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41 Spieler wurden bereits verhaftet

College Football: Das wohl kriminellste Team der USA - die Florida Gators 2008

  • Aktualisiert: 09.08.2024
  • 00:01 Uhr
  • Luca Wolkstein
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Knast-College in Florida? Das Meisterschaftsteam der Florida Gators 2008 ist eines der umstrittensten der College-Geschichte.

2008 gewannen die Florida Gators in dominanter Manier das National Championship Game im College Football, im Team zahlreiche vielversprechende Talente wie unter anderem Heisman-Trophy-Gewinner Tim Tebow und Cam Newton sowie Percy Harvin oder Joe Jaden.

Bekannt ist das College-Team aber für etwas Düstereres.

Auffällig ist nämlich, wie viele der Spieler früher oder später mit dem Gesetz in Konflikt gerieten. Laut übereinstimmenden Berichten sind seit 2008 insgesamt 41 Spieler der insgesamt 121 Athleten im Roster mindestens ein Mal verhaftet worden, für verschiedenste Delikte. 

ran beleuchtet für euch die Geschichte des obskuren Teams und die im negativen Sinn bekanntesten Spieler.

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Das Wichtigste in Kürze

Der Fall Aaron Hernandez

Der bekannteste und tragischste Fall ist wohl der des Aaron Hernandez, der 2008 als talentierter Tight End zur College-Meisterschaft beitrug. Nach erfolgreichen Anfangsjahren in der NFL an der Seite von Rob Gronkowski unterschrieb er bei den New England Patriots einen Vertrag über 40 Millionen Dollar. Es folgte der Schock:

Hernandez, seit Jahren offenbar tief im Drogensumpf, wurde 2013 des Mordes beschuldigt und in Gewahrsam genommen. Zwei Jahre später folgte die Verurteilung zu lebenslanger Haft ohne Chance auf vorzeitige Haftentlassung.

2017 der zweite Gerichtsprozess, Hernandez wurde ein Doppelmord vorgeworfen. Aus Mangel an Beweisen wurde der ehemalige Tight End zwar freigesprochen, kurz darauf fand man ihn aber tot in seiner Gefängniszelle. Nach seinem Suizid wurde festgestellt, dass er an Chronisch-traumatischer Enzephalopathie (CTE) litt, eine im American Football weit verbreitete neurodegenerative Krankheit, die durch wiederholte Krafteinwirkung auf den Kopf ausgelöst wird.

Bill Belichick, der damalige Trainer der New England Patriots, zeigte sich nach Hernandez' Tod erschüttert über die Geschichte seines ehemaligen Schützlings: "Ein sehr trauriges Ende zu einem sehr traurigen Fall. Es ist eine Tragödie, die viele Leben betroffen hat".

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Stalking, Morddrohungen, ein geklauter Laptop

Doch nicht nur Hernandez kam mit dem Gesetz in Konflikt. Unrühmliche Bekanntheit erlangten auch diverse Teamkollegen - beispielsweise Wide Receiver Chris Rainey, der einer Ex-Freundin per Textnachricht ein Gewaltverbrechen androhte, sie stalkte und deshalb vor Gericht stand. 

Janoris Jenkins, ein Cornerback, der für die New York Giants zum Pro Bowler avancierte, wurde in seiner Zeit am College dreimal für den Besitz von Marihuana verhaftet. 2009 musste er wegen Widerstands gegen den Arrest von der Polizei mit einem Taser gestoppt werden. Teamkollege Carlos Dunlap machte in seiner Gators-Ära betrunken am Steuer seines Fahrzeugs ein Nickerchen.

Aber natürlich waren nicht alle Vergehen der 41 Straftäter ähnlich schwerer Natur. Cam Newton, der als junges Talent auch Teil des Gator-Rosters hinter Starting-Quarterback Tim Tebow war, wurde beispielsweise "nur" der Diebstahl eines Laptops zur Last gelegt.

Eine Tat, nach der Newton laut eigener Aussage zunächst mit seiner Football-Karriere abgeschlossen hatte, die aber letztlich half, sein Leben ins Positive zu verändern.

Der NFL-MVP von 2015 reflektierte das Ganze im November 2017 so: "An diesem Tag hat sich vieles in mir verändert, aus offensichtlichen Gründen", sagte Newton, dreimaliger Pro-Bowler, auf einer Pressekonferenz. "Meine größte Wunde wurde im Grunde genommen zu meinem größten Erfolg."

Der Meistertrainer, für den Erfolg über allem stand

Die hohe Anzahl an Verhaftungen warf rückblickend Fragen bezüglich der Disziplin und Beaufsichtigung innerhalb des Gators-Teams auf, vor allem Head Coach Urban Meyer wurde im Zuge dessen scharf kritisiert. Dem Meisterschaftstrainer wurde vorgeworfen, für sportlichen Erfolg die teils offensichtlichen Probleme seiner Spieler ignoriert zu haben. 

Nachdem der Hernandez-Fall publik wurde, berichteten diverse Medien, dass positive Drogentests des zu der Zeit wohl eindeutig abhängigen Spielers unter den Teppich gekehrt wurden. Meyer dementierte dies, ein fahler Beigeschmack blieb:

"Ich habe gerade eine E-Mail [...] erhalten, in der es um die Anschuldigung geht, dass der Trainerstab mehrere gescheiterte Drogentests vertuscht habe, das entspricht absolut nicht der Wahrheit."

Doch damit nicht genug: Auch wurde vermutet, dass Meyer kaum eine Autoritätsperson darstellte und tatsächlich die Spieler den Ton in der Kabine angaben. Diese Spekulationen stützte ein ehemaliger Gators-Athlet, der unerkannt bleiben wollte, einst im "Orlando Sentinel":

"In den letzten zwei Jahren, in denen er (Urban Meyer, Anm. der Redaktion) dort war, hatten die Spieler die vollständige Kontrolle über die Mannschaft übernommen", so die anonyme Quelle.

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Ein gespaltenes Erbe

Letztlich bleibt das Vermächtnis der 2008er Gators ein zwiespältiges. Auf der einen Seite steht ein historischer Triumph im College-Football, dennoch wird dieser Erfolg immer überschattet werden, von den mit der "Goldenen Generation" verbundenen finsteren Begebenheiten.

2024 hat sich die gesamte Meistermannschaft von 2008 vom American Football verabschiedet, der Großteil direkt nach dem College, einige nach mehr oder minder erfolgreichen NFL-Karrieren.

Urban Meyer hat seine Trainerkarriere nach einem ebenso kurzen wie erfolglosen Engagement als Head Coach der Jacksonville Jaguars im Jahr 2021 beendet - aktuell arbeitet er als Pregame Analyst für Fox Sports. Eine Aufarbeitung seiner umstrittenen Zeit bei den Florida Gators fand bis heute nicht statt.

Wer das Gefühl hat, an einer Depression zu leiden oder sich in einer scheinbar ausweglosen Lebenssituation zu befinden, sollte nicht zögern, Hilfe anzunehmen. Hilfe bieten zum Beispiel auch die Telefonseelsorge in Deutschland unter 0800 111 0 111, das Info-Telefon Depression unter 0800 3344533 oder die Stiftung Deutsche Depressionshilfe auf ihrer Website."

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