Klage von Brian Flores: Stephen Ross droht Verlust der Miami Dolphins
- Aktualisiert: 14.02.2022
- 16:55 Uhr
- ran.de
Ex-Miami-Dolphins-Coach Brian Flores sorgt mit einer fast 60 Seiten langen Anklage gegen die NFL und mehrere Teams für Aufsehen. Neueste Entwicklung: Stephen Ross droht laut Ian Rapoport der Verlust der Miami Dolphins.
München - Anfang Januar, nach dem Ende der Regular Season, musste Brian Flores seinen Posten als Head Coach räumen. Zwar hatte er die Miami Dolphins zum zweiten Mal in Folge zu einer positiven Bilanz gecoacht, zum zweiten Mal in Folge reichte es aber auch nicht für die Playoffs.
Am Black Monday war Schluss. Die Franchise aus Florida entband den 40-Jährigen von seinen Aufgaben - sehr zum Schock seiner Spieler und zur Überraschung vieler Experten.
Wenige Wochen später sorgt Flores nun erneut für Schlagzeilen. Und das nicht zu knapp.
Am Dienstag reichte er bei einem Bezirksgericht in Manhattan eine 58 Seiten lange Klage ein. Beschuldigte darin: die NFL und drei ihrer Teams. Diese sollen Flores und viele andere schwarze Trainer-Kollegen aus rassistischen Gründen diskriminieren und ihnen Positionen als Cheftrainer, Offensiv- und Defensivkoordinatoren und General Manager verweigern.
Was aber wirft Flores den einzelnen Parteien genau vor? ran hat die Hauptanklagepunkte zusammengefasst. Die neueste Entwicklung: Stephen Ross droht laut Ian Rapoport der Verlust der Miami Dolphins.
NFL
Der NFL selbst wirft Flores vor allem "systemischen Rassismus" vor. Laut Anklageschrift sei die Liga "in gewisser Weise rassistisch getrennt und wird wie eine Plantage geführt".
Und weiter: "Die 32 Eigentümer - von denen keiner schwarz ist - profitieren im Wesentlichen von der Arbeit der NFL-Spieler, von denen 70 Prozent schwarz sind. Die Eigentümer sehen sich die Spiele von ihren Luxuslogen in den NFL-Stadien aus an, während ihre mehrheitlich schwarzen Mitarbeiter jeden Sonntag ihren Körper aufs Spiel setzen, böse Schläge einstecken und schwere Verletzungen an Körper und Hirn erleiden, während die NFL und ihre Eigentümer Milliarden von Dollar einnehmen."
Externer Inhalt
New York Giants
Den New York Giants wirft der 40-Jährige "Scheininterviews" vor. So soll er zu einem Abendessen und einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden sein, obwohl der Cheftrainer-Posten bereits längst an Brian Daboll vergeben wurde. Laut Flores wollten sich die Giants lediglich formell an die Rooney Rule halten, eine echte Chance auf den Posten hatte er seiner Meinung nach aber nie.
Zur Erklärung: Die Rooney Rule regelt, dass die Franchises auch Kandidaten aus ethnischen Minderheiten interviewen müssen, wenn ein Posten frei ist.
Aufgeflogen ist das "Scheininterview" demnach nur, weil Trainer-Legende Bill Belichick Brian Flores zum neuen Job gratulierte - drei Tage, bevor dieser überhaupt sein Bewerbungsgespräch hatte. Der Head Coach der New England Patriots soll Flores dabei mit Brian Daboll verwechselt haben. Screenshots der Konversation finden sich in der Anklageschrift.
Denver Broncos
2019 soll sich Flores bei den Denver Broncos um den Posten als Head Coach beworben haben. Der damalige General Manager John Elway soll zum Gespräch nicht nur mit einer Stunde Verspätung, sondern auch verkatert erschienen sein. Demnach habe dieser in der Nacht zuvor "viel getrunken".
Laut Anklageschrift sei bereits aus dem Gespräch hervorgegangen, "dass Herr Flores nur wegen der Rooney Rule interviewt wurde."
Miami Dolphins
Krasse Anschuldigungen erhebt Flores auch gegen seinen bisher letzten Arbeitgeber.
Zum einen wirft er der Franchise um Owner Stephen Ross vor, ihm bereits kurz nach seiner Einstellung 100.000 US-Dollar für jede Pleite angeboten zu haben, um am Ende der Saison möglichst schlecht dazustehen und den höchstmöglichen Draft-Pick zu erhalten - Stichwort Tanking. Als die Dolphins in der Folge aber Spiele gewannen, soll Ross "sauer" gewesen sein.
Vor allem die Anschuldigung in Richtung Tanking könnten für die Dolphins noch weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Laut Ian Rapoport ist im schlimmsten Fall sogar möglich, dass Dolphins-Owner Ross sein Team verliert, sollten die Anschuldigungen von Flores bewiesen werden.
"In Bezug auf die Anschuldigungen von Brian Flores bin ich ein Mann von Ehre und Integrität und kann sie nicht stehen lassen, ohne zu antworten", erklärte Ross zuletzt in einer Stellungnahm, "ich nehme persönlich großen Anstoß an diesen böswilligen Angriffen und die Wahrheit muss bekannt werden. Seine Anschuldigungen sind falsch, böswillig und verleumderisch. Wir verstehen, dass es Medienberichte gibt, die besagen, dass die NFL beabsichtigt, seine Behauptungen zu untersuchen, und wir werden uneingeschränkt kooperieren. Ich begrüße diese Untersuchung und ich bin bestrebt, meine persönliche Integrität sowie die Integrität und die Werte der gesamten Miami-Dolphins-Organisation gegen diese unbegründeten, unfairen und herabsetzenden Behauptungen zu verteidigen."
Zum anderen behauptet Ex-Dolphins-Coach Flores, der Team-Eigentümer habe ihn auf dessen Jacht unter Druck gesetzt, einen prominenten Quarterback zu verpflichten. Dabei soll es sich um Tom Brady gehandelt haben.
Das Problem: Zu dieser Zeit war der nun zurückgetretene Spielmacher aber noch in New England unter Vertrag und demnach kein Free Agent. Verhandlungen mit ihm wären also verboten gewesen. Als sich Flores weigerte, führte dies laut den Anwälten zu Verachtung.
Forderungen
In Flores' Klage finden sich aber nicht nur Beschuldigungen gegen die NFL und die genannten Teams, der frühere Coach und seine Anwälte fordern auch eine Reihe von Änderungen. Beispiele:
- Die Einrichtung und Finanzierung eines Komitees, das sich mit der Suche nach schwarzen Investoren befasst, die Mehrheitseigentümer eines NFL-Teams werden sollen.
- Schwarzen Trainern sollen mehr Vorstellungsgespräche für GM-, Head Coach- und Coordinator-Posten ermöglicht werden.
- Teams sollen verpflichtet werden, schriftlich zu begründen, warum sie einen Trainer entlassen oder einstellen.
- Die Schaffung und Finanzierung eines Trainingsprogramms für schwarze Coaches auf niedrigen Ebenen, damit diese in Richtung Coordinator-Posten aufsteigen können.
- Die Schaffung von Anreizen für die Einstellung schwarzer GMs, Head Coaches und Koordinatoren durch Geld, Draft-Picks oder Entschädigungen anderer Art.
- Vollständige Transparenz der Gehälter der genannten Positionen.
Flores ist sich indes nicht sicher, ob er sich mit seiner Anklageschrift nicht selbst geschadet hat. "Bei meiner Entscheidung, heute die Sammelklage einzureichen, ist mir klar, dass ich damit möglicherweise meinen Trainerjob in diesem Sport, den ich so sehr liebe und der so viel für meine Familie und mich getan hat, aufs Spiel setze", erklärte er.
Dennoch könnte es schon bald mit einem Job klappen. So wurde Flores am Dienstag von den New Orleans Saints für die Nachfolge von Sean Payton interviewt, bei den Houston Texans wurde er sogar schon zweimal vorstellig.
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