Tesla Model S Raven
- Veröffentlicht: 12.01.2021
- 16:42 Uhr
Das Tesla Model S Raven ist das jüngste Update für die große Elektro-Limousine. Wir sind das jüngste Model S gefahren, das es nun nur noch mit der größten 100 kWh Batterie gibt – als Long Range Plus mit der größten Reichweite.
Mit dem Tesla-Schlüssel kann man übrigens so ziemlich alles öffnen, man muss nur auf die richtige Stelle einen Doppelklick machen. Doppelklick auf die Motorhauben-Region auf dem Schlüssel – der vordere Kofferraum öffnet sich. Doppelklick aufs Heck – Kofferraumklappe öffnet sich. Klicken und halten am Heck – die Ladeklappe, die im linken seitlichen roten Reflektor versteckt ist, öffnet sich. Und einmal aufs Dach tippen und man schließt ab. Alternativ muss man den Schlüssel gar nicht mehr benutzen, sondern nimmt einfach sein Handy mit Tesla-App.
Interieur
Der Innenraum ist gekennzeichnet durch zwei Bildschirme. Einmal ist da der digitale Tachometer, auf dem wir Geschwindigkeit, Navi-Hinweise und Fahrdaten sehen. Per Schnellzugriffe findet man mit dem rechten Daumen-Drehrad am Lenkrad außerdem die Klimaeinstellung oder die Liste der jüngsten Anrufe – praktisch, denn somit muss man während der Fahrt nicht unbedingt zum großen Bildschirm schauen. Dieser thront dann in der Mitte als riesiger 17-Zoll-Touchscreen, der aufgrund seiner Leuchtintensität automatisch in Tag- oder Nachtmodus wechselt. Knöpfe gibt es nur zwei, direkt neben dem großen Screen, links für das Warnblinklicht, rechts für das Handschuhfach. Inklusive sind HD-Rückfahrkamera, Bluetooth und Sitzheizung.
Einige Schalter und Knöpfe erkennt man von älteren Mercedes-Modellen. Beispiel dafür sind die Knöpfe für die Fensterheber oder die Hebel rund ums Lenkrad. Aber auch alles andere zeigt eine Top-Verarbeitungsqualität. Das Tesla Model S ist mittlerweile in der Produktionsqualität ausgereift.
Die Sitze kommen komplett tierfrei in einem hochwertigen und weichen Kunstleder, standardmäßig in Schwarz. Optional kann man Weiß oder Beige für 1.600 Euro Aufpreis ordern. Tesla hatte sich im Sommer 2017 dazu entschieden, global und für alle Modelle nur noch Kunstleder anzubieten und Tierhaut komplett zu verbannen – eine richtige, nachhaltige und mutige Entscheidung, die allen anderen Herstellern zeigt, wie man heutzutage Auto-Innenräume gestalten sollte. Die Zierblenden ändern sich je nach Interieur-Farbe, wobei das Performance-Modell mit Carbon-Zierblenden kommt, wenn man das schwarze oder weiße Interieur gewählt hat. Beim Long Range Plus Modell kommt helles Holz beim schwarzen Interieur und dunkles Holz beim weißen Interieur. Das beige Interieur kommt mit noch hellerem offenporigen Holz.
Während beim Tesla Model 3 und Tesla Model Y das Lenkrad bereits standardmäßig mit Kunstleder-Bezug kommt, zieht Tesla dies bei X und S bislang nicht durch.
Die Sitzposition im Model S fühlt sich nicht so an wie in einer klassischen Luxuslimousine, sondern ist eher sportlicher. Die Polsterung ist fest und man versinkt nicht in einem Sessel. Angenehm: Egal, wohin man blickt, das gesamte Cockpit ist mehr als aufgeräumt. Und als große Ausnahme ist es auch kein Nachteil, dass man die Klimaeinheit auch über den großen Bildschirm bedient. Denn dieses Feld bleibt immer gut erreichbar am unteren Ende des Bildschirms, egal was darüber angezeigt wird. Und wie schon beschrieben kann man sogar einfacher während der Fahrt die Temperatur auch übers Lenkrad einstellen. Überhaupt ist die große zentrale Infotainment-Einheit mehr als beeindruckend. Die vielen Einstellungsmöglichkeiten lenken natürlich während des Fahrens ab, deswegen sollte man sich einmal seine Favoriten anlegen, und dann muss man auch während der Fahrt nicht mehr viel einstellen. Ein Eingeben von Navigations-Adressen ist natürlich recht simpel, weil die Tasten aufgrund des Überangebots an Bildschirmplatz dementsprechend groß sein können. Weiteres Alleinstellungsmerkmal: Es gibt keinen klassischen Mitteltunnel, so bleibt zwischen den Sitzen vorne mehr Platz. Früher war dies einfach ein Leer-Raum, den Frauen z.B. gerne zum Abstellen der Handtasche benutzten. Mittlerweile hat Tesla hier Becherhalter untergebracht sowie eine iPhone-Dockingstation. Das Telefon verbindet man allerdings via Bluetooth für Gespräche und Musik, wobei hier ja das Incar-System des Navis so gut ist und auch mit Live-Stau-Updates läuft, dass man eine andere Smartphone-Schnittstelle nicht unbedingt braucht. Für das Bedienen von Playlists wären Apple CarPlay und Android Auto aber besser.
Im Fond bleibt durchaus Platz für zwei oder drei Erwachsene, allerdings nicht so reichlich wie in vergleichbar langen Limousinen. Mit 1,86 m Körpergröße kann man eine Faust vor die Knie halten, wenn vorne auch große Fahrer unterwegs sind. Kofferraum gibt es mehr als reichlich, 804 Liter fasst er, bis 1.792 l bei umgeklappten Sitzen. Zudem gibt es einen weiteren Stauraum vorne unter der „Motorhaube“. Die Ladekabel kann man unter einer zusätzlichen Abdeckung im hinteren Kofferraum verstauen.
Was kann man im Alltag sonst noch erleben? Updates. Während andere Autos beim Kauf sozusagen „fertig“ sind und man sich über das nächste Facelift mit neuen Funktionen ärgert, wird der Tesla ständig aktualisiert. Am Bildschirm meldet sich ein Update, das dann zum Wunschzeitpunkt installiert wird, denn währenddessen kann man ggf. das Fahrzeug nicht bewegen. Also lässt man es z.B. nachts installieren. Die Update-Zeit kann gut 30 Minuten betragen. Am nächsten Morgen erfährt man dann, was aktualisiert wurde.
Externer Inhalt
Motoren
Es gibt derweil nur noch die größte 100 kWh Batterie (Aufladen 11,5 kW AC, max. 250 kW DC am Supercharger). Das Tesla Model S kommt immer mit zwei Elektromotoren, einer an der Vorderachse, einer an der Hinterachse. An der Vorderachse kommt mit dem Raven-Update (nach eben diesem Motor benannt) der neue effiziente Elektromotor aus dem Model 3 zum Einsatz. Das steigert Leistung und Reichweite.
Die offiziell versprochene Reichweite liegt nunmehr bei 650 km bzw. 640 km im Performance-Modell. Das müsste einem Verbrauch von gut 15 kWh / 100 km entsprechen. Bei einer gemischten Fahrt auf der Autobahn mit Tempi zwischen 80 und 120 km/h kommen wir auf gut 20 kWh / 100 km, was einer Reichweite von 490 km entspricht. Niedrigere Verbräuche erreicht man bei mehr Stadtnutzung.
Pro Stunde kann man ungefähr 55 km aufladen, wenn man eine Ladesäule zur Verfügung hat, an Supercharger-Stromtankstellen von Tesla kann man in 20 Minuten zur Hälfte des Ladestands kommen und in 40 Minuten zu 80 Prozent. Die neusten Versionen schaffen max. 250 kW, effektiv haben wir bislang Werte von ca. 120 kW erzielt. Das Aufladen an einer normalen Haushaltssteckdose dauert schon deutlich länger, hier haben wir in Vergangenheit Werte von ca. 10 km pro Stunde erzielt, was allerdings durchaus funktioniert, wenn man das Auto über Nacht anstöpselt und das regelmäßig.
Fahrverhalten
Das Performance-Modell hat den Ludicrous-Modus und derweil auch Ludicrous + Modus, der dann so stark beschleunigt, dass einem selbst als Fahrer noch übel werden kann. So reicht die Beschleunigung im Long Range Plus Modell schon locker aus! Und selbst dort stellt man noch eher den Fahrmodus „lässig“ ein, um freiwillig die Beschleunigung im Alltag zu begrenzen.
Die neue Luftfederung arbeitet nun adaptiv und deutlich komfortabler als zuvor. Gerade in Verbindung mit den 19-Zoll-Felgen hat man so ein sehr angenehmes Fahrverhalten. Und die Beschleunigung ist auf Abruf stets brutal, in jeder Version. Aber es macht viel mehr Freude, fast lautlos dahinzugleiten.
Viel getan hat sich bei Tesla auch in puncto Geräuschdämmung. Tesla Model X und Tesla Model S sind nun deutlich leiser, gerade bei höheren Autobahngeschwindigkeiten. Das macht viel aus, weil dies hier bislang ein großer Unterschied z.B. zu den deutschen Premium-Herstellern war.
Die Lenkung ist durchaus direkt (und auf drei Stufen einstellbar), und obwohl das Tesla Model S kein Leichtgewicht ist, fühlt es sich beim Fahren keineswegs schwer an. Das liegt an der Verbindung von unfassbarer Beschleunigung, Lautlosigkeit, direkter Lenkung und hervorragenden Bremsen (bzw. starker Rekuperation). Es gibt nichts Schöneres, als lautlos und gut schallisoliert durch die Stadt zu schweben. Wer nach einer Fahrt im Tesla Model S zurück auf einen Verbrenner wechselt, glaubt, eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert zu machen. Die nun komfortablere Luftfederung trägt ihren Teil dazu bei.
In puncto assistiertes Fahren sind andere Hersteller derweil weiter. Das Tesla Model S bietet eine Lenks- und Querführung an, es kommt allerdings häufiger als bei Audi, BMW und Mercedes zu Situationen, wo man selber eingreifen muss.
Abmessungen
Fazit
Das Update mit dem Tesla Model S Raven macht sich deutlich bemerkbar: Der neue Elektromotor bringt mehr Leistung und Effizienz, die neue Luftfederung bringt mehr Komfort und Tesla hat deutlich an der Geräuschdämmung gefeilt. Insofern ist das Tesla Model S nicht nur effizient und bietet eine große Reichweite, sondern kann nun auch in den Qualitäts-Belangen besser mit den deutschen Premium-Herstellern mithalten, in denen es bislang nicht geklappt hatte. Das Innenraum-Konzept ist immer noch futuristisch und sucht immer noch seinesgleichen, obwohl das Model S gewiss kein neues Auto ist. Auf der Höhe der Zeit ist auch der Verzicht auf Tierhaut auf den Sitzen. Der Preis bleibt natürlich in allen Fällen sehr hoch, wobei vergleichbare Konkurrenzprodukte auch keineswegs günstig sind. In jedem Fall bleibt das einzigartige Tesla-Feeling eines gemächlichen lautlosen Fahrens, bei dem es regelrecht auf Knopfdruck rasante Beschleunigungen gibt.
Autogefühl
Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak