Mit 38:6 fegten die Baltimore Ravens die Detroit Lions in Woche sieben mit Vollgas vom Platz und setzten damit eine gehörige Duftmarke gegen eines der formstärksten Teams der Liga.
Die Ravens-Defense meldete die bis dato so fulminant aufspielende Offense der Lions um den deutschen Wide Receiver Amon-Ra St. Brown komplett ab und ließ erst im letzten Viertel, als das Spiel bereits längst entschieden war, die ersten Punkte des Gegners zu.
Und auch offensiv erlebte das Team einen Sahnetag, allen voran im Passspiel. Quarterback Lamar Jackson machte mit 357 Passing Yards und drei Touchdown-Pässen sein mit Abstand bestes Saisonspiel und dominierte Detroit, das von zahlreichen Experten zuvor als Top-Team der Liga buchstäblich in den Himmel gehyped wurde, gefühlt nach Belieben.
Eine Machtdemonstration des 26-Jährigen, der in der Offseason nach endlosem Hin und Her und einer zwischenzeitlichen Trade-Forderung dann doch noch seinen Langzeitvertrag über fünf Jahre und 260 Millionen Dollar erhielt. Und seinen Zahltag eindrucksvoll rechtfertigt.
Jackson spielt eine bärenstarke Saison, das untermalt nicht erst seine Performance im Topspiel gegen die Lions eindrucksvoll. Dennoch wird er völlig zu Unrecht im MVP-Rennen außen vor gelassen und nicht zu den Top-Favoriten gezählt.
Über Jahre hielt sich die Kritik, dass Jackson mehr Running Back als Quarterback wäre und viel zu abhängig von seinem seinesgleichen suchenden Laufspiel sei. Sein Passing Game wäre eines Elite-Spielers auf der wichtigsten Position im Football nicht würdig.
Diesen Umstand nahm sich die Franchise in der Offseason zu Herzen und stellte Jackson das mit Abstand beste Receiving Corps seiner bisherigen NFL-Karriere an die Seite.
Routinier Odell Beckham Jr. und Rookie-Speedster Zay "Joystick" Flowers geben Jackson ungeahnte Möglichkeiten, die sein Spiel deutlich vielfälliger und weniger abhängig von seiner Lieblingsanspielstation, Tight End Mark Andrews, machen.
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Lamar Jackson spielt beste Passing-Saison seiner Karriere
Jackson hat nun keine Ausreden mehr. Das bisherige Resultat lässt jedoch keine Zweifel an seinen Qualitäten zu. Der Ravens-Star legt deutliche Karrierebestwerte in den Kategorien Completions (71 Prozent, bisheriger Bestwert: 66,1 Prozent aus 2019) und den durschnittlichen Yards pro Passversuch (8,1 Yards, Bestwert zuvor: 7,8 Yards, 2019) auf.
Jackson straft seine Kritiker eindrucksvoll Lügen, vertraut auf seinen starken Arm. Mit erst drei Interceptions spielt er bisher weitestgehend fehlerlos und knallt regelmäßig Highlight-Plays raus.
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Umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Nummer-eins-Running-Back K.J. Dobbins mit einem Achillessehnenriss vom Saisonauftakt fast die ganze Spielzeit verpasst. Jackson schafft es in überragender Manier, den Ausfall vergessen zu machen, ohne selbst wie häufig zuvor im Laufspiel die Kohlen aus dem Feuer holen zu müssen.
Mit bereits 1.610 Passing Yards nach sieben Spielen sollte er seine bisherige Bestmarke von 3.127 Yards aus der Saison 2019 um Längen verbessern - auch die Marke von 4.000 Passing Yards ist für Jackson erstmals realistisch.
Von derartigen Individualerfolgen lässt sich der Playmaker aber längst nicht mehr blenden.
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Lamar Jackson und der Reifeprozess
Dass etwa auch ein Statement-Sieg wie der gegen die Lions nur eine Momentaufnahme ist, für die man sich im Endeffekt auch nichts kaufen kann, machte der 32. Pick von 2018 nach der Partie unmissverständlich klar.
"Wir gewinnen. Ich habe kein Problem damit, Siege einzufahren, aber es ist immer noch nur die Regular Season", stellte der 26-Jährige nüchtern fest.
Man merkt Jackson seinen Reifeprozess deutlich an. Frühe Erfolge oder individuelle Bestmarken sind schön, aber im Endeffekt nur Makulatur. Denn die Wahrheit liegt in den Playoffs.
Und auf der größten Bühne konnte der MVP der Saison 2019 bisher noch nicht Mal ansatzweise zum großen Wurf ausholen. Drei Mal erreichte Baltimore mit Jackson die Postseason, erst einmal ging es dabei über die Wild Card Round hinaus - 2020 beim enttäuschenden Aus in der Divisional Round gegen die Buffalo Bills.
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Gewinner und Verlierer aus Woche 7: Comeback-Mac und Agent Bagent
Gewinner und Verlierer in Week 7 Der siebte Spieltag der NFL-Saison 2023 hat mal wieder gezeigt, wieso die NFL so unberechenbar ist: Vier 1-5-Teams gewannen ihr Spiel. Die Detroit Lions dagegen wurden gehörig aufgemischt. Das ergibt ein eher ungewohntes Bild bei den Gewinnern und Verlierern.
Hinweis: Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist nur eine Auswahl.
Gewinner: Kirk Cousins (Minnesota Vikings) Es war bisher nicht gerade eine einfache Saison für die Minnesota Vikings. Nur zwei Siege standen auf der Habenseite, obwohl Quarterback Kirk Cousins gute Statistiken auflegte. Die wichtigste Statistik kam jedoch stets zu kurz: Siege. Nun kamen auch noch die San Francisco 49ers nach Minneapolis - und das zur Prime Time.
Gewinner: Kirk Cousins (Minnesota Vikings) Cousins jedoch zeigte, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Nicht nur lieferte er beim 22:17 mit 378 Yards und zwei Touchdowns eine blitzsaubere Vorstellung ab, vor allem bei 3rd Downs war "Captain Kirk" nicht zu stoppen. Mit dem Seziermesser nahm er die hochgelobte Defense der "Niners" auseinander.
Gewinner: Mac Jones (New England Patriots) Mac Jones hatte es bei den New England Patriots nie einfach. Nicht nur musste er das geistige Erbe eines gewissen Tom Brady antreten, auch half ihm seine Franchise nicht gerade mit Koordinatoren oder Mitspielern. Nach nur einem Sieg aus sechs Spielen kamen die Buffalo Bills nach New England, der Erzrivale und neue Dominator der AFC East.
Gewinner: Mac Jones (New England Patriots) Und was der 25-Jährige zeigte, war nicht weniger als das beste Spiel seiner Karriere. 83 Prozent seiner Bälle beim 29:25 kamen an, zwei Touchdowns und am Wichtigsten: Kein Turnover. Zudem lieferte Mac einen Game Winning Drive, als sein Team ihn brauchte, das macht zwei Touchdown-Drives in Folge. Die Jones-Kritiker sind mindestens mal eine Woche lang leise.
Gewinner: Die gesamte Offense der Baltimore Ravens Es gab nicht wenige Fragezeichen, als die Baltimore Ravens ihre Offense in diesem Sommer umstellten. Todd Monken wurde neuer Koordinator und fokussierte sich mehr auf das Passspiel. Nicht jeder war damit einverstanden. Es hieß, man würde Lamar Jackson um seine größte Stärke berauben, das Laufspiel.
Gewinner: Die gesamte Offense der Baltimore Ravens In Woche sieben jedoch zeigte sich die volle Blüte des Monk'schen Systems. Mit 38:6 schickten die Ravens die Detroit Lions nach Hause. Eine Rasur ohne Schaum. Egal ob Lamar Jackson, die Offensive Line, die Running Backs oder die Receiver - alle hatten einen absoluten Sahnetag. Eine Bestätigung für die Ravens und die vorgenommenen Änderungen.
Gewinner: Myles Garrett (Cleveland Browns) Dass Myles Garrett ein herausragender Pass Rusher und Athlet ist, das war eigentlich jedem NFL-Fan, Spieler und Coach bekannt. Was die Ein-Mann-Abrissbirne der Cleveland Browns jedoch gegen die Indianapolis Colts auf den Kunstrasen des Lucas Oil Stadiums brachte, war mehr als außergewöhnlich.
Gewinner: Myles Garrett (Cleveland Browns) 9 Tackles, 2 Tackles for Loss, zwei Quarterback Hits und ein Sack, dazu zwei getippte Bälle an der Line of Scrimmage. Gardner Minshew und die Offensive Line der Colts wachen wahrscheinlich wegen Alpträumen von Garrett Nachts vor Schreck auf. Dem derzeit wohl dominantesten Spieler der NFL ist es zu verdanken, dass die Browns am Ende 39:38 gewannen.
Gewinner: Tyson Bagent (Chicago Bears) Die Leistung von Bears-Backup-Quarterback Tyson Bagent war statistisch gesehen gar nicht wirklich herausragend. Gut, aber mehr nicht. Von 29 Bällen kamen 21 an, damit erzielte er 162 Passing Yards und einen Touchdown. Ein Gewinner ist er in dieser Woche dennoch.
Gewinner: Tyson Bagent (Chicago Bears) Denn vor einigen Monaten kannten in den USA nur die allerwenigsten den 23-Jährigen. Der ungedraftete Rookie spielte am College für die Shepherd Rams. Kennt ihr nicht? Dann geht es euch genau so wie 99 Prozent aller NFL-Fans. Der überzeugende 30:10-Erfolg gegen die Las Vegas Raiders ist eine Feel-Good-Geschichte für ihn, die Bears und eigentlich die ganze Liga.
Verlierer: Tua Tagovailoa (Miami Dolphins) Die Miami Dolphins wurden - auch von ran - nach dem starken Start in den Himmel gelobt. Ist die Offense unaufhaltbar? So schien es zumindest, spätestens nach dem historischen 70:20 über die Denver Broncos. Doch beim genauen Hinschauen wird klar: Die Siege holten die Dolphins gegen Teams, die - Stand jetzt - alle in den Top 10 des kommenden Drafts picken werden.
Verlierer: Tua Tagovailoa (Miami Dolphins) Die Niederlagen dagegen gab es gegen die Buffalo Bills und, wie in Woche sieben, gegen die Philadelphia Eagles (31:17). Gegen diese beiden Gegner sah Tua Tagovailoa mit insgesamt nur zwei Touchdown-Pässen schlecht aus, wie die gesamten Dolphins. Und auch gegen schwache LA Chargers und Patriots wurde es knapp. Sind die "Fins" also Contender oder nur Pretender?
Verlierer: Ken Dorsey (Buffalo Bills) Eigentlich war die Offense der Buffalo Bills seit 2020 stets das Prunkstück des Teams. Die Connection zwischen Stefon Diggs und Josh Allen schien nicht zu stoppen zu sein. Doch mittlerweile läuft die Bills-Offense so hochtourig wie ein Oldtimer. Das schieben die meisten Fans auf Offensive Coordinator Ken Dorsey.
Verlierer: Ken Dorsey (Buffalo Bills) Das 25:29 in New England war nur die Spitze des Eisbergs. In den vergangenen drei Spielen brachten die Bills in der 1. Halbzeit nur jämmerliche zehn Punkte zustande. Zu wenig für die Ambitionen des Teams. Zwischen den Niagara-Fällen und New York City gibt es nur wenige Football-Fans, die Dorseys Job nicht neu besetzt sehen wollen.
Verlierer: Josh McDaniels (Las Vegas Raiders) Wenn man bei den Las Vegas Raiders denkt, dass es schlimmer gar nicht mehr kommen kann, dann setzt das Team noch einen drauf. Eigentlich hätten die Raiders beflügelt von 21:17 über die New England Patriots sein können. Stattdessen fuhren sie zu den Chicago Bears und holten sich beim 10:30 eine Abreibung ab.
Verlierer: Josh McDaniels (Las Vegas Raiders) Und Head Coach Josh McDaniels? Der lieferte erneut eine ganz schwache Vorstellung als Playcaller ab. Ja, den Raiders fehlte Jimmy Garoppolo. Aber das ist kein Grund, mit drei Scores gegen den Rookie-Backup-Quarterback der Chicago Bears zu verlieren, der nicht einmal von einem Division-Eins-College kommt.
Verlierer: Derek Carr (New Orleans Saints) Apropos Teams, die auf der Stelle treten. Das sind auch die New Orleans Saints. Eigentlich haben die Saints alles, was ein gutes Team braucht. Einen offensichtlich fähigen Head Coach, eine ganz hervorragende Defense, eine gute Offensive Line und junge, explosive Passempfänger. Was hindert das Team also daran, erfolgreich zu sein?
Verlierer: Derek Carr (New Orleans Saints) Scheinbar der neue Quarterback der Saints, Derek Carr. Beim 24:31 gegen die Jacksonville Jaguars überzeugte Carr erneut nicht, warf einen Pick Six und hätte um ein Haar noch einen weiteren Ballbesitz verschenkt. Ist Carr die Antwort auf die Frage nach Erfolg in Louisiana? Wohl eher nicht. Zumindest, wenn er so spielt.
Verlierer: Dan Campbell (Detroit Lions) Eigentlich ist Head Coach Dan Campbell von den Detroit Lions nicht nur einer der beliebtesten Coaches der Liga, sondern auch einer der Besten. Davon war beim 6:38 bei den Baltimore Ravens jedoch gar nichts zu sehen. Bei so einem Ergebnis lag logischerweise deutlich mehr im Argen, als nur der Coaching Staff.
Verlierer: Dan Campbell (Detroit Lions) Wichtiger wird sein, wie Campbell sein Team nach dieser Rutsche anpackt. Schafft er es, sie für das wichtige Heimspiel in Woche acht gegen die Las Vegas Raiders wieder wachzurütteln und alle Fehler auszumerzen? Die Fähigkeit das zu können, zeichnet wahre Top-Coaches aus. Nicht nur in der NFL.
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Lamar Jackson hat nur den Super Bowl im Kopf
An eine Super-Bowl-Teilnahme war zu Jacksons Leidwesen nur im Traum zu denken. Ein Makel, der sich im veränderten Selbstverständnis und seiner vorbildlichen Arbeitseinstellung widerspiegelt.
Diese Veränderung ist auch dem Team nicht entgangen. "Ich glaube nicht einmal, dass er so glücklich über das Spiel ist", sagte Head Coach John Harbaugh.
Jackson gebe alles, um das Maximum aus sich und seinen Mitspielern herauszuholen. "Wenn ich ihn jetzt in der Umkleidekabine sehe, ist er nicht gerade übermütig. Er denkt über die Spielzüge nach, die er hätte haben können und die er noch besser machen kann. So denken alle unsere Jungs im Moment und so sollten sie auch denken", fügte der Coach hinzu.
Ein Mindset, das für sich spricht. Auch der starke Saisonstart mit einer 5:2-Bilanz bringt in Baltimore keinen mehr zum Frohlocken.
Denn Jackson und die Ravens definieren ihre eigenen Leistungen in dieser Saison nur durch den Gewinn des Super Bowl, MVP-würdige Leistungen hin oder her.