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NFL London Game

NFL - Minnesota Vikings in der Analyse: Das macht das 5:0-Team zum Contender

  • Aktualisiert: 07.10.2024
  • 15:03 Uhr
  • Kevin Obermaier

Die Minnesota Vikings stehen zum neunten Mal in ihrer Franchise-Geschichte bei fünf Siegen nach fünf Spieltagen. Doch haben sie auch das Zeug zum Super Bowl? ran evaluiert, ob die Vikings ein ernstzunehmender Contender sind.

Aus London berichtet Kevin Obermaier

Als einziges Team der NFC sind die Minnesota Vikings in dieser NFL-Saison noch unbesiegt.

Das 23:17 gegen die New York Jets in London war der fünfte Sieg im fünften Spiel.

Doch sind sie auch das beste Team ihrer Conference? Können sie gar, zum ersten Mal überhaupt, den Super Bowl gewinnen?

ran nennt Gründe, die dafür sprechen – und dagegen.

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Contender: Diese Defense macht Angst

Dreimal in einem Spiel einen Pass von Aaron Rodgers abfangen – das schaffen wahrlich nicht viele Teams. Fünf waren es in Rodgers‘ 20-jähriger NFL-Karriere vor dem London Game. Nun sind es sechs.

Defensive Coordinator Brian Flores hat nach dem Abgang von Star-Pass-Rusher Danielle Hunter eine homogene Einheit erschaffen, deren drei Bestandteile – D-Line, Linebacker, Defensive Backs – sich blind zu verstehen scheinen. "Ich liebe ihn. Er setzt einen hohen Standard bei uns an", lobte Linebacker Andrew van Ginkel nach der Partie: "Er bringt uns in Positionen, in denen wir Plays machen können. Er erlaubt es uns, schnell und physisch zu spielen."

Oder, wie es Vikings-Legende Jared Allen im ran-Interview formulierte: "Er weiß genau, wie er die Jungs einsetzen muss." Die Zahlen belegen es.

Die Front übt immensen Druck auf gegnerische Spielmacher aus: 20 Sacks sind Bestwert in der NFL nach fünf Spieltagen. Die Jungs dahinter profitieren: Elf Interceptions sind ebenfalls das Maß der Dinge. Wenn dann auch noch die Laufverteidigung stimmt – und das tut sie in Minnesota mit 62,7 zugelassenen Yards pro Spiel: ligaweit Platz 2 – dann wird der Gegner wenige Punkte machen.

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Rodgers meinte vor dem Spiel, Flores verstehe es sehr gut, seine Absichten zu "verschleiern", den Quarterback mit "exotischen Formationen" zu verwirren und Fehler zu erzwingen. Nun bekam er am eigenen Leib zu spüren, wie schwer es ist, gegen diese Defense fehlerfrei zu spielen. Gegen weniger erfahrene Quarterbacks dürfte Minnesotas Abwehr sogar noch mehr Spaß haben.

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Contender: Die O-Line ist eine der besten der Liga

Der Quarterback kann noch so gut sein – wenn die Offensive Line nicht hält, wird er Fehler machen. Fragt mal bei Rodgers nach, der in den vergangenen beiden Jets-Spielen insgesamt acht Sacks einstecken musste und zweimal deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb.

Auch Sam Darnold ging im London Game viermal zu Boden, davor aber nur siebenmal in vier Spielen – jeder Quarterback würde diese Quote vorher wohl unterschrieben. Auch deswegen führte der 27-Jährige die Liga bei den Pass-Touchdowns vor dem Spieltag mit elf an (mittlerweile hat Joe Burrow zwölf).

Doch nicht nur der Schutz im Passspiel funktioniert, die fünf Jungs in vorderster Front sind auch verlässliche Laufblocker: Die Vikings kommen auf 115,4 Yards pro Spiel auf dem Boden. Ein gutes Laufspiel bestimmt nicht nur das Tempo des Spiels, es nimmt auch Druck von Darnold und ermöglicht erst seine gefährlichen Play-Action-Pässe.

Das Erfolgsrezept von Minnesotas O-Line: Beständigkeit. "Es hilft ihnen sicher, dass sie in dieser Formation schon ein paar Jahre zusammenspielen", sagte Allen bei ran. Drei Jahre, um genau zu sein. Left Tackle Christian Darrisaw, Left Guard Blake Brandel, Center Garrett Bradbury, Right Guard Ed Ingram und Right Tackle Brian O'Neill bilden ein harmonisches Quintett, das fast immer dieselben Noten anschlägt.

Und: Sie alle sind Vikings-Eigengewächse, die allesamt seit 2018 von der Franchise aus Minneapolis gedraftet wurden.

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Contender: Alte und neue Playmaker

Und dann sind da ja noch die offensiven Playmaker, die Unterschiedsspieler. Die, die auch einen verunglückten Pass noch fangen. Die, die trotz eines Tackles hinter der Line of Scrimmage noch positive Yards erzielen.

Und die Vikings haben einige davon. Justin Jefferson hat sich seit seinem Draft 2020 zum besten (und teuersten) Wide Receiver der NFL gemausert, kam in jeder seiner bisherigen Spielzeiten auf über 1.000 Yards, steht auch jetzt schon wieder bei 450 und vier Touchdowns.

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Neu ist Aaron Jones. Der Running Back, der in Green Bay als zu alt und verletzungsanfällig abgestempelt und vom Hof gejagt wurde, scheint genau die Verstärkung zu sein, die diese Offensive gebraucht hat. Vor allem seine Fähigkeiten als Receiver – gegen die Jets fing er einen 24-Yard-Pass beim dritten Versuch – geben Darnold eine zusätzliche Option, sollten seine Wideouts gedeckt sein.

"Ich widerlege meine Kritiker", sagte Jones vor dem London Game mit einem Lächeln. Er hat recht. Sollte seine Verletzung nicht allzu schlimm sein und auch Tight End T.J. Hockenson nach seinem Kreuzbandriss in der vergangenen Saison demnächst zurückkehren, dürfte diese Vikings-Offense auch in den kommenden Wochen für Furore sorgen.

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Pretender: Sam Darnold ist immer noch Sam Darnold

Wenn denn Darnold nicht in alte Muster zurückfällt. Nach fast perfekten ersten vier Spieltagen – elf Touchdowns, 932 Yards, nur drei Interceptions – lieferte der 27-Jährige gegen die Jets mit einer Passquote von unter 50 Prozent eine allenfalls mittelmäßige Partie ab.

Vor allem ein Play erinnerte an den alten Darnold: seine vermeidbare Interception Mitte des vierten Quarters, die New York wieder heranbrachte. "Das darf mir nicht passieren, ich muss den Ball besser beschützen", gab sich der Quarterback nach der Partie reumütig.

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Es sind diese unnötigen Fehler, diese Beispiele schlechter Entscheidungsfindung, die Darnold in seinen ersten NFL-Jahren den Ruf eines Quarterbacks einbrachten, der zu schlampig mit dem Ball umgeht. Die aus dem Nummer-2-Pick und Starter bei den Jets einen Backup bei den Carolina Panthers und San Francisco 49ers machten.

In seinen ersten sechs Saisons warf er fast genauso viele Interceptions (56) wie Touchdowns (63). Es ist zu befürchten, dass Darnold diese Fehleranfälligkeit doch noch nicht aus seinem Spiel verbannt hat, das erste Viertel der Saison nur ein Strohfeuer war. Und er im entscheidenden Moment den Ball wieder als Geschenk dem Gegner übergibt.

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Pretender: Die Vikings sind immer noch die Vikings

Die Vikings konnten noch nie den Super Bowl gewinnen. Das allein ist sicher kein Grund, sie auch in diesem Jahr abzuschreiben, als Pretender abzustempeln. Was ihnen eher Sorge bereiten sollte, ist ihre eigene Geschichte.

Bereits 2016 und 2003 stand Minnesota bei 5-0 (2003 sogar bei 6-0) – beide Male wurden die Playoffs dennoch verpasst. Insgesamt passierte das nur sechs Teams seit 1990. Dass Minnesota zweimal vertreten ist, ist zumindest auffällig.

Fazit: Die Vikings sind ein Contender

Doch unter dem Strich sind die aktuelle Form und die Qualität des Kaders höher zu bewerten als unrühmliche "Missgeschicke" längst vergangener Tage.

Darnold ist ein schwächeres Spiel zuzugestehen. Die O-Line steht. Und die D-Line schafft es, permanent Druck zu kreieren. An der Line of Scrimmage werden NFL-Spiele gewonnen. Und dann irgendwann auch Meisterschaften.

Ja, vielleicht auch (endlich) von den Minnesota Vikings.

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