Wiedersehen mit alten Weggefährten im Super Bowl
Dee Ford: Vom Buhmann der Kansas City Chiefs zum Eckpfeiler der San Francisco 49ers
- Aktualisiert: 25.01.2021
- 18:12 Uhr
- ran.de / Daniel Kugler
Für Defensive End Dee Ford von den San Francisco 49ers wird das Duell mit den Kansas City Chiefs im Super Bowl am Sonntag (ab 22:45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) ein ganz Besonderes. Im Vorjahr war Ford als Spieler der Chiefs mit einem folgenschweren Fehler noch hauptverantwortlich für deren Playoff-Aus.
München/Miami - Es ist das AFC Championship Game 2018.
Die New England Patriots liegen 54 Sekunden vor Spielende gegen die Kansas City Chiefs mit 24:28 zurück. Quarterback Tom Brady wirft bei drittem Versuch und 10 Yards an der 34 Yards Line der Chiefs eine mit großer Wahrscheinlichkeit spielentscheidende Interception, die die Chiefs in Super Bowl LIII geführt hätte.
Doch es fliegt eine Flagge. Defensive End Dee Ford hielt sich unerlaubterweise in der Neutral Zone auf und erhält dafür eine Offside-Strafe.
Anstatt Game over erhalten die Patriots einen neuen dritten Versuch, erzielen bei dem Drive den nötigten Touchdown und setzen sich in der Overtime durch.
Die Chiefs sind raus. Defensive Lineman Ford möchte einfach nur im Boden versinken.
Ford hat Offside-Strafe überwunden
Ein Jahr später steht der 28-Jährige dann doch im Super Bowl (am Sonntag ab 22:45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) - allerdings mittlerweile im Dress der San Francisco 49ers.
"Ich hätte das auf mich abfärben lassen können. Aber das ist nicht das, was Champions tun", sagt Ford am Montag während der Super Bowl Opening Night.
"Das ist nicht das, was große Spieler tun. Sie werden nicht durch ein einziges Play definiert. Ich weiß, welche Verantwortung ich bei diesem Spielzug trug, und ich habe mich selbst zur Verantwortung gezogen, sodass ich standhaft bleiben und darüber hinwegkommen konnte."
In seiner ersten Saison bei den San Francisco 49ers hat der Defensive End die Möglichkeit, seine persönliche Erlösungsgeschichte zu schreiben. Ford überwand mehrere kleinere Verletzungen, startete nur zwei Mal und verzeichnete dennoch 6,5 Sacks und zwei Forced Fumbles.
Er ist für die ohnehin schon starke Defensive Line der 49ers nochmals eine Verstärkung - undenkbar, wenn man die Uhr ein Jahr zurückdreht.
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Offside-Strafe überdeckt Monster-Saison 2018
Aus der vergangenen Saison bei den Chiefs blieb nach dem bitteren Playoff-Aus gegen die Patriots nur diese eine Szene in Erinnerung. Was dabei aber untergeht: Ford hatte für die Chiefs die bis dato beste Saison seiner Karriere hingelegt, obwohl die Vorzeichen alles andere als positiv waren.
"Ich habe schon Schlimmeres durchgemacht", blickt Ford auf seine Offside-Strafe und die Saison im Allgemeinen zurück: "Ich hätte eigentlich überhaupt nicht spielen dürfen. Ich kam von meiner zweiten Rückenoperation zurück und ich musste meinen Chirurgen im Vorfeld anflehen, es überhaupt zu tun. Ich kam ins Training Camp und hatte letztes Jahr 25 Pfund Untergewicht."
Trotz der Strapazen verzeichnete Ford einen Karriere-Bestwert von 13 Sacks und führte die Liga mit sieben Forced Fumbles und 78 Quarterback Pressures an. Eine der wenigen Spielzeiten, in denen der lange von Rückenverletzungen geplagte Ford verschont blieb.
Nach der Saison erfolgte dann bekanntlich dennoch die Trennung.
Aufeinandertreffen mit Nachfolger Clark steht bevor
Nachdem der Klub den Erstrundenpick von 2014 zunächst mit dem Franchise Tag an sich band, damit dieser nicht zum Free Agent wurde, tradeten ihn die Chiefs kurz darauf für einen Zweitrundenpick zu den 49ers, bei denen Ford einen Fünfjahres-Vertrag über 85 Millionen Dollar unterzeichnete.
Die Chiefs ihrerseits holten mit Frank Clark von den Seattle Seahawks den direkten Nachfolger, der fortan auch noch mit Fords alter Nummer 55 aufläuft . Dafür griff der Klub aus Missouri tief in die Tasche und gab einen Erstrundenpick 2019 sowie einen Zweitrundenpick 2020 ab und tauschte den Drittrundenpick des Vorjahrs.
Clark, damals ebenfalls mit dem Franchise Tag gebunden, unterschrieb für fünf Jahre und 105,5 Millionen Dollar in Kansas City und ist seitdem der drittbestbezahlte Defensivspieler der Liga.
Und Clark sollte die Chiefs Defensive umgehend auf ein neues Niveau heben. In 14 Spielen der Regular Season verzeichnete Clark 37 Tackles, acht Sacks, eine Interception und drei Forced Fumbles.
Clarks deutliche Ansage gegenüber "NBC Sports": "Letztes Jahr, mit der Offside-Strafe und all dem? Ich sagte ihnen, als ich hierher kam, dass sich das verdammt noch mal ändern wird."
Clark teilt gegen seinen Vorgänger aus
Vor dem Duell im Super Bowl hatte Clark lobende Worte für die ebenfalls über alle Zweifel erhabene Defense der 49ers übrig - für fast alle: "Sie haben eine Menge Jungs da drüben. Sie haben DeForest Buckner und Arik Armstead. Ich bin nicht wirklich ein Fan von Dee Ford, aber für ihn gilt wie für die ganze Defensive Line - ich kenne sie alle sehr gut."
Und einmal in Fahrt holte Clark weiter aus: "Und jeder, der in einer solchen Situation für Offside bestraft wird, handelt sich am Ende des Tages eine dumme Strafe ein. Ich bin sicher, dass er genauso fühlt."
Dann ruderte Clark zwar etwas zurück: "Ich persönlich habe auch schon öfter Offside Penalties begangen. Nicht in dieser Art, aber ich habe mich schon öfter falsch positioniert und meine Mannschaft Spiele gekostet."
Die Botschaft war aber dennoch klar formuliert: Ford ist weg, Clark ist da und das ist auch gut so.
Haben die 49ers durch Ford einen Vorteil?
Trotz seiner Kenntnisse über die Chiefs-Abläufe räumt Ford im Vorfeld des Duells ein, dass die 49ers durch ihn im Spiel wahrscheinlich keinen Vorteil haben werden. Ford wisse, dass die Offense der Chiefs unter Head Coach Andy Reid einige neue Facetten bekommen hat, die sich von dem unterscheiden, was sie in der letzten Saison und besonders in den Playoffs gezeigt hat.
Dennoch freut er sich auf das Aufeinandertreffen mit Quarterback Patrick Mahomes. "Ich habe ihm noch nie einen Hit verpasst. Das wird lustig. Ich bin ziemlich sicher, dass wir ein paar Worte wechseln werden. Pat ist jetzt so souverän, es ist einfach verrückt. Er wird immer besser."
Generell geht der Defensive End frohen Mutes in die Partie: "Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Spieler jemals in einer vergleichbaren Situation war. Ich bin glücklich und ich werde das Beste aus dieser Gelegenheit machen."
Ganz begriffen hat Ford die Situation aber noch nicht: "Es fühlt sich immer noch nicht echt an. Aber am Sonntagabend wird es real sein."
Daniel Kugler
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