. Dazu gehört das Gärtnern ohne den Einsatz von Giftstoffen sowie die naturnahe Pflege von Grünflächen, artenreichen Hecken, Wegrändern und Gewässerufern. Diese Elemente sind nicht nur widerstandsfähiger als herkömmlicher Rasen und Blumenrabatten, sondern bieten auch einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Darüber hinaus stellen sie einen deutlich stabileren Hitzeschutz für die gesamte Stadt dar.
Angesichts der zunehmend häufiger auftretenden Hitzesommer fordert der BUND von der Bundesregierung, den Ländern und den Kommunen eine schnellere und konsequentere Förderung der Stadtnatur als zentralen Faktor für lebenswerte und klimaresiliente Städte. Es ist von großer Bedeutung, diese Maßnahmen zu ergreifen, um die Artenvielfalt zu schützen und Städte besser an die klimatischen Herausforderungen anzupassen.
Klima und Städte: Bundesregierung in der Verantwortung
Buron: „Die Klimakrise ist da. Die Bundesregierung ist in der Verantwortung, für unseren Schutz zu sorgen - doch sie handelt noch nicht danach. Städte und Kommunen lassen eine immer stärkere Versiegelung von Flächen zu, der alte Stadtbäume zum Opfer fallen und die die dringend benötigten Grünflächen zerstört und bedroht. Neupflanzungen sind nur eine schwache Lösung, denn es braucht Jahrzehnte, bis neue Bäume eine mit einem alten Baum vergleichbare Leistung in Sachen Kühlung, Feinstaubfilterung und Sauerstoffproduktion erfüllen kann.“
In urbanen Gebieten stellen die Versiegelung von Flächen zwei wesentliche Herausforderungen für den Wasserhaushalt dar. Erstens kann Regenwasser an vielen Stellen nicht effizient versickern. Zweitens steigt das Risiko von lokalen Überschwemmungen bei starken Regenfällen, da die Kanalisation nicht in der Lage ist, die oberflächlich abfließenden Wassermassen aufzufangen.
Um diesen Problemen entgegenzuwirken, gibt es das Konzept der Schwammstadt für ein nachhaltiges Wassermanagement. Anstatt Flächen zu versiegeln, sollte die Stadt in der Lage sein, das Regenwasser selbst aufzunehmen und in den natürlichen Kreislauf zurückzuführen. Dies bedeutet, dass die Stadt eine „schwammähnliche" Funktion entwickeln muss, bei der Regenwasser in Grünflächen, Retentionsbecken oder anderen geeigneten Infrastrukturen gespeichert und versickert wird. Dadurch kann die Menge an abfließendem Wasser reduziert werden, was sowohl Überschwemmungen verhindert als auch das Grundwasser auf natürliche Weise wieder auffüllt. Das Konzept der Schwammstadt ist eine wichtige Strategie, um den Wasserhaushalt in städtischen Gebieten nachhaltig zu verbessern und den Auswirkungen der Versiegelung entgegenzuwirken.
Buron weiter: „Das freiwillige Gießen von Stadtbäumen durch die Anwohner*innen ist ein wichtiges Zeichen, aber es ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Städte müssen mit Stadtgrün und Wassermanagement konsequent auf die Klimakrise eingestellt werden, um die Gesundheit ihrer Bewohnerinnen und Bewohner langfristig zu sichern. Die Zeit zu handeln ist jetzt. “