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Alabama Crimson Tide: Jalen Milroe und der Druck der großen Fußstapfen
- Veröffentlicht: 31.12.2023
- 09:14 Uhr
- Chris Lugert
Jalen Milroe hat die Alabama Crimson Tide in die College-Playoffs geführt. Dabei sah es zu Beginn der Saison nicht danach aus, als ob er die großen Fußstapfen seiner Vorgänger ausfüllen könnte. Doch es folgte eine fast schon märchenhafte Entwicklung.
Von Chris Lugert
Mit Zweifeln kennt sich Jalen Milroe aus. Sie begleiten ihn seit seinem Wechsel an die University of Alabama, sogar vorher schon musste der seit kurzem 21-Jährige mit Stimmen zurechtkommen, die nur eine negative Richtung kannten.
"Mir wurde gesagt, dass ich nie der Starting Quarterback von Alabama sein werde", erinnerte sich Milroe: "Mir wurde gesagt, ich sei nicht clever genug, um diese Position zu spielen. Mir wurden viele verschiedene Dinge gesagt."
Auch rund um die Alabama Crimson Tide habe es große Zweifel an ihm gegeben, sogar dann noch, als er sich vor Saisonbeginn seinen Posten als Signal Caller der Offense erarbeitete. "Ich glaube nicht, dass viele Leute dachten, dass ich ihn behalten würde. Und wenn doch, dann dass ich eine schlechte Saison haben würde", so Milroe.
Es sind die Worte eines Mannes, der eine extrem undankbare Aufgabe auszufüllen hatte. Der kurzzeitig tatsächlich drohte, daran zu scheitern. Und der nun kurz davor steht, die großen Fußstapfen seiner Vorgänger auszufüllen.
Mit Alabama steht Milroe im Halbfinale um die College-Meisterschaft, am Neujahrstag (23:00 Uhr live auf ProSieben MAXX, im Livestream auf ran.de, in der ran-App sowie auf Joyn) trifft Bama auf die Michigan Wolverines.
Das Wichtigste zum College Football
Die Liste seiner Vorgänger verschafft einen Eindruck, welche Verantwortung Milroe in Tuscaloosa übernommen hat. Jalen Hurts, Tua Tagovailoa, Mac Jones, Bryce Young - das waren die Starting Quarterbacks der vergangenen Jahre. 2016, 2018 und 2021 gewannen die Crimson Tide die Meisterschaft. Der Druck auf Milroe könnte kaum größer sein.
"Ich habe eine Menge Hindernisse überwunden. Das Wichtigste ist, dass die richtigen Leute an mich geglaubt haben, hier in Alabama und in meiner Familie, und ich bin dabei geblieben, an das zu glauben, was ich bin", sagte er.
Tränen der Freude nach Anruf aus Alabama
Milroe stammt aus Katy im Bundesstaat Texas. Eigentlich sah der ursprüngliche Plan vor, nahe der Heimat zu bleiben und ab 2021 Teil der Texas Longhorns zu werden. Dann aber kam der Anruf von Alabamas Head Coach Nick Saban.
"Er kam die Treppe heruntergerannt und erzählte uns davon, mit Tränen in den Augen", schildert Vater Quentin Milroe, der 2003 Teil der US-Streitkräfte im Irak-Krieg gewesen war, den Moment: "Es bedeutete ihm etwas, das 'A' zu tragen, und das würde sich weder im Klassenzimmer noch irgendwo anders ändern, nur weil er sich das Vertrauen anderer Leute verdienen muss."
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Höchststrafe nach Niederlage gegen Texas
In seinen ersten zwei Jahren war Milroe Backup hinter Bryce Young, erst in dieser Saison - seiner dritten in Alabama - wurde er Starter. Doch das Jahr begann schleppend und lieferte seinen zahlreichen Kritikern Nahrung. Nach einer 24:34-Niederlage in Woche zwei ausgerechnet gegen die Texas Longhorns wurde Milroe gebencht.
"Es ging nicht nur um mich. Es war das ganze Team, das jeder weggetreten hat", so Milroe. Saban schenkte im anschließenden Spiel gegen South Florida Milroes Vertretern Tyler Buchner und Ty Simpson das Vertrauen, die zwar einen Sieg einfuhren, dabei aber nur auf insgesamt 107 Passing Yards bei zehn Completions kamen.
Milroe nahm die Situation wie ein Profi und Anführer hin. "Es ging um etwas Größeres als mich", stellte er klar: "Wenn ich nicht gut genug bin, muss jemand anderes eine Chance bekommen." Sein Ziel sei es gewesen, "für alle anderen um mich herum da zu sein und die beste Version von mir zu sein".
Milroe und die wundersame Transformation
Was anschließend folgte, war der Wendepunkt der Saison für Alabama. Saban nahm Milroe zur Seite und erklärte ihn wieder zum Starter. Und das in Worten, die der Quarterback vorher so noch nicht gehört hatte: "Du bist unser Mann. Wir glauben an dich."
"Nach dem Treffen mit Coach Saban hatte ich das Gefühl, dass ich frei spielen kann und nicht eingeschränkt bin. Es war so anders, denn jetzt ist es mein Team und jetzt ist es meine Offense", erklärte Milroe. Es folgte eine restliche Spielzeit, die Milroe schlussendlich sogar in den erweiterten Kandidatenkreis für die Heisman Trophy brachte.
"Manchmal muss etwas Schlechtes passieren, um alles herauszuholen", sagte Saban und sieht in dem Texas-Spiel ebenfalls den Startschuss für eine "Transformation" seines Quarterbacks.
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"Als wir ihn nach dem Texas-Spiel aus dem Spiel genommen haben, war das ein richtiger Donnerschlag oder wie auch immer man es nennen will, dass man, wenn man unser Quarterback sein will, unser Point Guard sein muss. Das hat er getan, und in dem Maße, wie er besser geworden ist, hat sich auch unser Team verbessert", erklärt er.
Sieg gegen Georgia bringt die Playoffs
Den entscheidenden Sieg, um die Playoff-Kommission davon zu überzeugen, Alabama für die Endrunde zu nominieren, feierten die Crimson Tide am letzten Spieltag der regulären Saison im SEC Championship Game gegen die Georgia Bulldogs.
Gegen die zuvor an Nummer eins geführten Bulldogs gewann Bama 27:24, fügte Georgia die erste Niederlage nach 29 Siegen in Folge zu und warf sie damit letztlich sogar komplett aus den Playoffs. Milroe kam in jenem Spiel zwar auf nur 192 Passing Yards, produzierte damit aber zwei Touchdowns und machte keine Fehler.
"Wie man so schön sagt: 'Druck kann Rohre sprengen, oder Druck kann Diamanten produzieren'", sagte Quentin Milroe mit Blick auf seinen Sohn. "Man sieht, welchen Weg Jalen eingeschlagen hat, aber ich glaube nicht, dass er schon am Ende ist", blickt er voraus.
Milroe auch 2024 in Alabama
Und das sieht offenbar auch sein Filius so. Denn unlängst erklärte Milroe, für sein Senior-Jahr 2024 ans College zurückzukehren und die NFL-Karriere noch bis 2025 aufzuschieben. Und das, obwohl er seinen Uni-Abschluss bereits in der Tasche hat. Vor wenigen Tagen wurde er im Bereich Wirtschaft mit Schwerpunkt Unternehmertum graduiert.
Somit bekommt Milroe auf jeden Fall eine weitere Chance, die Titelhistorie der Crimson Tide fortzusetzen, falls es mit dem Titel in dieser Saison nicht klappen sollte. Seine zahlreichen Kritiker hat er ohnehin längst zum Schweigen gebracht.