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Oakland Raiders

Darren Waller von den Oakland Raiders: Vom Junkie zum NFL-Superstar

  • Aktualisiert: 19.12.2019
  • 19:17 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago images/ZUMA Press

Darren Waller schien ein gescheitertes Football-Talent zu sein und wurde wegen Drogenkonsums mehrfach gesperrt. In dieser Saison entwickelte er sich bei den Oakland Raiders überraschend zu einem der besten Tight Ends der NFL.  

Oakland/München - Wenn Dorian und Charlena Waller auf der Tribüne sitzen und ihren Sohn Darren im Dress der Oakland Raiders herumflitzen und Bälle fangen sehen, sind sie gleich in mehrfacher Hinsicht stolz. Einmal natürlich, weil Darren Waller zu den großen Durchstartern der Saison zählt. Mit 1001 Receiving-Yards ist er nach Travis Kelce von den Kansas City Chiefs der zweiteffektivste Tight End der NFL. 

Noch wichtiger dürfte für seine Eltern allerdings sein, dass sich der 27-Jährige aus seiner persönlichen Lebenskrise befreien konnte. Waller war jahrelang drogenabhängig, galt als gescheitertes Ausnahmetalent und drohte in der Versenkung zu verschwinden, bis ihm dann unerwartet die Kehrtwende gelang. "Wir haben gesehen, wie das Licht in den Augen unseres Sohnes zurückgekehrt ist", sagte sein Vater Dorian gegenüber "ajc.com".

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Schmerzmittel aus dem Medizinschrank waren der Anfang

Gemeint ist das Funkeln in den Augen, das mit der Zunahme der Drogenprobleme immer weiter verschwand. Waller spielte noch an der North Cobb High School in Atlanta, als er erstmals mit unerlaubten Substanzen in Kontakt kam. Er und ein guter Freund nahmen heimlich ein starkes Schmerzmittel aus dem Medizinschrank dessen Mutter – ein einschneidendes Erlebnis.

2012 erfolgte der Sprung ans College zu den Georgia Tech Yellow Jackets. Die Drogenprobleme nahmen zu. Nicht nur Schmerzmittel, sondern auch Marihuana waren seine Laster. Später kamen Pillen und Kokain hinzu. "Ich dachte nicht, dass ich ein Problem hätte", erinnert er sich. "Ich habe das immer vor mir selbst gerechtfertigt: Ich bin ein Footballspieler der Division I und erhalte eine erstklassige Ausbildung. Warum sollte ich süchtig sein?"

Blickt er aber heute zurück, realisiert er die Folgen des Drogenkonsums: "Mir war nicht klar, wie die Beziehung zu meiner Familie dadurch kaputt ging. Ich driftete immer weiter von den Menschen ab, mit denen ich eng verbunden war, einfach weil ich so egozentrisch war und hoch hinaus wollte."

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Sein Drogenkonsum blieb nicht unentdeckt. Am College wurde er gleich zwei Mal gesperrt und musste eine ambulante Therapie machen. Einsichtig war er allerdings nicht. "Ich hatte eher das Gefühl, dass die Leute es auf mich abgesehen haben", sagt er.

Seine Zahlen am College waren nicht so beeindruckend, dass er automatisch in den Blickpunkt der NFL-Teams geriet. Damals noch als Wide Receiver eingesetzt, hatte er in drei Spielzeiten insgesamt 971 Receiving-Yards zu verbuchen. Es war wohl eher der Mix aus Größe (1,98 Meter), Geschwindigkeit und physische Power, die das Interesse einiger Teams weckte. Die Baltimore Ravens wählten ihn im Draft 2015 in der 6. Runde an Position 204 aus.    

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Waller gesteht: Ich war jeden Tag high

Wer nun aber denkt, dass sein erster Profivertrag ihn dazu veranlasste, seinen Lebensstil zu ändern, liegt völlig daneben. Es wurde sogar noch schlimmer. "Ich habe mental nicht mehr funktioniert. Ich war jeden Tag high. Ich nahm alles, was ich in die Finger bekam", gibt er heute zu. 2015 verpasste er verletzungsbedingt einen Großteil der Saison und fing in sechs Spielen lediglich zwei Pässe. 2016 wurde er bei einem Drogentest erneut überführt und für die ersten vier Spiele gesperrt.

Über Konsequenzen hatte er nicht nachgedacht. Oder besser gesagt: sie waren ihm egal. Die Lust, Football zu spielen oder überhaupt sein Leben in den Griff zu bekommen, nahm rapide ab. In der Saison 2017 wurde er erneut des Drogenkonsums überführt und für die komplette Saison gesperrt.

Die Reaktion von Waller? Er nahm weiter Drogen – mehr und immer mehr. So lange, bis es zu einem einschneidenden Erlebnis kam: Der Passempfänger saß in seinem Auto, das er in einer Tiefgarage eines Einkaufszentrums in Baltimore geparkt hatte. Auf der Straße hatte er sich zuvor ein paar Pillen gekauft, die er einschmiss.

Doch die Wirkung war anders als sonst. Waller hatte das sichere Gefühl, dass die Pillen vermischt wurden – möglicherweise mit dem teilweise tödlichen Schmerzmittel Fentanyl. Fünf Stunden saß er bewegungslos im Auto und hatte Angst. So sehr, dass endlich ein Umdenken stattfand und er eine Entzugstherapie in Angriff nahm.

Drogen-Reha und Nebenjob im Supermarkt

Die Baltimore Ravens halfen ihm dabei. Sie finanzierten ein teures Reha-Programm, welches sich die Familie ansonsten nicht hätte leisten können. Seine Mutter sagt: "Das hat ihm das Leben gerettet." Ein Teil des Programms bestand darin, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Weil dies in der NFL aufgrund der Sperre und seines körperlichen Zustandes nicht möglich war, arbeitete er in einem Supermarkt.

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"Das war hart", sagt er über diese Erfahrung. "Ich habe Leute von der High School und vom College getroffen und die sagten: Oh, wow, du arbeitest hier, das wusste ich nicht. Ich konnte in ihrem Ausdruck gesehen, dass sie dachten: Wie bist du denn hier gelandet?"

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Jon Gruden lobt: Der beeindruckendste Athlet der Liga

Eine Frage, die ihn heute keiner mehr stellen würde. Nach dem Abschluss der Reha ging es nämlich steil bergauf. Waller wurde 2018 in das Practice Squad der Ravens aufgenommen. Dort wurden dann Trainer der Oakland Raiders auf ihn aufmerksam.

"Vom ersten Tag an, als wir ihn sahen, dachte ich, er sei der beeindruckendste Athlet in diesem Team", erzählt Head Coach Jon Gruden. "Und jetzt, nach einem Jahr, kann ich sagen, dass er der beeindruckendste Athlet ist, den ich in dieser Liga gesehen habe."

Ende November 2018 wechselte er zu den Oakland Raiders, wo er in dieser Saison phänomenal durchgestartet ist. Nun ist er ein Vorbild für viele Menschen, die ebenfalls von Drogenproblemen betroffen sind. "Viele Leute schreiben mir, dass ich sie dazu inspiriert habe, sauber zu werden", sagt er.

Alleine schon dies motiviert ihn, seinen erstaunlichen Weg weiterzugehen.

Oliver Jensen

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