Super Bowl LV am Sonntag, ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de
Die angeschlagene O-Line der Kansas City Chiefs: Höllenaufgabe für den "Next man up"
- Aktualisiert: 03.02.2022
- 17:57 Uhr
- ran.de / Rainer Nachtwey
Die Kansas City Chiefs müssen im Super Bowl LV gegen die Tampa Bay Buccaneers (So., ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de) mal wieder auf eine neue Kombination mit Ersatzmännern in der O-Line setzen. Allerdings machen sie das schon die gesamte Saison.
München/Kansas City - Vielleicht sollte Jason Pierre-Paul mal bei Andy Reid nachfragen.
Der Coach der Kansas City Chiefs bezeichnet denjenigen - von dem JPP nicht wusste, wer er ist - als den "Rotbärtigen mit dem Messer zwischen den Zähnen".
"Mir gefällt, was Coach Reid gesagt hat", sagt Remmers, nachdem er auch von der leicht überheblich klingenden Frage des Buccaneers-Linebackers gehört hatte, wer denn dieser Remmers sei.
Aber wer ist denn dieser Mike Remmers bei den Kansas City Chiefs überhaupt, der jetzt im Super Bowl steht und auf den eigentlich nur aus einem bestimmten Grund die Augen gerichtet sind?
"Ich bin einer, der sich tagtäglich den Hintern aufreißt und versucht, seinen Job zu machen", antwortet der Offensive Lineman.
Vom Ersatzmann zum wichtigsten Teil der O-Line
Remmers wird im Super Bowl gegen die Tampa Bay Buccaneers (So., ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de) die Position des Left Tackles bekleiden. Er beschützt die "Blind Side" von Quarterback Patrick Mahomes. Gegen - unter anderem - Tampa Bays Pass Rusher Jason Pierre-Paul.
Die perfekte Motivation also, die herabwürdigende Äußerung des Gegners zu hören? Nein. "Wenn ich im Super Bowl noch extra Motivation bräuchte, wäre ich falsch hier", sagt Remmers.
Zumal die Motivation des rotbärtigen 1,96 Meter-Riesen eine ganz andere sein dürfte. Seinen Job zu erledigen, wie er es gesagt hat, um endlich den Super Bowl zu gewinnen. Denn im Vorjahr gehörte Remmers noch nicht zu der so starken O-Line der Chiefs, die gegen die San Francisco 49ers erfolgreich war.
Auch zu Beginn der Saison war dem nicht so. Er war nur Ersatzmann. Dann brach jedoch erst Mitchell Schwartz weg, Remmers ersetzte ihn als Right Tackle, jetzt im AFC Championship Game gegen die Buffalo Bills auch noch Left Tackle Eric Fisher.
"Next man up" seit der Vorbereitung
Remmers wechselt daher de Seite, auf seine bisherige Position rückt Andrew Wylie. Eigentlich Guard. "Was soll ich sagen. Wir sind die O-Line. Bei uns herrscht eine 'Next man up'-Mentalität", sagt Wylie.
Mit diesem "Der nächste" sind die Chiefs um Head Coach Reid und Offensive-Line-Coach Andy Heck gut gefahren.
"Es ist doch ganz normal, dass du nicht 17 Saisonspiele und drei Playoffspiele mit der gleichen Kombination durchspielen kannst", meint Heck. "Du musst immer wieder rotieren. Ob rechter Tackle oder linker Guard, du musst deine Blocks setzen."
Und so gingen die Chiefs auch in die Saison. In der Corona-bedingten kurzen Vorbereitung probte der Titelverteidiger bereits alle möglichen Kombinationen. "Die Jungs haben gefühlt schon alles gesehen, alles gespielt", führt Heck weiter aus.
Und Remmers meint: "Für einen O-Liner wie mich ist es besonders wichtig, verschiedene Positionen zu spielen. Links, recht, Tackle, Guard, Center. Es kommt immer wieder vor, dass der Coach die Line durcheinanderwürfeln muss."
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16 verschiedene O-Line Kombinationen in 20 Spielen
Bei den Chiefs in dieser Saison besonders häufig. In 17 Saisonspielen waren es 13 verschiedene Kombinationen.
Nachdem Laurent Duvernay-Tardif bereits vor der Saison die Covid-Option nutzte, die Spielzeit auszusetzen und stattdessen in seiner Heimat Kanada als angehender Arzt zu arbeiten, erwischte es verletzungsbedingt noch Kelechi Osmele, Schwartz und zuletzt Fisher langfristig. Abgesehen von den kleineren Blessuren anderer zwischendurch.
Auch in den bisherigen zwei Playoffspielen war es jeweils eine andere Formation, verletzungsbedingt. Auch im dritten Spiel, dem Super Bowl wird es aufgrund des Ausfalls von Fisher nicht der Fall sein.
Top 5 Wert bei Sacks der Gegner
Umso überraschender ist es, dass die Chiefs Quarterback Mahomes so gut beschützen. 24 Sacks, das ist ein Top-5-Wert in der NFL. Weniger kassierten nur die Pittsburgh Steelers mit 14, Green Bay Packers und Indianapolis Colts mit 21 sowie Super Bowl-Gegner Tampa Bay mit 22.
Zwei der 24 Sacks gingen allerdings auf das Konto der Bucs-Pass Rusher Ende November, als die Chiefs sich mit 27:24 durchsetzten. Und da stand auch noch der ehemalige Nummer-1-Pick Fisher an Mahomes' Blind Side.
Und wie es um die Quarterback-Jagd-Qualitäten der Buccaners bestellt ist, bekamen die Packers im NFC Championship Game zu spüren. In der Saison noch die Nummer 2 mit nur 21 Sacks, ließ Green Bays O-Line durch Shaquil Barrett und Jason Pierre-Paul fünf Sacks an Aaron Rodgers zu.
Auch den Packers fehlte mit David Bakhtiari der etatmäßige linke Tackle.
Druck durch die Mitte, Speed von außen
Für die Chiefs O-Line bestehend aus Right Tackle Wylie,Right Guard Stefan Wisniewski, Center Austin Reiter, Left Guard Nick Allegretti und Left Tackle Remmers geht es nun gegen die gefürchtete Front Seven der Buccaneers um Nose Tackle Vita Vea, Defensive End Ndamukong Suh und die Outside Linebacker Barrett und Pierre-Paul.
Wylie weiß, was auf ihn zukommt: "Sie machen enormen Druck durch die Mitte und von außen kommen sie mit unglaublichem Speed angeflogen. Das wird eine Höllenaufgabe für uns."
Wegen Mahomes in Kansas City
Allerdings sind sich Wylie und Remmers auch eines Vorteils bewusst: Patrick Mahomes.
"Er macht uns die Arbeit als O-Line unglaublich einfach. Es heißt immer: eine gute O-Line macht dem Quarterback die Arbeit einfach, aber andersherum ist es auch so", sagt Remmers, der 2016 mit den Carolina Panthers und Cam Newton im Super Bowl stand.
"Patrick ist der Grund, warum ich nach Kansas City gekommen bin, mit ihm wollte ich mal zusammenspielen", ergänzt Remmers. Jetzt spielt er mit ihm auf der größten Bühne. Nicht als Backup, als Starter. An seiner Blind Side.
Eine größere Aufgabe gibt es für den bei JPP unbekannten "Next man up" nicht.
Rainer Nachtwey
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