NFL - Cincinnati Bengals droht Playoff-Aus: Eine vielsagende Bilanz
Aktualisiert: 08.11.2024
16:36 Uhr
Max Bruns
Die Cincinnati Bengals geben ein fragwürdiges Bild in der laufenden Spielzeit ab. Die Stars suchen derweil nach Erklärungen für den holprigen Saison-Verlauf.
Am Ende überwog die Frustration bei allen Beteiligten der Bengals. Zwar hatte Cincinnati vor allem in Person von Joe Burrow und Ja'Marr Chase eine Wahnsinns-Partie gegen die Baltimore Ravens abgeliefert, doch als Sieger vom Platz gingen die Ravens.
"Wir wussten genau, in welcher Situation wir steckten", sagte Quarterback Burrow, bezogen auf den Versuch der Two-Point-Conversion am Ende der Partie.
Und auch wenn Burrow nur von dieser einen Sequenz sprach, lässt sich der vermasselte Two-Point-Versuch auf die bisherige Bengals-Saison projizieren. Generell ist das sogar beim gesamten Spiel gegen die Ravens der Fall.
Denn die Bengals zeigen in der laufenden Spielzeit eigentlich gute Leistungen, stehen jedoch nach zehn Spielen bei einer Bilanz von lediglich vier Siegen und sechs Niederlagen.
"Es war wie so oft in der aktuellen Saison", haderte Burrow nach der Niederlage und erklärte: "Es gab genügend Chancen, wir haben sie aber nicht genutzt. In den vergangenen Jahren haben wir unsere Plays gemacht, das ist in diesem Jahr nicht der Fall."
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Burrow spricht von "frustrierender Saison"
Auf die Frage, ob es die bislang frustrierendste Zeit bei den Bengals sei, antwortete der Spielmacher kurz und knapp: "Ja, diese Saison ist frustrierend."
Mit einem verwandelten Extrapunkt nach Chases spätem Touchdown wäre das Spiel in die Verlängerung gegangen. Bengals-Head-Coach Zac Taylor ging jedoch ins Risiko, wollte das Spiel unbedingt gewinnen und entschied sich so für den Versuch der Two-Point-Conversion.
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Chase sucht nach Erklärungen
Auch der Star-Receiver war nach dem Spiel bedient und suchte nach einer Erklärung für den holprigen Saisonverlauf. Dabei sah er es ähnlich wie der Quarterback.
"Wir haben ein paar harte Niederlagen in der laufenden Saison eingesteckt. Wir müssen einen Weg finden, die Dinge in diesen Spielen zu Ende zu bringen", sagte Chase.
Bereits Anfang Oktober unterlag Cincinnati den Ravens knapp. Damals setzten sich Lamar Jackson und Co. mit 41:38 in der Verlängerung durch. Jenes Szenario wollte Taylor diesmal verhindern. Das, was dabei herauskam, war jedoch dasselbe: Eine schmerzhafte Niederlage.
Auch gegen die New England Patriots (10:16), Kansas City Chiefs (25:26) und Washington Commanders (33:38) verloren die Bengals ein sogenanntes "One-Score-Game".
Chase: "Hätte ich nicht in Millionen Jahren gedacht"
In den meisten Fällen dieser Niederlagen lieferte die Offense um Burrow und Chase ordentlich ab. Daher weiß auch Chase nicht, wie es überhaupt zu dieser miserablen Bilanz kommen konnte.
"Es ist verrückt, das zu sagen. Nicht in Millionen Jahren hätte ich gedacht, dass Joe und ich so gut spielen und wir dann eine solche Bilanz haben", so Chase ungläubig.
Doch die knappen Niederlagen unterstreichen das, was er und Burrow monieren: Wenn es darauf ankommt, dann sind die Bengals in der laufenden Saison nicht da.
Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die vier Siege, die Cincinnati bislang geholt hat, allesamt Pflichtsiege waren. Denn alle vier gegnerischen Teams stehen derzeit bei einer Bilanz von zwei Siegen und sieben Niederlagen.
10 Gründe, die Cincinnati Bengals zu lieben
Joe Cool, Sean McVays Schüler Zac Taylor und eine märchenhafte Cinderella-Geschichte. ran nennt zehn Gründe, im Super Bowl 2022 am Sonntag ("Countdown zum Super Bowl" - Sonntag ab 20:15 live auf ProSieben MAXX, ab 22.55 Uhr live auf ProSieben und ran.de) und auch sonst zu den Cincinnati Bengals zu halten. Auch interessant: NFL - Baltimore Ravens sweepen Cincinnati Bengals nach nächster epischer Schlacht
Überflügelt der Schüler Zac Taylor den Lehrer Sean McVay?
Für den 38-Jährigen Zac Taylor sind die Cincinnati Bengals die erste Station als Head Coach in der NFL. Nachdem er zunächst als Assistent bei diversen Teams, unter anderem auch bei Sean McVay und den Rams, im Coaching Staff arbeitete, übernahm er 2019 die Rolle des Head Coaches bei den Bengals. Während er in den ersten zwei Jahren lediglich sechs Siege einfahren konnte, führte Taylor die Bengals in diesem Jahr zu einer Bilanz von 10-7 und erstmals seit 31 Jahren wieder zu Playoff-Siegen. Nun greift er nach seinem ersten Super Bowl und könnte dabei seinen ehemaligen Lehrer McVay überflügeln. Vom Assistenten und nach zwei mauen Saisons angezählten Coach zum Super-Bowl-Champ? Genau das richtige für Fans solcher kometenhafter Aufsteiger.
Ein märchenhaftes Comeback
Ein weiterer Grund die Bengals zu unterstützen ist die märchenhafte Entwicklung, welche das Team in dieser Saison nahm. Nachdem sich Quarterback Joe Burrow in seiner Rookie-Saison 2020 eine schwere Knieverletzung zuzog und für den Rest der Saison ausfiel, war nicht abzusehen, wie er von dieser Verletzung zurückkehren würde. Auch der Erstrundenpick von 2021, Ja'Marr Chase, leistete sich dann einige Drops in der Preseason, sodass kaum jemand mit den Bengals in dieser Saison rechnete. Was folgte, war jedoch eine bockstarke Spielzeit des Teams, welches nach einigen starken Spielen nun vollkommen zurecht im Super Bowl steht.
Der Hoffnungsträger Joe Burrow
Rund zehn Monate musste Joe Burrow aufgrund einer 2020 erlittenen Knieverletzung auf seinen Comeback in der NFL warten. Doch dann lieferte "Joe Cool" ab und verwandelte die Bengals in einen Super-Bowl-Contender. Mit 4611 Passing-Yards und 34 Touchdown-Pässen stellte der 25-Jährige neue Franchise-Rekorde auf, dazu war seine Completion-Rate mit 70,4 Prozent erfolgreichen Pässe die höchste aller Quarterbacks in dieser NFL-Saison. Burrow entwickelte sich zu einem der hoffnungsvollsten jungen Quarterbacks der Liga und greift nun als einer von nur sieben Quarterbacks bereits in seinem zweiten Jahr in der NFL nach dem Super Bowl. Und dazu hat er noch verdammt viel Swag.
Das junge Team der Bengals
Du willst ein explosives Team voller Youngster? Die Cincinnati Bengals stellen eins der jüngsten Team der Liga und haben mit ihrer explosiven Offensive bereits einige enge Spiele in dieser Saison gewinnen können. So kommt es, dass von den Schlüsselspielern wie Quarterback Joe Burrow, Running Back Joe Mixon und den Wide Receivern Tee Higgins und Ja'Marr Chase noch keiner älter als 25 Jahre ist und die Bengals sich somit bereits ein exzellentes Grundgerüst für die Zukunft aufgebaut haben. Die jungen Spieler werden durch die Super-Bowl-Teilnahme weiter wachsen und mit den Bengals könnte in den letzten Jahren weiter zu rechnen sein.
Das Ende des ewigen Verliererteams?
Die Bengals sind eines von nur zwölf NFL-Teams, die noch nie einen Super Bowl gewinnen konnten. Zwar standen sie schon zweimal im Super Bowl (Saisons 1982 und 1988), allerdings gingen beide Spiele gegen die San Francisco 49ers verloren. Nun ergibt sich für das Team aus Ohio die große Chance, diesen Makel auszulöschen und mit einem Sieg gegen die LA Rams endgültig Geschichte zu schreiben. Und wer würde nicht gerne einmal das ewige Verliererteam am Ende ganz oben stehen sehen?
Der Glaube der Fans
Als Fan der Cincinnati Bengals hatte man in den letzten Jahren oftmals einen schweren Stand. So verloren die Bengals vor dieser Saison 53 von 78 Partien. Wahrhaft keine einfache Situation für die Fans, die trotz schwierigen Bedingungen weiter an ihrem Team festhielten und nun erstmals seit 31 Jahren wieder mit Playoff-Siegen belohnt wurden. Ein Sieg im Super Bowl würde definitiv für all die Niederlagen der letzten Jahre entschädigen.
Kicker Evan McPherson
Du bist eigentlich Fußball-Fan? Dann sind die Bengals vielleicht wegen ihres Kickers deine Wahl. Wer die Bengals in dieser Saison verfolgt hat, der hat auch mit Erstaunen die Entwicklung von Rookie-Kicker Evan McPherson zur Kenntnis genommen. Der 22-Jährige zeigte keinerlei Nerven in dieser Saison und verwandelte 28 von 33 Field Goals in der Regular Season. Jedoch steigerte sich McPherson in den Playoffs noch einmal und konnte bisher jeden seiner 12 Field-Goal-Versuche verwandeln, darunter zweimal das Game-Winning-Field-Goal gegen die Tennessee Titans und die Kansas City Chiefs. So viele Field Goals in den Playoffs ohne Fehlversuch schaffte in der Geschichte der NFL kein anderer Kicker. Und wer weiß, welche Rolle der Kicker noch im Super Bowl übernehmen wird.
Bengaltiger Who Dey
Schafsbock? Die Bengals haben einen Bengaltiger! Maskottchen Who Dey wurde ausgewählt, um das Team, welches vor den Bengals in Cincinnati Football spielte, zu ehren. Der Name des Maskottchens stammt von dem Schlachtruf der Bengals-Fans, der in früheren Zeiten: "Who Dey think gonna beat them Bengals? Nobody" lautete. Ob der Schafsbock der Rams mit soviel Tradition mithalten kann?
General Manager Mike Brown
Eine weitere Aufsteiger-Geschichte ist die des aktuelle General Managers und Eigentümers der Bengals. Mike Brown übernahm 1991 nach dem Tod seines Vaters die operativen Geschäfte der Bengals und fungierte gleichzeitig als GM. Während der Erfolg in der Anfangszeit noch ausblieb, sehen wir nun, wie die Bengals die Früchte der Arbeit Browns ernten. So wurde mit klugen Draft-Entscheidungen ein junges und vielversprechendes Team geformt, welches nun mit einem Super-Bowl-Triumph Geschichte schreiben könnte. Nach über 30 Jahren als Denker und Lenker der Bengals wäre dies auch für Brown der Höhepunkt seiner Karriere.
Die Cincinnati Bengals sind der Underdog
Warum sollte man immer die Favoriten unterstützen? Die Bengals gehen als Außenseiter in den Super Bowl und werden heiß darauf sein, den Traum der Rams vom Super Bowl Triumph im eigenen Stadion zu zerstören. Mit der Außenseiterrolle kennen die Bengals sich aus, nachdem das Team vor der Saison von zahlreichen Experten abgeschrieben wurde. Der Triumph im Endspiel gegen die Rams wäre die Krönung einer sehr starken Saison des Teams aus Cincinnati.
Sowohl die Carolina Panthers als auch die New York Giants und die Cleveland Browns haben wie die Las Vegas Raiders einen Record von 2-7.
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Bengals: Der Schein trügt
Der Schein trügt also ein wenig - und zwar in beide Richtungen. Denn einerseits holen die Bengals nur gegen schwache Teams ihre Punkte. Andererseits zeigen sie gegen die Top-Teams wie die Ravens anspruchsvolle Leistungen, bei denen sie sich aber nicht belohnen.
Es ist für alle Beteiligten also ein großes Rätselraten, warum es in dieser Saison bislang so holprig läuft. Nichtsdestotrotz richten die Beteiligten ihre Blicke schon wieder nach vorne.
Sieben Spiele stehen noch aus. Allerdings wird es mit einer Top-Platzierung in der AFC North knapp. Nicht nur die Ravens (7-3) stehen vor den Bengals, sondern auch die Pittsburgh Steelers (7-2), gegen die es Anfang Dezember und zum Beginn des neuen Jahres geht.
Immerhin: Der restliche Spielplan gibt auch noch Spiele gegen die Browns, Tennessee Titans oder Dallas Cowboys her. Spiele, in denen die Bengals ihre Punkte holen können. Der Weg führt wohl über die Wild Card.
Chase glaubt an Playoff-Einzug
Daher ist auch Chase optimistisch: "Ja, ich glaube noch an die Playoffs. Wir haben gegen Baltimore wieder einmal gezeigt, zu was wir in der Lage sind. Wir müssen einfach nur unsere Aufgaben zu Ende bringen."
Genau darauf wird es ankommen - gerade in den beiden Spielen gegen die Steelers und am kommenden Spieltag gegen die Los Angeles Chargers.
Denn klar ist: Viele Ausrutscher dürfen sich Burrow, Chase und Co. nicht mehr erlauben. Sonst ist der Traum vom Playoff-Einzug schnell futsch.
Und dann müssten die beiden Bengals-Stars wieder nur über das Negative reden, anstatt sich für ihre Monster-Performances feiern zu lassen.