Flag Football
Flag-Football-Quarterback Mona Stevens: Diese NFL-Stars werden wir 2028 bei Olympia sehen
- Aktualisiert: 11.11.2023
- 11:26 Uhr
- Kevin Obermaier
Mona Stevens führte die deutsche Frauen-Flag-Football-Nationalmannschaft als Quarterback im vergangenen Sommer zu EM-Bronze. Im Gespräch mit ran erzählt sie von ihren Zielen, ihrem "Fan-Girl-Moment" beim ersten Frankfurt Game - und tippt, welche NFL-Stars 2028 bei Olympia im Flag Football antreten werden.
Das Interview führte Kevin Obermaier
ran: Mona Stevens, was hat sich seit der Bronzemedaille für Sie verändert, vor allem in der medialen Aufmerksamkeit?
Mona Stevens: Die Bronzemedaille und der EM-Sieg der Herren waren so ein bisschen der Kickstart - und dann kam die Kirsche auf der Sahne: die Verkündung, dass Flag Football jetzt olympisch wird. Und das hat natürlich für einen medialen Boom gesorgt. Viele aus dem Tackle-Football haben sich schon gemeldet und gefragt, ob wir noch jemanden brauchen (lacht).
Jeder will jetzt zu Olympia. Viele haben Flag Football vorher belächelt, bis sie es gespielt und gemerkt haben, dass man nicht nur ein bisschen herumrennt und Bälle fängt, sondern dass das hochathletisch ist. Es ist geil, dass die Sportart jetzt so einen Push kriegt!
ran: Lässt sich der Hype auch schon an den Mitgliederzahlen in den Vereinen erkennen?
Stevens: Ja. Du merkst, die Teamstärken werden größer. Wir haben schon sehr, sehr viele Flag-Football-Teams in Deutschland. Auch die Frauenteams werden mehr. Wir hatten vorher nur zwei reine Frauenteams, weil Flag Football darf in Deutschland auch im Mixed gespielt werden, in der 1. Bundesliga sogar. Das ändert sich jetzt ein bisschen: Nächstes Jahr werden fünf bis acht reine Damenteams gemeldet werden. Und das hilft natürlich schon mal ein ganzes Stück.
ran: Wie unterscheidet sich das Spiel eines Quarterbacks im Kontakt-Football von dem eines Quarterbacks im Flag Football - Sie spielen ja beides?
Stevens: Der große Unterschied ist einfach: Das Feld ist im Flag Football kleiner, nur 50 Yards lang. Und wir spielen nur 5-gegen-5. Trotzdem kann es manchmal ganz schön kompliziert werden, wenn man Trickspielzüge einbaut, mit mehreren Quarterbacks spielt. Das Einzige, das wegfällt, ist die Line. Aber alles andere ist genauso actionreich wie im American Football.
ran: Was sind Ihre Vorbilder im Football? Vergangene Woche haben Sie ja Ihr Trikot mit Patrick Mahomes getauscht …
Das Wichtigste zum Flag Football
Stevens: Zufällig genau der (lacht). Als ich hörte, die Chiefs kommen nach Deutschland, war es so ein bisschen mein Ziel, mit Mahomes mein Deutschland-Trikot zu tauschen. Und das hat jetzt geklappt. Das war so ein bisschen mein Fan-Girl-Moment. Jemanden zu treffen, zu dem ich aufschaue, dem ich nacheifere. Da habe ich mich gefühlt wie ein 14-jähriger Teenager.
ran: Ist Olympia 2028 ein Ziel von Ihnen?
Stevens: Absolut. Das Licht am Ende des Tunnels werden die Olympischen Spiele in Los Angeles sein. Ich werde alles dafür tun, erst einmal unser Team dafür zu qualifizieren. Und dann dabei zu sein. Das ist ein absolutes Lebensziel.
ran: Wie realistisch ist eine Qualifikation?
Olympia 2028: Flag Football und Co. - diese Sportarten sind neu im Programm
Stevens: Wir haben dieses Jahr bei der EM Österreich geschlagen - und Österreich wurde bei der letzten Weltmeisterschaft Dritter. Um das mal in Verhältnis zu stellen. Also die Chancen sind da. International liegen die Teams sehr nah beieinander. Dann geht das darum, wer am besten vorbereitet, am besten eingespielt ist, wie gut sich die Athleten persönlich vorbereiten können. Mit diesem Push hoffe ich, dass das jetzt auch bei uns noch ein Level nach oben geht.
ran: Was muss sich Ihrer Meinung nach im deutschen Flag Football noch genau verbessern?
Stevens: Der Weg geht jetzt in die Richtung. Ich hoffe, wir können Flag Football professionalisieren, damit da ein bisschen mehr Unterstützung kommt, auch über Sponsoring. Damit man nicht 40, 45 Stunden arbeitet und dann aber noch morgens und abends ins Training geht, um irgendwie an Olympia teilnehmen zu dürfen.
Wenn das Ziel ist, eine Medaille zu holen - und wir haben Chancen, Männer wie Frauen -, dann hoffe ich da jetzt auf bessere Trainingsmöglichkeiten für die Spieler, mehr Support. Dass das Ganze jetzt ernster genommen wird. Nicht nur im Freizeit-, sondern auch im Profibereich.
ran: Es haben jetzt schon einige NFL-Stars Interesse bekundet, an Olympia 2028 teilzunehmen. Wer, glauben Sie, wird das am Ende tatsächlich durchziehen - auch von den zurückgetretenen Spielern?
Stevens: Tom Brady werden wir nicht sehen, das schon mal vorneweg. Der Trend geht zu athletischen Quarterbacks, auch zu mehreren Quarterbacks, zu zwei bis drei Leuten, die werfen können. Man muss flexibel sein, schnell sein. Fitness ist ein großes Thema. Ich glaube nicht, dass unbedingt aktive NFL-Spieler dort teilnehmen. Aber wenn wir schauen, wer sich in fünf Jahren am Ende seiner NFL-Karriere befindet - ein Tyreek Hill vielleicht?
Spieler, die jetzt viel einstecken müssen, werden dann womöglich ihre NFL-Karriere beenden, aber immer noch athletisch genug sein, um bei Olympia anzutreten. Beim Pro Bowl mussten sie ja sogar das Feld größer machen, weil die Spieler zu schnell waren. Das muss man sich mal geben. Das Team USA ist im Flag Football schon das Nonplusultra - wenn dann noch NFL-Spieler dabei sind, wird es so richtig interessant. Ich lege mich mal fest: Zwei sehen wir mindestens!