Wie weit ist die E-Mobilität in Deutschland?
- Veröffentlicht: 11.12.2020
- 13:32 Uhr
Wie der aktuelle Stand der E-Mobilität in Deutschland aussieht und wo noch Potential schlummert, erfährst du in unserem Artikel.
Hohe Zuwachsraten, aber auf niedrigem Niveau
Bei der Anzahl der Elektroautos in Deutschland von 2006 bis 2020 lässt sich erkennen, dass es ab 2009 einen stetigen Zuwachs gab. Wobei die Beliebtheit von E-Autos erst ab 2017 einen deutlichen Sprung nimmt. Die Steigerung von 2019 auf 2020 mit 136.617 Elektroautos beträgt sogar 64 Prozent. Damit liegt das von der Bundesregierung propagierte Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 jedoch noch in weiter Ferne.
Allerdings zeigt sich Licht am Ende des Tunnels: Auch die Neuzulassungen der Elektroautos zeugen von der Beliebtheit. Bis zum dritten Quartal 2020 wurden in Deutschland bereits über 120.000 Elektroautos zugelassen.
Gut zu wissen: Auch wenn das Ziel der Millionengrenze von 2020 verfehlt ist, rechnet Angela Merkel damit das Ziel im Jahr 2022 zu erreichen. Dies verkündete sie im Zuge der Klimaberatung in Den Haag.
Experten gehen mittlerweile davon aus, dass die Millionen-Grenze Anfang 2023 geknackt wird. Bei einem Fahrzeugbestand von 45 Millionen in Deutschland betrüge dann der Anteil der E-Mobilität aber immer noch nur vergleichsweise magere zwei Prozent.
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Deutschland im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich ist China immer noch Spitzenreiter. Im Jahr 2019 gab es in China 3,8 Millionen Elektroautos. Weltweit waren im Jahr 2019 insgesamt etwa 7,9 Millionen E-Autos zugelassen. Auf dem zweiten Platz befinden sich die USA. Die in Deutschland zugelassenen Elektroautos machen somit nur einen kleinen Anteil im globalen Vergleich aus.
Neben den hohen Preisen, die von vielen Herstellern für ihre Elektro-Modelle aufgerufen werden, wirkt auch die derzeit noch überschaubare Modell-Palette als Bremse bei der Elektromobilität. Ein weiterer Aspekt, der in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer gewissen Skepsis gegenüber der Elektromobilität in Deutschland führt, ist nach wie vor die Ladeinfrastruktur.
Unübersichtliches Angebot an Lademöglichkeiten sorgt für Zurückhaltung
Auch sorgt die große Zahl von Ladesäulen-Betreibern mit unterschiedlichen Abrechnungsmodellen für Verwirrung und verunsichert die potentiellen Kunden bezüglich der Versorgung mit bezahlbarer Energie. Viele AutofahrerInnen begegnen der Elektromobilität auch deshalb mit Skepsis, weil die Langstreckentauglichkeit der Elektroautos derzeit noch in weiter Ferne liegt. Während ein Verbrenner in höchstens fünf Minuten vollgetankt ist, benötigt auch die leistungsfähigste Schnellladesäule immer noch 30 Minuten oder deutlich länger zum Wiederaufladen eines Akkus.
Wie wichtig ein flächendeckendes und leistungsfähiges Netz von Ladestationen bei der Akzeptanz der Elektromobilität ist, wird anhand der Durchschnittsreichweite von nur 325 Kilometer deutlich. Aber auch bei der Reichweite sind Fortschritte in Sicht. Das aktuelle Modell S von Tesla bringt es mit einer Batterieladung auf respektable 610 Kilometer Laufleistung und muss sich damit hinter vielen Verbrennern keineswegs verstecken.
Mehr Elektromobilität dank sinkender Batteriepreise und stabilem Strom-Markt
Bei der Preisentwicklung der modernen Stromspeicher ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten, wie sie vor Jahren bei den Solar-Panels stattgefunden hat: Große Stückzahlen und steigende Kapazitäten bei den Herstellern drücken die Preise.
Zur Akzeptanz der Elektromobilität in Deutschland soll nicht nur das im Sommer 2020 verabschiedete Konjunkturpaket der Bundesregierung beitragen, auch verbesserte strukturelle Rahmenbedingungen sollen langfristig für Fortschritte bei der Elektromobilität sorgen. Die Begrenzung der EEG-Umlage ist dafür nur ein Beispiel. 2021 soll die Abgabe auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde begrenzt bleiben und in 2022 sogar auf sechs Cent pro Kilowattstunde abgesenkt werden.
Förderprogramme als Wachstumsmotor der Elektromobilität
Einen Entwicklungsschub bei der Elektromobilität erhoffen sich Industrie und Staat von der Anhebung der Kaufprämien auf bis zu 9.000 Euro. Aber nicht nur die Fahrer von Elektroautos, sondern auch die Besitzer von Plug-in-Hybriden kommen in den Genuss staatlicher Fördermittel. Sie müssen allerdings ab 2022 eine elektrische Mindestreichweite von 60 Kilometern bei ihren Fahrzeugen nachweisen. Ab 2025 muss diese Reichweite sogar 80 Kilometer betragen, damit Fördergelder fließen. Ganz besonders profitieren die Käufer kleinerer Fahrzeuge mit einem Netto-Listenpreis von unter 40.000 Euro.
Auch die Forschung an zukunftsorientierten Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität lässt sich die Bundesregierung einiges kosten. Gefördert werden Zukunftsinvestitionen der Hersteller und Zulieferer, der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie Forschungsvorhaben im Bereich der Batteriezellenfertigung und der Elektromobilität im Allgemeinen.
Diese Möglichkeiten haben Staat und Autoindustrie
Während hochpreisige Fahrzeuge auch im Bereich der Elektromobilität nur einer vergleichsweise kleinen Käufergruppe zugänglich sind, ist das Angebot an bezahlbaren Klein- und Kleinstwägen mit Elektroantrieb für die Verbreitung der E-Mobilität in Deutschland von großer strategischer Bedeutung. In diesem Marktsegment verorten viele Experten auch ein besonders großes Potenzial zur CO2-Einsparung.
Die Industrie kann die Elektromobilität in Deutschland durch die Erweiterung der Modell-Paletten ebenso voranbringen wie durch die Entwicklung kostengünstiger Energiespeicher und die Verkürzung der Lieferzeiten. Staatliche Förderprogramme können zudem einen wichtigen Beitrag leisten, um den Kauf eines Elektroautos für eine breite Bevölkerungsschicht wirtschaftlich attraktiv zu machen. Ein absolutes Muss auf dem Weg zu mehr Elektromobilität in Deutschland ist zudem der rasche und flächendeckende Ausbau einer öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur.
Quellen:
https://www.zeit.de/mobilitaet/2020-05/elektromobilitaet-e-autos-zahl-verdoppelt-nachfrage
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/elektromobilitaet.html