NFL 2024
NFC North im Division Check: Lions voll auf Angriff, Vikings im Übergangsjahr
- Aktualisiert: 04.09.2024
- 09:27 Uhr
- Jan Horstkötter
Kurz vor dem Saisonstart nimmt ran die acht Divisions in der NFL unter die Lupe. In der NFC North kämpfen die Detroit Lions, Green Bay Packers, Chicago Bears und Minnesota Vikings um die Krone.
Von Jan Horstkötter
Detroit Lions
Letzte Saison: 12-5, Aus im NFC Championship Game gegen die San Francisco 49ers (31:34)
Wichtige Neuzugänge: Marcus Davenport (Defensive End), Amik Robertson (Cornerback), DJ Reader (Defensive Tackle), Carlton Davis (Cornerback), Kevin Zeitler (Guard), C.J. Moore (Safety), Kyle Peko (Defensive Tackle)
Wichtige Abgänge: Teddy Bridgewater (Quarterback), Josh Reynolds (Wide Receiver), Cam Sutton (Cornerback), Tracy Walker (Safety), Jonah Jackson (Guard), C.J. Gardner-Johnson (Safety), Romeo Okwara (Defensive End)
Head Coach: Dan Campbell (seit 2021)
Analyse: Offensive
Neues Jahr, neue Chance, alte Lions? Fast! Denn die Detroit Lions gehen mit gewaltigen Ambitionen in die kommende Saison und das nicht zu Unrecht. Der harte Kern bleibt zusammen.
Im Trainerteam um Head Coach Dan Campbell und OC Ben Johnson ändert sich nicht viel - fast schon überraschend. Denn Johnson stand bei vielen Franchises als potenzieller Head Coach auf dem Zettel, entschied sich aber für ein weiteres Jahr mit Campbell in Detroit.
Quarterback Jared Goff (212 Millionen US-Dollar), Wide Receiver Amon-Ra St. Brown (120 Millionen US-Dollar) und Tackle Penei Sewell (112 Millionen US-Dollar) erhielten allesamt gewaltige neue Verträge.
Die Offensive ist jung, die Offensive ist talentiert und die Offensive hat mit attraktivem Football bereits in der vergangenen Saison für Furore gesorgt, als die Lions nur denkbar knapp im NFC Championship Game an den San Francisco 49ers scheiterten - dabei aber 31 Punkte erzielten.
Junge Stars wie Running Back Jhamyr Gibbs oder Tight End Sam LaPorta gehen erst in ihre zweite Saison. Mit dem Deutsch-Amerikaner St. Brown steht Quarterback Goff zudem einer der besten Wide Receiver der Liga zur Verfügung.
Und auch in der Breite ist der Kader stark aufgestellt. David Montgomery, Jameson Williams, Kalif Raymond …
Die Lions haben alle Trümpfe selbst in der Hand, um die starke Leistung der Vorsaison zu wiederholen.
Externer Inhalt
Analyse: Defensive
In der Defensive liegt die Schwäche der Lions. Das war bereits in der vergangenen Saison der Fall. Über 23 Punkte pro Partie ließ die Franchise zu. Nur drei andere Teams waren in der Pass-Verteidigung noch schlechter.
Und genau hier wurde in der Offseason verstärkt angesetzt: Nach der Entlassung von Cam Sutton wegen häuslicher Gewalt und den Abgängen von C.J. Gardner-Johnson und Tracy Walker wurden neue Defensiv-Stützen verpflichtet.
In der D-Line werden in Zukunft Marcus Davenport (Edge), DJ Reader (DT) und Kyle Peko (DT) auf Quarterback-Jagd gehen und das Laufspiel stoppen. Perfekte Ergänzungen zu Jungstar Aiden Hutchinson und seinem nur wenig älteren Nebenmann Alim McNeill.
Zumal das Stoppen des Laufspiels auch in der Vergangenheit nicht das Problem der Lions war.
Für die Passverteidigung wurden Amik Robertson (Cornerback), Carlton Davis (Cornerback) und C.J. Moore (Safety) verpflichtet. Mit Terrion Arnold in Runde eins und Ennis Rakestraw Jr. in Runde zwei zudem zwei weitere junge Cornerbacks im Draft ausgewählt.
Sie alle sollen der Defensive rund um DC Aaron Glenn neue Stabilität verleihen. Denn die Offensive allein kann nicht immer für den Sieg sorgen, wie beim schmerzhaften 31:34 im NFC Championship Game vergangene Saison zu sehen war.
Einschätzung
Die ohnehin schon geballte Offensive zusammengehalten, die Defensive weiter verstärkt: Auf dem Papier sieht Detroit noch stärker aus als im Vorjahr. Doch in der NFL zählt die Form auf dem Papier nicht. Auf dem Platz kann alles passieren.
Sollten die Lions an ihre Normalform herankommen, geht der Division-Sieg nur über sie. Und auch in den Playoffs ist ein langer Run möglich. Vielleicht sogar bis zum Titel?
ran-Tipp: 12-5, Platz 1 in der NFC North
Green Bay Packers
Letzte Saison: 9-8, Aus in der Divisional Round gegen die San Francisco 49ers (21:24)
Wichtige Neuzugänge: Xavier McKinney (Safety), Josh Jacobs (Running Back), Andre Dillard (Tackle), Brayden Narveson (Kicker)
Wichtige Abgänge: Aaron Jones (Running Back), David Bakhtiari (Tackle), Joiah Deguara (Tight End), Yosh Nijman (Tackle), Jon Runyan (Guard), D’Vondre Campbell (Linebacker), Darnell Savage (Safety), Jonathan Owens (Safety), Anders Carlson (Kicker)
Head Coach: Matt LaFleur (seit 2019)
Analyse: Offensive
Sonderlich viel los war in der Offseason der Packers eigentlich nicht. Zumindest nicht, was Transfers anging. Die größte News war vermutlich die Vertragsverlängerung von Jordan Love, die ihm über vier Jahre satte 220 Millionen Dollar einbringen kann.
Mit Running Back Aaron Jones und Tackle David Bakhtiari verließen zwei langjährige Stützen die Franchise. Ersetzt wurden sie durch Josh Jacobs sowie Erstrunden-Pick Jordan Morgan, der gemeinsam mit Neuzugang Andre Dillard die O-Line verstärken soll.
In der vergangenen Spielzeit wechselten in der Offensive Licht und Schatten, die einzige Konstante war die Inkonstanz. Viel Gutes, aber auch unerklärliche Einbrüche. Der Vorteil im kommenden Jahr: Der Kern blieb zusammen und sollte nun deutlich eingespielter sein.
Quarterback Jordan Love, die Wide Receiver Christian Watson, Romeo Doubs, Jayden Reed, Dontayvion Wicks sowie die Tight Ends Luke Musgrave und Tucker Kraft gehen nun allesamt in ihr zweites oder drittes Jahr als Starter.
Die Erfahrung sollte ihnen helfen, 2024 konstanter aufzutreten.
Analyse: Defensive
Mit D’Vondre Campbell (Linebacker), Darnell Savage (Safety) und Jonathan Owens (Safety) verließen drei Starter die Franchise.
Die Rolle von Savage soll Neuzugang Xavier McKinney einnehmen, für den die Franchise viel Geld hinlegte - zu viel? Der 26-Jährige, der von den Giants kam, erhält bei den Packers in vier Jahren 67 Millionen Dollar. Green Bay machte ihn damit zum fünftbestbezahlten Safety der Liga.
Mit den beiden Zweitrunden-Picks Edgerrin Cooper (Linebacker) und Javon Bullard (Safety) sollten die beiden anderen vakanten Stellen durch den Draft neu besetzt werden. Doch ob beide Spieler von Tag eins an diese Rollen einnehmen können, steht noch in den Sternen.
Mit Jeff Hafley konnte die Franchise den bisherigen Head Coach des Boston College als neuen Defensive Coordinator gewinnen. Er soll die eher durchschnittliche Defensive wieder auf Vordermann bringen und deutlich aggressiver machen.
Einschätzung
Der junge Offensiv-Trupp der Packers hat viel Potenzial und ein weiteres Jahr Vorbereitung gewonnen. Das Team um OC Adam Stenavich kann erneut die Playoffs erreichen, denn die Voraussetzungen sind gegeben.
Wenn die Defensive zulegen kann, ist sogar noch mehr drin. Aktuell sieht es aber eher danach aus, als wären die Packers im Norden nur die Nummer zwei.
ran-Tipp: 10-7, Platz 2 in der NFC North
Chicago Bears
Letzte Saison: 7-10, keine Playoff-Teilnahme
Wichtige Neuzugänge: D’Andre Swift (Running Back), Keenan Allen (Wide Receiver), Gerald Everett (Tight End), Jake Curhan (Tackle), Matt Pryor (Guard), Ryan Bates (Center), Coleman Shelton (Center), Jacob Martin (Defensive End), Kevin Byard (Safety), Jonathan Owens (Safety)
Wichtige Abgänge: Justin Fields (Quarterback), D’Onta Foreman (Running Back), Darnell Mooney (Wide Receiver), Equanimeous St. Brown (Wide Receiver), Cody Whitehair (Guard), Lucas Patrick (Center), Yannick Ngakoue (Defensive End), Justin Jones (Defensive Tackle), Eddie Jackson (Safety)
Head Coach: Matt Eberflus (seit 2022)
Analyse: Offensive
Eine ganz neue Welt: Die Chicago Bears stellen sich offensiv 2024 komplett neu auf.
Nummer-1-Pick Caleb Williams soll der seit Jahrzehnten schwachen Offensive der Bears neuen Glanz verleihen. Die Franchise stellte ihm die entsprechenden neuen Anspielstationen auch direkt zur Verfügung.
Star-Wide-Receiver Keenan Allen kam von den Los Angeles Chargers. Rookie-WR Rome Odunze wurde wie Williams im Draft ausgewählt - an Position 9. Außerdem wurden Running Back D’Andre Swift von den Philadelphia Eagles und für mehr Tight-End-Tiefe Gerald Everett von den Los Angeles Chargers verpflichtet.
Mit Ryan Bates auf der Center-Position wird die rundum neue Offensive abgerundet. Ein Feuerwerk an Strahlkraft, das Shane Waldron, dem neuen Bears-OC, zur Verfügung steht. Zumindest auf dem Papier.
Doch runderneuerte Kader brauchen häufig Zeit. Und Rookie-Quarterbacks sowieso. Die Erwartungen sind zwar hoch, doch auch der hartgesottenste Bears-Fan wird sich eingestehen, dass Williams und Co. nicht von Tag eins an Wunder bewirken können.
Analyse: Defensive
Einen so großen Umbruch wie die Offensive kann die Defensive nicht aufweisen. Dennoch gibt es auch hier signifikante Neuerungen. Angefangen ganz oben: Mit Eric Washington haben die Bears ihren neuen Defensive Coordinator gefunden.
Der 54-Jährige war zuletzt als Assistant Head Coach und Defensive Line Coach bei den Buffalo Bills tätig.
Die Abgänge der Starter Yannick Ngakoue (Defensive End), Justin Jones (Defensive Tackle) und Eddie Jackson (Safety) konnten nur teilweise aufgefangen werden. Dafür kam mit Safety Kevin Byard ein erprobter All-Pro-Defender.
Durch den Trade von Montez Sweat Mitte der vergangenen Spielzeit wurde vor allem in der zweiten Saisonhälfte die junge Defensive deutlich stabilisiert. DC Washington hat ein junges Team mit viel Potenzial. Eine Truppe, mit der man arbeiten kann.
Einschätzung
Generalüberholte Chicago Bears. Ein Team mit sehr viel Potenzial - vor allem in der Offensive. Aber auch ein Team, das wohl noch Zeit braucht, um dieses voll ausschöpfen zu können.
Der ganz große Sprung gelingt 2024 deswegen vermutlich noch nicht. Aber die Football-Fans dürfen sich in der NFC North in den kommenden Jahren auf ein noch engeres Duell um die Krone im Norden freuen.
ran-Tipp: 7-10, Platz 3 in der NFC North
Keiner mag die Jags? Das große NFL-Follower-Ranking
Minnesota Vikings
Letzte Saison: 7-10, keine Playoff-Teilnahme
Wichtige Neuzugänge: Sam Darnold (Quarterback), Aaron Jones (Running Back), Trent Sherfield (Wide Receiver), Dan Feeney (Center), Jerry Tillery (Defensive Tackle), Jonathan Greenard (Edge), Andrew Van Ginkel (Edge), Jonah Williams (Defensive End), Blake Cashman (Linebacker), Kamu Grugier-Hill (Linebacker), Shaq Griffin (Cornerback), Stephon Gilmore (Cornerback)
Wichtige Abgänge: Kirk Cousins (Quarterback), Josh Dobbs (Quarterback), Alexander Mattison (Running Back), K.J. Osborn (Wide Receiver), David Quessenberry (Tackle), Dalton Risner (Guard), Danielle Hunter (Defensive End), D.J. Wonnum (Defensive End), Marcus Davenport (Defensive End), Dean Lowry (Defensive Tackle), Jordan Hicks (Linebacker), Troy Dye (Linebacker), Greg Joseph (Kicker)
Head Coach: Kevin O‘Connell (seit 2022)
Analyse: Offensive
Es wird vermutlich ein klassisches Übergangsjahr für die Minnesota Vikings. Quarterback Kirk Cousins hat die Franchise nach sechs Jahren in Richtung Atlanta verlassen. Erstrundenpick J.J. McCarthy zog sich in der Preseason einen Meniskusriss zu und wird die gesamte Saison ausfallen.
Sam Darnold geht also als Starter in die neue Saison. Für ihn eine neue Chance, sein Talent zu beweisen - und die Voraussetzungen sind nicht schlecht. Denn mit den Wide Receivern Justin Jefferson und Jordan Addison sowie Tight End TJ Hockenson steht ihm eines der besten Passempfänger-Trios der gesamten NFL zur Verfügung.
Dazu kommt eine starke O-Line und mit Neuzugang Aaron Jones (von den Packers) ein erfahrener Running Back.
Wenn sich Sam Darnold fängt, kann diese Offensive den Unterschied ausmachen. Allerdings steht und fällt alles mit dem früheren Nummer-3-Pick, der in seinem siebten NFL-Jahr bereits für das vierte Team aufläuft.
Im Trainerteam gab es kaum Veränderung. Kevin O’Connell steht nach wie vor als Head Coach an der Seitenlinie, während Wes Phlipps als OC die Offensiv-Zügel in der Hand hält. Seit 2022 ein bewährtes Team.
Analyse: Defensive
Das Sorgenkind der Vikings (neben der Quarterback-Position) ist eindeutig die Defense. Vergangene Saison gelangen nur zwei Spielern mehr als drei Sacks: Danielle Hunter (16,5) und D.J. Wonnum (8). Beide haben die Franchise in dieser Offseason verlassen. Genau wie Tackle-Monster Jordan Hicks.
Im Draft wurde in Runde eins Pass Rusher Dallas Turner verpflichtet, ein Spieler mit sehr viel Potenzial. Mit Jonathan Greenard (Edge), Andrew Van Ginkel (Edge) und Blake Cashman (Linebacker) kam auch darüber hinaus adäquater Ersatz, doch vor allem die Front-Seven mit der D-Line Jerry Tillery, Harrison Phillips und Jonathan Bullard macht große Sorgen.
Ähnlich wie die Secondary, die allerdings deutlich gezielter verstärkt wurde. Sie war bereits in der vergangenen Saison kein Prunkstück der Vikings - Platz 23 in der NFL, was zugelassene Passing Yards angeht. Nun sollen Shaq Griffin und der erst kürzlich unter Vertrag genommene Stephon Gilmore für die Wende sorgen.
Gilmore trifft damit erneut auf DC Brian Flores, mit dem er bereits bei den New England Patriots trainierte und einen Super Bowl gewann.
Einschätzung
Für ein Übergangsjahr sieht der Kader der Minnesota Vikings fast zu gut aus. Vor allem die offensive Power ist gewaltig. Sie steht und fällt aber mit Quarterback Sam Darnold. Und ausgerechnet der gilt als Schwachstelle des Systems.
Defensiv musste Minnesota heftige Abgänge verkraften. Die neuen Spieler müssen zeigen, dass sie im Flores-System in die großen Fußstapfen steigen können.
Dennoch wird es Minnesota 2024 schwer haben. Verkraftbar, wenn sie es selbst auch als Übergangsjahr ansehen werden.
ran-Tipp: 6-11, Platz 4 in der NFC North