American Football live auf ProSiebenMAXX und ran.de
Eagles-QB Hurts erhält Rekordvertrag: Was bedeutet das für Burrow, Herbert, Jackson und Co.?
- Aktualisiert: 20.04.2023
- 10:53 Uhr
- ran.de
Jalen Hurts ist der neue Bestverdiener in der NFL. Mehr als 51 Millionen Dollar im Jahr sackt er durchschnittlich ein. Doch was bedeutet das für den kommenden Spielmacher-Markt und vor allem für die Quarterbacks aus dem Jahrgang 2020?
Von Kai Esser
Dass Jalen Hurts eine saftige Vertragsverlängerung kriegen würde, war klar. Lange bevor er diese nun offiziell unterschrieben hat.
Dass er jedoch der erste Quarterback aus dem Pool der Wartenden ist, überrascht ein wenig. Genauso wie der Zeitpunkt. Erst seit wenigen Wochen darf überhaupt verhandelt werden. Die Philadelphia Eagles und Hurts waren also offenbar recht schnell recht nah beieinander.
- NFL Offseason 2023: Von der Free Agency bis zum ersten Saisonspiel - Fahrplan mit wichtigen Terminen
Doch was bedeutet der Deal über mehr als 51 Millionen Dollar jährlich für die noch in besagtem Pool befindlichen Freischwimmer? Namentlich Lamar Jackson, Joe Burrow, Justin Herbert und Tua Tagovailoa. Für jeden der vier Genannten ist die Situation nämlich eine andere.
Joe Burrow: Das Warten kann teuer werden
2020 war Burrow der erste Pick im Draft. Beim denkwürdigen Corona-Draft-Prozess aus Commissioner Roger Goodells Keller war er der erste Name, der vorgelesen wurde. Die Cincinnati Bengals holten sich ihren Franchise-Quarterback, der sogar gebürtig aus Ohio kommt und wenige Stunden von Cincinnati aufgewachsen ist.
Burrow und die Bengals, das passt wie die Faust auf's Auge. Nicht nur wegen der Hintergrund-Geschichte, auch sportlich. Erlitt er in seinem ersten Jahr noch eine schwere Knieverletzung, führte "Joey B" sein Team im zweiten Jahr gleich in den Super Bowl. 2022 scheiterten sie nur ganz knapp an den Kansas City Chiefs im AFC Championship Game.
Dementsprechend waren die Verantwortlichen der Bengals wohl wenig begeistert, als sie auf ihren Smartphones eine Push-Benachrichtigung über den Hurts-Vertrag erhielten. Denn Burrow und sein Agent wissen, dass die Bengals ihnen vermutlich bezahlen werden, was sie fordern, solange es im erklärbaren Rahmen ist.
Und das möglichst schnell, wenn es nach den Bengals geht. "Ich weiß nicht, in welchem Tempo. Aber ich weiß, dass wir etwas Zustande kriegen werden", erklärte Katie Blackburn, Vizepräsidentin der Bengals, in diesem Zusammenhang.
Mit Blick auf Hurts Vertrag könnten sie, vereinfacht und stumpf gesagt, sagen: "Wir wollen das was der bekommt und noch ein bisschen mehr." Schließlich spielt Burrow auf einem noch höheren Level als Hurts. Und je länger man in Cincinnati wartet, desto höher ist die Gefahr, dass weitere Verträge von vergleichbar guten Spielern zuerst geschlossen werden... ran-Prognose: 55 Millionen Dollar im Jahr.
Justin Herbert: Enormes Potential ... und dann?
Der zweite Quarterback, der im Draft 2020 ausgewählt wurde, war Justin Herbert. Er schloss sich den Los Angeles Chargers an.
Jene Chargers sind dafür bekannt, meistens "ganz gut" zu sein, aber nie wirklich top. Das sollte sich mit dem ehemaligen Oregon Duck ändern - hat es bisher jedoch nicht. Seine Bilanz in 49 NFL-Spielen liegt bei 25-24. Das schreit geradezu nach Durchschnitt.
Externer Inhalt
Allerdings gehört zur ganzen Wahrheit auch: Von diesen 49 Spielen hätten die Chargers weitaus weniger gewonnen, wäre Herbert nicht gewesen. Sein Arm-Talent sieht jeder, der weiß, dass der Ball eiförmig ist. Seine manchmal noch immer dummen Fehler werden sich mit der Erfahrung und mit gezieltem Coaching legen.
Das Totschlag-Argument aus Berater-Sicht ist jedoch: Was wollen die Chargers machen, sich etwa einen neuen Quarterback suchen? Viel Erfolg dabei, jemand auch nur ähnlich talentiertes zu finden. Allerdings gibt ihnen der Hurts-Vertrag auch die Möglichkeit zu sagen: "Wir können dir nicht so viel wie jemand geben, der die schon in den Super Bowl geführt hat." ran-Prognose: 46 Millionen Dollar im Jahr.
Tua Tagovailoa: Verfügbarkeit ist die beste Fähigkeit
Nur eine Stelle hinter Justin Herbert wurde Tua Tagovailoa gedraftet. Die Miami Dolphins benutzten ihren Pick an Nummer sechs, um sich mit dem Hawaiianer zu verstärken.
Seitdem polarisiert Tua. Nicht etwa wegen seiner Person, sondern wegen seiner Leistungen. Während die eine Seite einen guten bis sehr guten Starting Quarterback in der NFL sieht, ist Tua für die andere Seite höchstens durchschnittlich. Die Zahlen sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache: Mit einem Passer Rating von 105.5 und rund 3.500 Yards bei 25 Touchdowns in 13 Spielen kann man ihm nichts vorwerfen.
Allerdings ist hier der Knackpunkt: Tua kann nicht gesund bleiben. Bereits 2021 verpasste er verletzungsbedingt drei Spiele. 2022 waren es, inklusive Playoffs, sogar vier Spiele. Nicht grundlos versuchten die Dolphins Tua nach nur zwei Saisons illegalerweise mit dem 45-jährigen Tom Brady zu ersetzen. Nicht gerade ein Vertrauensbeweis seitens des Front Office.
Tuas Berater dürfte auch deutlich weniger sogenannte "Leverage" bei den Verhandlungen haben. Mehrere dutzende Millionen pro Jahr für einen Quarterback, der wegen seiner vielen Gehirnerschütterungen laut Ärzten näher am Karriereende als am Einzug in den Super Bowl steht, dürfte kein Team bezahlen. Die Dolphins können warten und gemütlich auch die Fifth Year Option ziehen. ran-Prognose: Kein Vertrag in diesem Sommer.
Lamar Jackson: Die Posse ins Ungewisse
Das Theater um Lamar Jackson ist bekannt und muss nicht neu erzählt werden. Während der Quarterback offenbar einen vollgarantierten Vertrag in den Dimensionen von Deshaun Watson (230 Millionen, vollgarantiert) haben will, weigern sich die Baltimore Ravens, ihm diese Summe zu bezahlen.
Jackson ist der einzige aus der Liste, der nicht 2020 in die Liga gekommen ist. Bereits 2018 wurde er an 32. Stelle von den Ravens ausgewählt. Das bedeutet, dass bereits 2021 eine Verlängerung möglich gewesen wäre - Stichwort "wäre".
Zwar hat Baltimore kürzlich mit Odell Beckham Jr. einen Wunschspieler von Jackson verpflichtet, die Wogen dürfte das jedoch nicht auf einmal geglättet haben. Bereits Anfang März forderte er einen Trade, was er medienwirksam Ende März verkündete. "Die Ravens haben kein Interesse daran, meinen Wert vertraglich festzuhalten", twitterte Jackson. Dabei muss er gar keinen Trade fordern, sondern kann als Spieler unter dem Non-exclusive Franchise Tag verhandeln, mit wem er will.
Dass sich Jackson mit irgendeinem Team in den kommenden Wochen einig wird, scheint beinahe ausgeschlossen. Ob er tatsächlich, wie Le'Veon Bell 2018, diese Saison aussitzt, ist auch noch offen. ran-Prognose: Kein Vertrag in diesem Sommer.
Jalen Hurts' Vertrag: Was bedeutet es für die anderen Quarterbacks?
Der Markt für Quarterbacks ist bereits seit längerem explodiert. 2016 noch war ein gewisser Andrew Luck mit rund 25 Millionen Dollar der bestbezahlte Spielmacher der Liga.
Luck galt als Talent, welches einmal alle paar Jahre in die Liga kommt. Mittlerweile bekommt - bei allem Respekt vor ihm - ein Spieler wie Daniel Jones einen Vertrag über 40 Millionen im Jahr. Logisch: Steigende Einnahmen, steigende Inflation und steigender Cap Space bedeutet auch steigende Gehälter.
So viel Geld, wie die Liga weiterhin abwirft, ist das auch noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. "Das ist super für unsere Position", sagte Patrick Mahomes nach der Vertragsverlängerung von Hurts. Logisch, auch er dürfte bereits seinen nächsten Vertrag im Sinn haben. Als Posterboy der NFL dürfte der, sobald er ansteht, alles bisherige in den Schatten stellen.
Und mit Trevor Lawrence von den Jacksonville Jaguars sowie Justin Fields von den Chicago Bears stehen schon die nächsten Hoffnungsträger ihrer jeweiligen Franchise bereit, in 2024 dann gehörig abzukassieren.