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New England Patriots: Bill Belichick will mit Kraft-Kritik von eigenem Versagen ablenken - Ein Kommentar
- Aktualisiert: 07.07.2023
- 13:55 Uhr
- ran.de / Leopold Grünwald
Auf seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz beschwerte Head Coach Bill Belichick sich über zu geringe Ausgaben der New England Patriots. Die Retourkutsche von Owner Robert Kraft folgt nun mit Verzögerung. Belichicks Aussagen erwecken den Eindruck eines Ablenkungsmanövers. Ein Kommentar.
von Leopold Grünwald
Normalerweise vermeidet Bill Belichick es ja lieber als Stichwortgeber für die Medien zu fungieren.
Doch auf seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz vor einigen Monaten hatte er ziemlich unverhohlen Kritik an Robert Kraft, dem Eigentümer der New England Patriots, geübt.
Das Team gebe seit dem Abgang von Tom Brady zu wenig Geld aus, so der Tenor seiner Aussage.
Dass Kraft sich nun bei "NBC" gegen die Behauptung seines Head Coaches wehrt, ist absolut verständlich, denn der Eindruck drängt sich auf: Belichick versucht von seinem eigenen Versagen abzulenken.
Entfremdungsprozess mit Brady wird von verheerendem Receiving Corps gekrönt
Seit dem Gewinn des Super Bowls in der Saison 2018/19 ist das Team von Belichick mehr oder weniger zugrunde gewirtschaftet worden.
Bradys Wechsel zu den Tampa Bay Buccaneers vor der Saison 2020/21 war ein jahrelanger Entfremdungsprozess vorausgegangen.
Dieser wurde in dessen letzter Spielzeit bei den Patriots von einem verheerend schlecht-besetzten Receiving Corps gekrönt.
Ein 33-jähriger Julian Edelmann in seiner vorletzten Saison war damals noch die gefährlichste Option, die Belichick seinem verdienten Quarterback zur Verfügung stellte.
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Belichicks mit katastrophaler Draft-Bilanz
Mit ein Grund dafür, dass es so weit kam und bis zuletzt kaum besser aussah, ist der Umstand, dass die Draft-Bilanz des Head Coachs eine echte Katastrophe ist.
N'Keal Harry erwies sich 2019 als vollkommene Verschwendung eines Erstrundenpicks, obwohl unter anderem mit Deebo Samuel, A. J. Brown und D. K. Metcalf mehrere absolute Superstars der heutigen NFL verfügbar waren.
Generell hat Belichick seit Rob Gronkowski im Jahr 2010 bei 52 Versuchen genau ein Offense-Talent ausgewählt, das für die Patriots eine Pro-Bowl-Nominierung erhielt: Mac Jones.
Genau der Spieler dessen Karriere aufgrund der von Belichick betriebenen Vetternwirtschaft in der vergangenen Saison eine ordentliche Delle wegstecken musste, da der Head Coach sich einbildete, die Position des Offensive Coordinator unbedingt mit Matt Patricia besetzen zu müssen.
Belichicks fahrlässiger Umgang mit Mac Jones
Dass die Offense unter dem in Detroit krachend gescheiterten 48-Jährigen keine Wunderdinge vollbringen würde, dürfte vorab sonst jedem klar gewesen sein, zumal Patricia eigentlich Spezialist für die Defensive ist.
Doch Belichick scheint versessen darauf zu sein, nicht mehr mit Menschen zusammen zu arbeiten, die er nicht schon kennt und verzichtet dafür auf neue Impulse.
Die Defense ist zwar nach wie vor eine Bank, aber mit der jungen Karriere des etatmäßigen Brady-Erben Jones so umzugehen, ist schlichtweg fahrlässig.
Der Anteil des Head Coaches an der Bilanz von 25 Siegen und 25 Niederlagen in den vergangenen drei Jahren ist nicht zu übersehen.
Belichick gehen die Argumente aus
Seine Kritik an der von ihm selbst mitbestimmten Finanzpolitik ist daher weder ehrlich noch angebracht.
Wenn Belichick den Eindruck verhindern möchte, dass ausgerechnet er sich als "Mr. Accountability" aus der Verantwortung stehlen möchte, muss er kommende Saison dringend wieder Erfolge einfahren.
Andernfalls gehen dem erfolgreichsten Coach der NFL-Geschichte langsam die Argumente für eine Weiterbeschäftigung in New England aus.